Ihr Lieben,
heute Nachmittag möchte ich Euch eine Geschichte von H.L.Gee erzählen:
„Das Goldene Fenster“
„Es war einmal ein kleiner Junge, der lebte in einer Hütte auf einem grünen Hügel.
Er war glücklich.
Und doch fehlte ihm etwas zu seinem Glück, denn es gab etwas,
dass er sich mehr als alles auf der Welt wünschte:
Jeden Tag gegen Abend, wenn die Sonne allmählich sank, saß er auf der Schwelle, stützte sein Kinn in die Hand und starrte über das weite Tal hinüber zu einem Haus, das goldene Fenster hatte.
Wie Diamanten leuchteten sie!
Es war ein wunderbarer Anblick und er konnte sich nicht sattsehen und er wünschte sich sehnlichst, dass er einmal in einem solch schönen Haus wohnen könnte.
Tag für Tag, Jahr für Jahr faszinierte ihn das Haus mit den goldenen Fenstern und als er schließlich als genug war, um in die Schule zu gehen, beschloss er, das Haus seiner Träume endlich kennenzulernen.
An einem Nachmittag im Sommer machte er sich auf den Weg.
Aber er brauchte länger, als er gedacht hatte, und als er schließlich ankam, war die Sonne bereits untergegangen.
Er erlebte eine große Enttäuschung:
Das Haus hatte gar keine goldenen Fenster, ja, es war nichts anderes als eine einfache Hütte mit ganz gewöhnlichen Fenstern.
In der Hütte lebte ein Mann mit seiner Frau und da es schon zu spät für den Rückweg war, behielten sie den kleinen Jungen über Nacht bei sich.
Wie groß war seine Überraschung, als er am frühen Morgen erwachte und aus dem Fenster schaute:
Fern über dem Tal stand ein anderes Haus mit goldenen Fenstern und jedes einzelne Fenster blinkte und blitzte so herrlich, wie er es nie zuvor gesehen hatte. Voller Erwartung lief er darauf zu.
Da erkannte er es: Es waren die Fenster des Hauses, in dem er wohnte.“
Ihr Lieben,
eine solche Beobachtung, wie sie dieser kleine Junge gemacht hat, kann man bei uns im Flachland leider nicht machen, weil hier keine Häuser auf Hügeln oder Bergen stehen.
Die goldenen Fenster erinnern mich an meine Urlaube in den Bayerischen Bergen.
Dort gibt es besonders eine Stelle, die ich sehr liebe, weil ich von dort ebenso wie der Junge aus unserer Geschichte wundervoll den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang beobachten kann.
www.kruen.de
So manches Mal, wenn ich Ausflüge von meinem Urlaubsort in den Bergen nach Innsbruck gemacht habe, habe ich das Goldene Dachl gesehen, an das ich unwillkürlich bei dieser Geschichte denken musste.
www.innsbruck.info
Unsere heutige Geschichte möchte uns zurufen:Wenn Du zufrieden bist, wenn Du glücklich bist, dann halte inne und lass Dir daran genügen und meine nicht, dass Dir noch etwas zu Deinem Glück fehlt.
Denn die angeblich goldenen Fenster könnten sich als ganz normale Fenster entpuppen, die von der niedrig stehenden Sonne in ein warmes Licht getaucht werden, sodass sie golden erscheinen.
Wenn wir ganz genau hinschauen, dann erkennen wir mit unserem Herzen, dass wir nicht irgendwo hinreisen oder laufen müssen, um das vollkommene Glück zu finden, sondern das Glück und die Zufriedenheit sind schon in unserer Nähe.
Allerdings sind das Glück und Zufriedenheit
Schwestern der Ruhe, der Stille, der Einkehr.
Deshalb sind das Glück und die Zufriedenheit nur ganz selten bei hektischen Menschen, bei Menschen, die ständig auf dem Sprung, die ständig hetzen, anzutreffen, denn die drei Schwestern Glück, Zufriedenheit und Ruhe reisen immer gemeinsam.
Deshalb liebe Leserin, lieber Leser, eile nicht hierhin oder dorthin, sondern komm zur Ruhe, gib Dich der Stille hin, halte Einkehr bei Dir selbst und das Glück wird sich wie ein kleiner Paradiesvogel auf Deine Schulter setzen und Dir die schönsten Lieder singen.
Ich wünsche Euch nun einen ruhigen Nachmittag und grüße Euch herzlich aus Bremen
Euer ruhiger fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen
