Was wird heute doch alles reklamiert. Und was muss man heute dauernd reklamieren. Gekaufte Dinge, die nicht funktionieren, Aufträge, die nicht ausgeführt werde oder Rechte, die einen nicht zugestanden werden! Das eine Mal hat man etwas bezahlt aber das falsche wurde ausgeliefert, das andere Mal hat man etwas geliefert und zu wenig dafür bekommen. Hin und her reklamieren. Schon die Römer mussten «reclamare», damals im allgemeinen Sinn von „dagegen rufen“. Vielleicht muss man sich das in der Arena vorstellen, mit dem „Like it“ Daumen nach unten. Etwa wie die Sprech-Chöre an einer Demo: „Wir sind dagegen …“
Aber nicht nur wir (und die Römer) sind unzufrieden mit der Welt und den Mitmenschen. Auch die Unternehmen und Dienstleister sind es. Wir konsumieren zu wenig. Oder das falsche. Oder nicht schnell genug. Deshalb müssen die Firmen Reklame machen. Dasselbe Wort. Und gäbe es ein Verb für Reklame machen, so wäre das wohl auch wieder reklamieren. Die Firmen ermahnen uns also, mehr zu kaufen. Sie erinnern uns daran, dass uns etwas fehlt. Sie reklamieren mit der Reklame im Sinne von: Dein Auto ist zu alt, dein Telefon ist nicht mehr up to date oder dein Mantel ist unmodisch. Reklame über Reklame reklamiert.
Daher ist eigentlich alles nicht ok, ich bin doch nicht blöd, oder doch?
Bild oben: Uneins / 38cm x 26cm / Ölkreide auf Zeichenpapier / 2013, Nr. 13-042