Sie schafften es, natürlich, denn in den Wochen zuvor hatte der Sender alles so liebevoll organisiert, damit auch nichts schiefgehen konnte. Von wegen spontane Wette, von wegen Zeit bis zum Ende der Sendung. Die Vorbereitung auf den Blasauftritt, den zehn Millionen Zuschauer für das Ergebnis einer kollektiven Kurzzeit-Anstrengung hielten, lief schon seit Wochen. Am 5. Februar bereits verpflichtete das ZDF das Berliner Glas-Blas-Sing-Quintett als Vorbläser für die allein nicht ausreichend melodienfesten Händelstädter. Drei Tage vor der Sendung wurde dann damit begonnen, Mitarbeiter der örtlichen Behörden mit Informationen darüber auszurüsten, was in etwa gefragt sein könnte. Am Tag der Veranstaltung schließlich ließ der Sender sogar ganz offiziell wissen, welche Sorten Flaschen zum Public Viewing auf dem Marktplatz mitbringen müsse, wer an der spontanen Stadtwette teilnehmen wolle.
Ein Vorgehen mit System, denn so agiert das ZDF seit Jahrzehnten. Der Erfolg muss organisiert werden, dabei ist es egal, wer die Stadtwette gewinnt, Hauptsache, es machen viele mit. Fernsehen, das so tut, als bilde es Wettbewerb ab, das aber nur umso mehr Illusion ist: Zehn Millionen Zuschauer glauben, der Bewöltigung einer Herausforderung zuzuschauen. Und was sie sehen ist ein Theaterstück.
Schon als Halle vor fünf Jahren "Wetten, dass..."-Gastgeber war, stellte Gottschalk zu Beginn der Sendung die Aufgabe, 43 Stadträte in einer Straßenbahn zu versammeln, die zur Sauna umgebaut werden müsse. Komischerweise waren sowohl die Straßenbahn als auch der Saunaofen schon da, eine Telefonzentrale war eingerichtet, die Stadträte herbeizurufen. Halle gewann seine Wette.
Wie auch dieses Mal gewonnen wurde, was nicht zu verlieren war. Während die Zuschauer überall im Land staunten, wie musikalisch die Urenkel Händels dessen "Halleluja" nach nur wenigen Minuten Übens über die Rampe brachten, hörte der aufmerksame Zuschauer, dass das fünfköpfige Glas-Blas-Sing-Orchester vor offenen Mikrophonen trötete, die flaschenblasende Menge hingegen nur die Grundtöne lieferte. Wette gewonnen, hieß es am Ende - nur dass Thomas Gottschalk das "wohl nicht erwartet" hatte, wie die einzig wahre deutsche Nachrichtenagentur dpa meldete, darauf sollte man lieber nicht wetten.