Musiker Robbie Williams hat sehr viele. Rihanna hat auch eine. Sogar die erste Frau im Staate, Bettina Wulff, hat eine. Tätowierungen sind längst nicht mehr nur etwas für Männer, die zur See fahren und auf ihrer Haut eine Liebeserklärung an die Frau zuhause oder das Meer verewigen. In jeder gesellschaftlichen Schicht werden Tattoos getragen: Ob Banker oder Kfz-Mechaniker, Chefsekretärin oder Erzieherin.
Vorbei sind glücklicherweise auch die Zeiten, in denen gefühlt jede zweite Frau mit einem so genannten Arschgeweih über die Straße lief. Die Hose zu niedrig, das Shirt zu kurz, dazwischen ein Tribal, manchmal auch Worte wie «Bunny» oder «Sweetheart».
Losgetreten hatte den Trend in den 1990ern die ehemalige Baywatch-Nixe Pamela Anderson, die mit der Aussage «Damit mein Mann auch was zu sehen hat, wenn er mich von hinten nimmt» ihr neues Tattoo begründete. Doch dieser Trend ist – ebenso wie das spitz zulaufende Tribal bei Männern – nicht mehr angesagt.
Der Tätowierer wird mehr und mehr zum Künstler
Stattdessen, erklärt Miriam Schiran, Tätowiererin aus Berlin, gibt es mittlerweile verschiedene Richtungen, die bei diversen Gruppen beliebt sind. Künstler oder «Freigeister», wie sie sagt, haben Krakelfiguren oder geometrische Formen für sich entdeckt: Kreise, Striche oder Ringe. Oder Zeichnungen, die an Aquarelle erinnern. Und sehr viel Farbe: «Knallfarben sind sehr beliebt.»
Diese Form der Tatöwierung geht einher mit dem Wegfallen von Vorlagen. Bis vor einigen Jahren konnte es passieren, dass die Rose, die das eigene Dekolletee schmückte, in der Form auch bei einer anderen Frau zu finden war. «Heute gibt es einen Wandel zum eigenen Entwurf», sagt Miriam Schiran. «Der Tätowierer ist mehr und mehr zum Künstler geworden – oder eben zum handwerklichen Spezialisten für einen ganz bestimmten Stil.»
Tätowierer kommen immer mehr aus der Schmuddelecke, wo sie jahrelang ihr Dasein fristeten. Serien wir LA Ink oder Miami Ink inszenieren das Tattoo als Ausdruck der Persönlichkeit, Tätowierer wie beispielsweise Kat von D werden selber zu Stars – und mit ihnen ihr Stil. Wer von der Meisterin selbst gestochen werden möchte, muss monatelang auf einen Termin warten.
Mit der Realität haben die Serien allerdings wenig zu tun. «Der Alltag sieht natürlich nicht nur so hip und supercool aus», sagt Miriam Schiran. Vor allem eines aber zeigen die Serien: «Tattoos werden immer normaler.»
Quelle:
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Gesellschaft Nachrichten -
Tätowierungen – Auf das Arschgeweih folgt die Kunst