Auf den Spuren des ersten Berliners

„Jacza von Köpenick“. Ein Slawenfürst des 12. Jahrhunderts zwischen dem Reich und Polen. Geschichten aus einer Zeit, in der es Berlin noch nicht gab
Berlin (timetext / viademica - internet-zeitung). Im Rahmen des Mittelalterspektakels „Jacza de Copnic – lebendiges Mittelalter in Köpenick“ werden am Samstag, 15. September 2012, von der THALIA Buchhandlung der historische Buchtitel „Jacza von Köpenick“ sowie das Hörspiel „Jacza & Wanda“ resp. „Der Niedergang der Sprewanen oder die Geschichte des Fürsten Jacza de Copnic und seiner Gemahlin Wanda“ präsentiert. Für alle Freunde der Berliner Stadtgeschichte eine perfekte Gelegenheit zum Rückblick in eine regionale Vergangenheit, über die aus den Geschichtsbüchern bislang nur wenig zu erfahren war.
Der Historiker Michael Lindner (Buch) und Jochen Exler-König (Hörspiel) haben mit »Jacza von Köpenick« und »Jacza & Wanda« beachtenswerte Beiträge geleistet, um für jene Zeit von vor über 850 Jahren zu sensibilisieren, da das Gebiet des heutigen Stadtbezirks Köpenick am aufregenden Anfang seiner besonders interessanten Entwicklung stand. Schließlich ist Jacza nicht nur der älteste Köpenicker, den wir mit Namen kennen, er ist auch der älteste Berliner, von dem wir etwas wissen. Bereits 100 Jahre bevor Berlin erwähnt wurde, herrschte dieser slawische Fürst von seiner Burg Copnic aus an Spree und Dahme (ca. 1145 –1176). Er steht am Beginn der Geschichte Köpenicks. Mit den ostsächsisch-deutschen Markgrafen, vor allem Albrecht dem Bären, stand er in heftigen Auseinandersetzungen um Lande, die heute zu Berlin und Brandenburg gehören. Durch seine Ehe mit Agatha, einer Fürstentochter aus Schlesien, unterhielt Jacza enge Beziehungen nach Polen und wurde dort eine einflussreiche Persönlichkeit in der Politik der piastischen Fürstenfamilie. Als einer der ganz wenigen Hochadligen seiner Zeit reiste er zweimal ins Heilige Land, wo er sich inspirieren ließ, nach seiner Rückkehr geistliche Einrichtungen zu stiften. Mit dem vorliegenden Buch werden erstmals die überlieferten historischen Zeugnisse – Schriftstücke, Münzen, archäologische Artefakte – im Zusammenhang vorgestellt und Jaczas Lebensgeschichte erzählt. Außerdem wird mittels umfangreichem Bild- und Kartenmaterial anschaulich die herausragende Bedeutung dieses Fürsten für die hochmittelalterliche Geschichte des Havel-Spree-Gebietes illustriert. Der historisch Interessierte kann sich über diesen Band unterhaltsam Kenntnisse der Historie Köpenicks und des weiteren Berlin-Brandenburgischen Umfelds aneignen und Einblick in das historische Arbeiten, in die Möglichkeiten und Grenzen geschichtswissenschaftlicher Erkenntnis und Darstellung jenseits von Heimat- oder Deutschtümelei und jenseits patriotischer Dynastieverherrlichung gewinnen.
Textauszug:
Als Köpenick im Jahre 2009 seinen 800. Geburtstag feierte, war es zu früh und zu spät zugleich: zu früh, weil sich die urkundliche Ersterwähnung des Ortes erst am 10. Februar 2010 zum 800mal jährte – Köpenick im Jahr zuvor also nur 799 Jahre zählte, und zu spät, weil die Burg als Copnic bereits in den fünfziger und sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts auf den Münzen des legendären Jacza genannt wird – Köpenick nach diesen Quellen also schon mehr als 850 Jahre alt ist. Beides sind wichtige Daten und doch keine unverrückbaren Fakten, denn tatsächlich reicht die Besiedlung des Platzes am Zusammenfluss von Spree und Dahme noch weiter zurück: mehr als 350 Jahre, ginge es nach den ältesten slawenzeitlichen Funden aus der Zeit um 850, oder fast 5000 Jahre hielten wir uns an die jungsteinzeitlichen Überlieferungen auf der Schlossinsel aus der Zeit zwischen 2821 und 2660 vor Christi Geburt. Welchen Namen diese frühen Ansiedlungen trugen, wissen wir allerdings nicht. Sicherheit gewinnen wir erst zu Jaczas Zeiten. Seit dem haftet an dem Hügel der Name Copnic – Köpenick.
Zurück nach Köpenick, das in Jacza eine herausragende aber auch geheimnisumwitterte Gestalt besitzt, die auf der Schlossinsel über eine Burg als Herrschaftsmittelpunkt seiner Besitzungen verfügte. Von Jaczas Existenz in Köpenick berichten uns seine bereits kurz erwähnten Münzen, sogenannte Brakteaten oder Hohlpfennige, die sehr dünn und nur einseitig geprägt waren. Auf fünf der acht existierenden Münztypen nennt er sich nach Köpenick, das dreimal in den Formen Copnic, und je einmal als Coptnik und Copninc erscheint. Vom Beginn der schriftlichen Köpenicker Geschichte bis in Fontanes Zeit wurde der Ort am Anfang mit C geschrieben. Im Berliner Münzkabinett auf der Museumsinsel und im Märkischen Museum kann der Interessierte diese Geldstücke sehen. Die Münzen sind von Jacza autorisierte, unmittelbar zeitgenössische Zeugnisse und haben deshalb für die Frage: woher er kam und, wie er von seiner Umwelt gesehen werden wollte, höchste Bedeutung.
*
Das PROGRAMM am Samstag, 15. September, im FORUM Köpenick:
10.00 Uhr: Beginn Markt mit musikalische Einleitung durch Dudelsackspieler Markus
11.00 Uhr: Kämpfe und Duelle der Ritter, musikalische Einleitung mit Dudelsack, kurze Begrüßung der Zuschauer durch Jochen Exler-König
12.00 Uhr: Wer war Jacza de Copnic? Musikalische Einleitung mit Dudelsack, theatralischer Dialog zwischen Wanda (Nicole) und Ritter Dragomir (Jochen), Vorstellung Jaczas in Verbindung mit Hinweisen auf das Buch, die Hörspiel-CD und die Mittelalterstadt
12.30 Uhr: Mittelalterliche Gewandschau, musikalische Einleitung mit Dudelsack, Präsentation der Mode von ArtePia mit Nicole, Jochen und Pias Team und entsprechenden Erläuterungen, Präsentation der Waffen und Ausrüstung durch die Greifen, Posing auf der Bühne mit Rittern und edlen Damen, beim Catwalk musikalische Umrahmung durch Fabian von der Hörspiel-CD
14.00 Uhr: Kämpfe und Duelle der Ritter, musikalische Einleitung mit Dudelsack

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