Wenn wir Mütter sagen, so hätten wir uns das mit den Kindern nicht vorgestellt, dann meinen wir meist die Momente, in denen wir mit den Nerven am Ende sind. Wir meinen die Tage, an denen wir Mühe haben, dem Dasein als Mutter auch nur etwas Positives abzugewinnen. Von den anderen Momenten, in denen das Muttersein anders ist, als es in unseren Vorstellungen war, reden wir leider nur selten.
Hätte man mir vor zehn Jahren gesagt, dass ich dereinst an einem lauen Sommerabend meinem Ältesten dabei zusehen würde, wie er genussvoll eine Portion Riesencrevetten verspeist, bevor es in die Oper geht, dann hätte ich gesagt, dass das gar nicht sein kann, weil Kinder keine Crevetten mögen und weil sie Oper langweilig finden. Hätte man mir gesagt, dass der Junge mich mit Witzen über die „Kapitalisten“ auf den teuersten Plätzen zum Lachen bringen würde, hätte ich gesagt, dass Kinder in diesem Alter nur Witze wie „Was ist rot und grün? – Ein Frosch im Mixer!“ lustig finden. Hätte man mir gesagt, dass mir ein Abend mit meinem Sohn ebensoviel Spass machen würde wie ein Abend mit „Meinem“, dann hätte ich gesagt, dass sei ganz und gar unmöglich.
Als ich noch kinderlos war, habe ich mir das Muttersein nicht so anstrengend vorgestellt, wie es ist. Aber auch nicht so schön.