Auf dem Burgenwanderweg im Hohen Fläming – Tag 2

Die Nacht brachte Regen und der nächste Tag empfängt uns mit dichtem Nebel und feuchter Kühle. Das stärkende Frühstück mit kräftigem Kaffee und frischem Brot vertreibt den schmerzhaften Muskelkater und die letzte Müdigkeit. Ausgeruht und erholt machen wir uns auf den Weg, kämpfen uns durch sich lichtenden Nebel.

Trotz leichten Regens wandern wir weiter auf dem Burgenwanderweg im Hohen Fläming

Trotz leichten Regens wandern wir weiter auf dem Burgenwanderweg im Hohen Fläming

Von Rädigke nach Jeserig (20km)

Mystisches liegt in der Luft. Entlang des kleinen Flüsschens Plane wandern wir durch das gleichnamige Sumpfgebiet, durch altertümliche Wälder mit riesigen Bäumen. Die Lage begünstigt scheinbar das Wachstum. Eichen und Ahorn wachsen zu besonderer Größe. Zu ihren Füßen tummeln sich Pilze. Ganze Kolonien von ihnen. Ein Paradies für Freunde dieser Bodendecker.

Die Kirche in Raben, ein alter Feldsteinbau wie fast alle Kirchen der Umgebung

Die Kirche in Raben, ein alter Feldsteinbau wie fast alle Kirchen der Umgebung

In Raben führt uns der Weg am Naturparkzentrum vorbei, in welchem auf spielerische Art die Natur neu entdeckt werden darf. Erklärende Tafeln geben Einblicke in landschaftliche Kuriositäten und Alltäglichkeiten, die sonst wohlmöglich unentdeckt geblieben wären.

Der Hof der Burg Rabenstein mit den Burgfried, der auch als Aussichtsturm fungiert

Der Hof der Burg Rabenstein mit den Burgfried, der auch als Aussichtsturm fungiert

Auf dem Steilen Hagen, 152 Meter hoch und inmitten eines dichten Waldes gelegen thront die Burg Rabenstein. Einst zur Sicherung mittelalterlicher Wege bestimmt lädt sie nunmehr zu Speis und Trank. Das Gasthaus ist liebevoll gepflegt und – wie viele Wirtschaften im Hohen Fläming – modern rustikal. Der Blick vom Burgfried lohnt, auch wenn das Treppensteigen anstrengt. Selbst Daniel mit seiner Höhenangst traut sich hinauf und ist schier überwältigt vom Blick ins Umland. Auch die Hündin erklimmt die Stufen, bis diese zu steil werden und sie nicht mehr weiterkommt. Der Nebel, mittlerweile zu Wolken verzogen, hängt zwar tief, taucht dafür aber die Landschaft in stimmungsvolles Licht. Zuweilen wird mir melancholisch bei so viel Geschichte aus heutiger Sicht.

Landwirtschaft und Wanderschaft verträgt sich prima

Landwirtschaft und Wanderschaft verträgt sich prima

Von vereinzelten freudvollen Vogelgesängen begleitet wandern wir weiter in Richtung Mützdorf. Auch dieser Ort scheint verschlafen oder verlassen, wer weiß das schon so genau. Und hier passiert, was nicht passieren darf: wir verlaufen uns. Der Weg aus dem Ort hinaus ist schlammig und unpassierbar, auf jeden Fall kein Wanderweg. Haben wir einen Hinweis übersehen? Die Beschilderung bisher ist tadellos. Die orangefarbene Burg auf weißem Untergrund auf jedem Wegweiser deutlich sichtbar. Selbst auf Bäumen und Zäunen sind Schilder angebracht und aufgemalt. Doch hier? Wir laufen den Weg zurück. Genauer als sonst beäugen wir die Pfähle und Zäune des Ortes. Ein Bewohner, den wir fragen könnten hat sich bis jetzt noch nicht gezeigt. Oder versteckt sich. Und siehe da: der Übeltäter ist ein ungepflegter Busch im Garten eines stattlichen Hauses. Über die Jahre gewachsen, verdeckt er was wir suchen. Nicht in Richtung Westen, nach Jeserighütten, sollen wir wandern, sondern weiter nach Norden, nach Jeserig direkt zeigt der Wegweiser. Ob es den Einwohnern der Ortschaften eigentlich recht ist, dass mitten durch ihren Alltag Wanderer, ja Fremde strömen? Auch wenn Gasthöfe und Wirtschaften davon profitieren, wurden sie eigentlich gefragt? Aber so wenige Menschen, wie wir bisher auf dem Weg gesehen haben, scheint es ja auch niemanden wirklich zu stören. Oder ist die Vernachlässigung dieses Strauchs eher ein Ausdruck des Unwillens und ein Versuch von Widerstand? Wir wissen es nicht und wandern weiter.

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Immer wieder überrascht uns der Hohe Fläming mit tollen Landschaften

Immer wieder überrascht uns der Hohe Fläming mit tollen Landschaften

Unterwegs treffen wir auf einen Förster. Seine Frage, ob der frei laufende Hund dort zu uns gehöre bejahen wir und bekommen direkt eine Standpauke von ihm. Angeleint gehöre der Hund, unbedingt! Wüssten wir denn nicht, dass dies Wolfsgebiet sei? Nein, das wüssten wir nicht. Die Landwirte rüsten sich wohl, bereits zu viel Vieh sei gerissen worden. Der Hunde gehöre nunmal sicherheitshalber an die Leine. So sei es.

Seit einigen Jahren sind die Wölfe wieder heimisch in Brandenburger Wälder – sehr zum Ärger der Landwirte.

Seit einigen Jahren sind die Wölfe wieder heimisch in Brandenburger Wälder – sehr zum Ärger der Landwirte.

Am späten Nachmittag erreichen wir unser heutiges Tagesziel: das Familienhotel Brandtsheide direkt am See von Jeserig. Ein 3-Sterne-Hotel mit alpinem Charakter in dem Öko-Bio-Landwirtschaft groß geschrieben wird. Direkt auf der Wiese davor grasen englische Hereford-Rinder, deren Fleisch im Restaurant gern probiert werden darf. Auch die hauseigene Sülze schaffte es schon zu Fernsehruhm und ist durchaus eine Empfehlung. Saunalandschaft und moderne Zimmer laden zur Erholung ein und stimmen traurig, dass wir nur eine Nacht hier bleiben. Lediglich das Einzelzimmer hinter der Küche, in welchem Ines mit ihrer Hündin nächtigt, sollte man tunlichst meiden. Vom Lärm einmal abgesehen ist es schmal und klein und taugt eher zur Vorratskammer als zur Nachtruhe. Nichtsdestotrotz: insgesamt verbringen wir eine erholsame Nacht.

Bio – Öko – Hereford.

Bio – Öko – Hereford.

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Alle Teile dieser Serie:
Auf dem Burgenwanderweg im Hohen Fläming – Tag 1
Auf dem Burgenwanderweg im Hohen Fläming – Tag 2
Auf dem Burgenwanderweg im Hohen Fläming – Tag 3
Auf dem Burgenwanderweg im Hohen Fläming – Tag 4

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