Die Wiener Zeitung schrieb im vergangenen Jahr über die Eigentümer: Sie zählt zu den reichsten Familien Österreichs, die Salzburger Industriellen-Dynastie Kaindl. Unter diesem Namen werden Parkett- und Laminat-Böden verkauft. Hinter Kaindl steckt aber auch noch Kronospan, der größte Spanplatten-Erzeuger Europas mit einem Umsatz von zirka zwei Milliarden Euro und weltweit insgesamt 14.000 Mitarbeitern. Die über den Globus verstreuten 40 Werke werden überaus autonom geführt, sie sind bloß eingebettet in eine komplexe Struktur von kaum einsehbaren Holdings in Steueroasen wie Zypern und den Kanalinseln.
Auf seiner rumänischen Webseite schreibt Kronospan unter der Rubrik “Politik der sozialen Verantwortung”: Als weltweiter Marktführer der holzverarbeitenden Industrie legt Kronospan täglich Wert darauf, ein Beispiel an Verantwortung gegenüber der Umwelt und den Menschen zu sein. Deswegen haben wir die Stiftung Kronospan gegründet, über die wir Programme und Projekte zur sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung für die lokalen Gemeinschaften anbieten, wo wir aktiv werden zur Erhaltung eines ausgeglichenen Ökosystems und und zum Umweltschutz.
Toll könnte man sagen, ein Unternehmen, das seiner ethischen Verantwortung in höchstem Masse gerecht wird. Wenn da nur nicht diese Proteste am Produktionsstandort Sebeș wären. Sie nehmen immer mehr zu und bekommen immer größeren Zulauf. Eine Online-Petition erklärt warum:
Bezüglich der Umweltverschmutzung ist inzwischen Sebes schlechter dran als Zlatna oder Copsa Mica. Und das nicht seit ein paar Tagen, sondern bereits seit 5 Jahren. Ich habe mich an den europäischen Kommissar für die Umwelt gewandt. Ich bin am Ende meiner Geduld. Die Bewohner von Sebes haben die Hoffnung verloren, dass jemand ihnen das verfassungsmäßige Recht, in einer sauberen Umwelt zu leben, garantiert. In Sebes hat der Verschmutzer Kronospan das Recht, uns täglich krank zu machen und umzubringen. Die Behörden haben davor Angst einzuschreiten und krebserzeugende Verschmutzung in Sebes zu stoppen. Bis wann noch? Täglich werden 36.000.000 mc giftiger Gase in die Umwelt abgelassen, das kumuliert sich aufs Jahr auf 436.000.000 mc giftiger Gase, die in barbarischer Weise die Luft verschmutzen. So erklärt sich der milchige Nebel der Kronospan, der die Zone Sebes-Alba Iulia bedeckt.
Auf diese Weise wurden in Sebes wurden innerhalb von 5 Jahren mehr als 218.000.000 mc giftiger Gase akkumuliert. Zusammen mit den Gasen wird auch Feinstaub ausgestoßen mit einem Durchmesser von 10 Mikrometer, bekannt als kanzerogenes PM10, mit einer Menge von mindestens 1.000 kg bis 5.400 kg täglich. Ein Wert von 1.800 kg ist der gesetzliche Grenzwert. In Sebes wurden in den 5 Jahren 1.600.000 kg von dem Krebs auslösenden Feinstaub in die Umwelt ausgestoßen!
Bei der Verarbeitung der Holzplatten MDF wird Harnstoff-Formaldehyd hergestellt, der krebserregendes Formalhydrid enthält. Die Weltgesundheitsorganisation hat in einer Pressemitteilung erklärt, dass Formaldehyd für den Menschen krebserregend ist und hat das Gas in Gruppe I der krebserregenden Stoffe eingestuft.
Dieser Alarmruf wurde bereits im Jahre 2008 an das rumänischen Umweltministerium gerichtet. Es scheint sich aber bisher nichts geändert zu haben. Die Behörden wiegeln ab und ziehen den Zorn ihrer Bürger auf sich. Die Angst, einen internationalen Konzern zu verprellen, ist zu groß. Die Menschen in Sebes und Umgebung lassen sich das aber nicht mehr gefallen. Bereits zu Beginn des Jahres begannen in verstärktem Umfang die Demonstrationen gegen den Umweltverschmutzer Kronospan. 1.500 Menschen zogen mit Protestplakaten mit dem Text “Stoppt die Verschmutzung! Formaldehyd = Krebs” durch die Straßen von Sebes. Die Protestierenden haben großen Zulauf und ihr Protest wird inzwischen im ganzen Land zur Kenntnis genommen. Inzwischen wird die Stimmung auch aggressiver gegenüber Kronospan: “Kronospan hau ab!” ist inzwischen zu hören. Das ist für einen rumänischen Ort, der sehr auf einen Konzern mit Arbeitsangebot angewiesen ist, sehr unüblich und lässt darauf schließen, dass die verursachte Umweltverschmutzung für die Menschen inzwischen tatsächlich unerträglich geworden ist. Kronospan hat deshalb seine Beschäftigten auf die Straße geschickt. Sie protestierten gegen die Proteste