Ich weiß nicht, wer die Reihe „Bildermaus“ kennt. In dieser Serie und in sicherlich vielen anderen Kinderbüchern auch wird das ein oder andere Wort durch ein Bild ersetzt. Soll dem Erstleser den Zugang erleichtern. Mag sein. Ich bin kein Leseforscher. Nur: Interessiert hat sich bislang keines der zwei lesenlernenden Kinder (zur Zeit 7 und 9 Jahre alt) für diese Art des Lesenlernens. Entweder man entziffert die Wörter oder man schaut ein Bilderbuch an. Ganz oder gar nicht.
Der Jüngste ist mit seinen viereinhalb Jahren allerdings noch weit weg vom Entziffern. Dessen ungeachtet möchte er natürlich so gut ‚lesen‘ wie seine großen Brüder. Und plötzlich macht ein Bildermausbuch Sinn: Der mittlere, oder manchmal auch der große Bruder liest den Text. Der kleine Bruder ‚liest‘ die Bilder. Meine Rolle beim abendlichen Vorlesen beschränkt sich dann auf das rechtzeitige Zeigen des Bildes. Und schon können wir alle zusammen einen kuscheligen Vorleseabend machen. A propos, das richtige Wort zu einem Bild zu raten, ist gar nicht so einfach, wenn man den Rest des Satzes noch nicht kennt.
Aber ich wollte ja von schlechten Büchern reden. So ein Bildermaus-Buch hatten wir gestern Abend. „Das weiß ich über die Feuerwehr“ von Werner Färber.
Der Titel ist ja unverfänglich. Aber es geht schon los mit dem ersten Kapitel:
Unisono waren alle drei Buchkritiker beim Vorlesen der Meinung, dass das ja kein guter Einstieg ist. Fand ich auch. Ist der Junge dann Leo? Wer ist denn Anja? Und schwupps lasen wir erst einmal gar nicht weiter, sondern die Jungs beschäftigten sich mit der Frage, wie der Anfang des Buches hätte besser geschrieben werden können. Vorschläge kamen: „Leos Mutter arbeitet bei der Feuerwehr. Deswegen weiß ihr Sohn Leo viele Dinge über die Feuerwehr. Weil sich seine Freundin Anja für die Feuerwehr interessiert, nimmt er sie mit ins Feuerwehrhaus….“
Alle waren der Meinung, dass das ja ein bedeutend bessere Anfang für ein Buch ist. Und vom Ältesten kam die Frage, ob denn seine selbstgeschriebenen Geschichten einen guten Anfang hätten? „Na, das werden wir uns ein anderes Mal anschauen. Nichts ist schlecht, aber Vieles kann immer besser gemacht werden“, meinte ich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese eher zufällige Lektion über Struktur und Aufbau eines Erlebnisaufsatzes mindestens so gut verfängt, wie die gleiche Thematik in einer Deutschstunde in der Schule. Und nebenbei haben wir das Kontextualisieren eingeführt, ohne es beim Namen zu nennen.
So etwas geht sicherlich nicht immer, aber ich gestehe, dass ich ein großer Fan dieser Art des ‚beiläufigen Lernens‘ bin. Dazu werde ich mich ein anderes Mal etwas mehr auslassen.
Nun gab es in besagtem Buch noch andere Stellen, die wir alle „nicht cool“ fanden.
Da wird insinuiert, dass Kinder problemlos alleine in einem echten Feuerwehrhaus die Feuerwehrstange runterrutschen dürfen. Weit gefehlt, wie alle Eltern wissen, die mal so einen – obligatorischen – Besuch bei der Feuerwehr mitgemacht haben.
Die Bildermausreihe hat zudem am Ende eines jeden Kapitels die Auflösung seiner Bilder.
Nur blöd, dass die Auflösung für das Bild der ‚Feuerwehrsirene‘, so lautet: „mit flackerndem [Blaulicht] und lauter [Martinshorn]“ ist. So viel Text hat ein Kinderbuch eigentlich nicht, als dass man es sauber lektorieren könnte, oder?
Das Fass voll machte dann die Feststellung, dass der normale Hydrant im Buch als – vermutlich technisch korrekten „Überflurhydrant“ bezeichnet wurde.
Ich sagte meine Jungs: „Ganz ehrlich, das Wort habe ich auch noch nie gehört.“
Aber wie gesagt, auch ein schlechtes Buch hat seine gute Seiten. Wir hatten jedenfalls viel gelernt und auch Spaß gehabt.
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