Allein auf so einer Bank ist es recht nett – zu zweit auf dem Sofa aber auch mal
Zugegeben, ich bin etwas spät dran, erst gestern habe ich die erste Folge der neuen „Bachelorette“-Staffel angesehen. Und heute geht es schon wieder weiter, mit der recht niedlichen, kleinen Alisa, gegen die ich ausnahmsweise gar keine Aggressionen hege – und ihren Männern, die meisten von ihnen von Beruf Personal Trainer. Gegen viele von ihnen hege ich schon jetzt Aggressionen, aber soll hier nun nicht das Thema sein (der Typ mit der Decke? Also bitte.).
Jedenfalls ist Alisa Bachelorette geworden, weil sie, na klar, die Liebe ihres Lebens sucht. Das ist ein bisschen blöd für alle anderen, die nicht Bachelorette geworden sind, und trotzdem die Liebe ihres Lebens finden wollen. Wie auch immer. Jedenfalls träumt Alisa davon, in einem Jahr vielleicht schon mit jemandem „auf der Couch zu sitzen“. Auch die Männer erwähnen das Bild von dem Auf-der-Couch-Sitzen, „mit der richtigen Frau auf der Couch sitzen, das wäre toll“, so und ähnlich reden sie da.
Was sagt uns das denn jetzt? Ist das das Bild von der perfekten Beziehung, ist es das, was wir ersehnen? Gemeinsam auf der Couch zu sitzen? Quälen wir uns dafür auf Datingseiten und durch schlechte Rendezvous, um am Ende mit jemandem AUF EINEM SOFA ZU LÜMMELN?
Warum will Alisa nicht in einem Jahr mit jemandem „romantische Dinner unter freiem Himmel essen“? Warum wollen die Männer nicht mit der richtigen Frau „leidenschaftlichen Sex am Strand haben“? Das ist doch schließlich, was Instagram, TV und Medien uns als Idealromanze vorleben. Aber nein, stattdessen wollen sie alle gemeinsam auf einem Sofa rumliegen.
Das klingt unsexy, das ist nicht romantisch, das ist nicht leidenschaftlich – aber offenbar dennoch erstrebenswert. Und wenn man kurz darüber nachdenkt, dann ist es eigentlich auch sehr weise, sich nach jemandem für die Couch zu sehnen. Und eben nicht jemanden für die ganz große Romantik zu suchen.
Denn: Für aufregende Dates, hübsch zurechtgemacht, für prickelnde Stunden oder Affären, da findet sich schnell jemand. Das geht mit dem Tinder-Flirt oder der Bar-Bekanntschaft.
Aber dem, den wir auf unser Sofa lassen, für die gemütlichen Stunden, in Jogginghosen, dem müssen wir vertrauen. Diesen Platz muss man sich verdienen – und zwar sogar mehr, als den im Bett für eine Nacht. Denn die Sofastunden sind intimer und persönlicher, auf der Couch zeigen wir, wer wir wirklich sind. Nach einem anstrengenden Arbeitstag, ungeschminkt, pur. Die Couch, sie ist das Symbol für echte Nähe und Vertrauen.Und überhaupt: So auf dem Sofa liegen, entspannt, ohne komische Momente, ohne peinliche wo-berühren-wir-uns-jetzt-Verrenkungen, das ist gar nicht so einfach. Das geht nicht mit jedem.
Alisa und ihre Männer haben das zwar instinktiv erkannt – aber nun wird es natürlich schwierig. Bei den RTL-Bachelorette-Dates wird Bungee gesprungen und Speedboot gefahren. Wen Alisa da im Adrenalintaumel heiß findet, muss nicht unbedingt der beste Partner für den Sofa-Alltag sein.