AB 1. OKTOBER IM KINO! ©Concorde Filmverleih
Diese Filme. Sie schleichen sich ganz still und heimlich von hinten an dich ran, umgarnen dich mit ihrer Liebenswürdigkeit, mit ihrem Witz und Verve und dann, ganz plötzlich, schnappt die Falle zu. Als ernstzunehmender Cineast, der meint, schon alles gesehen zu haben, kann dieses Rezept doch nicht mehr funktionieren. Sie sind alt, bekannt und funktionieren immer nach demselben Schema. Doch weder ihre Vorhersehbarkeit, noch ihre Harmlosigkeit ändern irgendetwas daran, dass Filme wie „A Royal Night“ die Verteidigungsmauern des Cineastentums niederreißen.
Regisseur Julian Jarrold spielt munter seine Version einer wahren, nie erzählten Geschichte der britischen Königsfamilie. Es ist V-E Day, der Krieg ist vorüber. Das zerbombte London sehnt sich nach einer Feier, die Menschen fallen sich jauchzend in die Arme. Alle? Nein. Margaret (Bel Powley) und Elizabeth (Sarah Gadon), die Kinder von König George (Rupert Everett), versauern im Buckingham Palace. Nur dank der seriösen Ausstrahlung Elizabeths erhalten sie die Erlaubnis, die Nacht des V-Days außerhalb der Tore auf den Straßen Londons zu verbringen. Für Beide eine Gelegenheit Reißaus zu nehmen und sich zum ersten Mal seit Jahren wieder lebendig zu fühlen…
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Realität und Fiktion verschwimmen in „A Royal Night“ ineinander und ergeben ein flirrendes Stück Gute-Laune-Kino. Zwar nagen die Geschehnisse rund um Elizabeth mehr als einmal an der Glaubwürdigkeit der Geschichte, doch inszeniert Jarrold seinen Film angenehm leichtfüßig. Es darf viel gelacht werden in diesem kollektiven Freudentaumel. Screwball-Elemente werden miteingeflochten, das Tempo ist stets sehr hoch. Dank der liebevollen Ausstattung erwacht das London der 45er wieder zum Leben, der Zuschauer meint einen direkten Blick in die Vergangenheit werfen zu können.Dank der grandiosen Hauptdarstellerinnen Sarah Gadon und Bel Powleyist der fehlende Tiefgang zu verzeihen. Es macht einfach Spaß, den beiden Prinzessinnen in die Nacht zu folgen, mögen die Geschehnisse auch noch so unwahrscheinlich sein. Ein wenig Belanglosigkeit schleicht sich schon ein, doch blitzen hier und dort interessante Ideen auf. Etwa, wenn sich der Film einen Moment Zeit nimmt und das Leben der von den Bomben geschädigten Menschen schildert. Wie sie in ihren Häusern wohnen, Tee trinken und Zeitung lesen – die Häuserfassade von Fliegerbomben weggesprengt. Diese Bilder haben große Kraft, sie gibt es jedoch sehr selten.
Trotzdem nährt „A Royal Night“ ein wenig die Fantasie, denn man fragt sich unwillkürlich: Was hat die stets vornehm lächelnde Dame Queen Elizabeth denn wirklich in jener Nacht erlebt? Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren, aber „A Royal Night“ präsentiert uns eine Möglichkeit. Mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern.
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BEWERTUNG: 06/10Titel: A Royal NightFSK: ab 6 freigegebenLaufzeit: 98 MinutenGenre: KomödieErscheinungsjahr: 2015Drehbuch: Kevin Hood, Trevor De Silva Regisseur: Julian JarroldDarsteller: Sarah Gadon, Bel Powley, Rupert Everett, Emily Watson, Jack Reynor, Roger Allam