Schwul ist cool. Das war wohl die Kernaussage des diesjährigen Eurovision Song Contests (ESC). Dabei geht es weder um die Wurst, noch um Conchita, sondern um einen neuen, äußerst perfiden Spaltungsversuch
Betrachtet man die musikalische Leistung von Frau Wurst aka Thomas Neuwirth, so hält sich die Begeisterung in Grenzen. Sie singt zwar nicht schlecht, aber auch nicht so umwerfend, dass jemand, der wie ich seit mehr als 30 Jahren Musik macht, davon über Maßen beeindruckt wäre. Jedesmal wenn es darum geht, einen entfernten Ton sauber zu treffen, bricht ihre Stimme ein klein wenig. Das klingt zwar ganz nett, verschleiert jedoch zugleich fehlendes Treffvermögen. Eine Gesangsausbildung hat sie offenbar nicht genossen. Der Song selbst ist mittelmäßig, passt jedoch gerade deshalb recht gut zum musikalischen Niveau dieser Veranstaltung. Doch kommen wir zur Sache:
Die Reaktionen auf Wursts Auftritt blieben nicht aus. Die vollbärtige Ikone sorgte für regelrechtes Entsetzen unter vielen Zuschauern, auch zuhause vor dem Fernseher. Was ihnen dort unter dem Siegel der Toleranz vor Augen geführt wurde, empfanden die allermeisten als Zumutung. Denn hier ging es nicht um den Auftritt einer Drag Queen im Sinne von ‘Mary & Gordon’, sondern die Botschaft an alle heterosexuellen Männer war klar. Hier steht ein Mann auf der Bühne, der es auf Dich abgesehen hat. Ein als Frau verkleideter Lüstling. Und der gewinnt auch noch den ersten Preis. Wird demnach also in seiner bizarren Aufmachung auch noch weiträumig von allen akzeptiert. Hierzu ein paar Worte von einem unheilbar heterosexuellen Mann.
Wer es mit wem treibt, ist mir wirklich egal. Und gegen Schwule habe ich ganz sicher nichts, unter denen gibt es viele nette Menschen. Als Hetero verspüre ich jedoch einen starken Ekel gegenüber männlichen Geschlechtsteilen und Körperflüssigkeiten. Und damit bin ich ganz sicher nicht allein. Ob schwule Männer sich vor weiblichen Genitalien ekeln, weiß ich nicht. Aber der Gedanke, von einer Conchita Wurst sexuell benutzt zu werden, ist ein Albtraum für heterosexuelle Männer. Das macht der provokante Nachname dieser Person nicht besser.
Dementsprechend fielen denn auch die Reaktionen aus. Die meisten Männer wurden abgestoßen von diesem Anblick, ohne genau sagen zu können, warum. Da singt ein Typ mit nem Kleid. Wo ist da das Problem? Und dennoch fühlten sich viele von dem Schaupiel unangenehm berührt. Was sie offenbar auch sollten. Denn so mancher wird ins Grübeln gekommen sein, wo die Grenze verläuft zwischen Toleranz und Geschmacklosigkeit. Sexuelle Toleranz ist wichtig, benötigt jedoch ihre Zeit, um wachsen zu können. Die letzten paar Jahre hingegen nähren den Verdacht, dass hier den Menschen etwas mit Gewalt aufgezwungen werden soll, wofür sie noch gar nicht in ausreichendem Maße bereit sind.
Die Geschwindigkeit und Rasanz, mit uns diese Entwicklung übergestülpt wird, ist beachtlich und erzeugt vor allem eines, Widerstand. So ließen denn die Protestreaktionen auf das absonderliche Schauspiel nicht lange auf sich warten. Durch die eher übertrieben anmutende Toleranz der Eliten, die uns augenscheinlich am liebsten allesamt schwul sähen, bewirken sie genau das Gegenteil. So wird durch von oben verordnete Übertoleranz gegenüber einer Minderheit die schweigende Mehrheit mittelfristig gegen diese aufgehetzt. Diesen Satz habe ich übrigens geklaut und ein wenig umgebaut. Der Dank hingegen gebührt dem homosexuellen Kommentator, der diese neue Spielart von ‘Teile und Herrsche’ aufgedeckt hat.