Fallgeschichte 1 (*Petra F.): Die 36-jährige Petra F. war halbtags in der Modebranche tätig. Eigentlich kein schwerer Job. Dennoch machte sie schon seit über einem Jahr einen erschöpften Eindruck. Sie litt unter schweren Beinen und allgemeiner Motivationsarmut. Zu nichts hatte sie Lust. Die Ärzte, die sie deshalb konsultierte, waren ratlos. Sie fanden jedenfalls nichts Körperliches. Man schickte sie zum Psychiater.
Mal abgesehen davon, dass sie sich in ihrem Arbeitsumfeld nicht besonders wohl fühlte, lag ihr Leben, wie man so sagt, durchaus „im grünen Bereich“. Sie liebte ihren Mann und ihre beiden 10- und 13-jährigen Kinder, mochte ihre häusliche Umgebung und hatte keine wirklichen Sorgen. Arbeitsstress gab es wohl ein wenig. Aber der hielt sich in Grenzen.
Der Psychiater musste nicht allzu viele Gespräche führen, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass bei Petra seelische Probleme sicherlich nicht verantwortlich waren für ihre Beschwerden. Er wusste jedoch um die Möglichkeit, dass chronische Erschöpfungszustände durch Eisenmangel verursacht sein können. Und der niedrige Ferritinspiegel im Blut Petras sprach dafür. Zumindest konnte er „mitschuldig“ sein am schlechten Zustand seiner Patientin. Deshalb wurde Petra zu einem Kollegen überwiesen, der sich mit der Eisentherapie auskannte. Und da ihr Erschöpfungszustand „erst“ seit einem Jahr anhielt, konnte man bei dieser Behandlung darauf hoffen, dass die Genesung relativ rasch eintrat.
Zwei Monate nach Beginn der Therapie erschien Petra bei ihrem Arzt zur Kontrolle. Hatte ihr Ferritinwert zuvor bei 38 ng/ml gelegen, so lag er jetzt bei 215 ng/ml. Sie kam in Begleitung des Ehemanns und war guter Dinge. Sie fühle sich wieder „energiegeladen“, meinte sie. Ihre Beine erschienen ihr nicht mehr wie aus Blei, und sie habe auch wieder Lust auf so manches. Nicht unbedingt auf den beruflichen Alltag. Da nehme sie sich jetzt sogar eine Auszeit. Deshalb habe sie ihre Anstellung im Modegeschäft gekündigt. Der Ehemann bringe ein gutes Einkommen nach Hause. Eindrücklich war dessen Schilderung: Der Gesundheitszustand seiner Frau habe sich deutlich gebessert, sie sei wieder „ganz die Alte“. Es gehört mit zum Schönsten, was einem Arzt passieren kann, wenn er den Erfolg seiner Therapie nicht nur von seinen Patienten selbst, sondern auch von deren Angehörigen bestätigt bekommt.
Manchmal aber freut man sich doch etwas zu früh. Fünf Monate nach diesen angenehmen Bekenntnissen klagte Petra erneut über einige der überwunden geglaubte Symptome. Anzeichen eines Rückfalls. Die Laborkontrolle ergab: Der Ferritinwert lag wieder bei etwa 100 ng/ml, einem Bereich, in dem oft die ersten Rückfallsymptome erscheinen. Weshalb hat es die Natur so eingerichtet, dass Frauen im Menstruationsalter in einen Eisenmangel geraten?
Da die Ursache ihrer Symptome bereits einmal erfolgreich mit Eiseninfusionen ausgeschaltet worden war, gab es keinen Zweifel daran, was bei diesem Rückfall unternommen werden musste. Kurze Zeit nach nur einer erneuten Infusion fühlte sich Petra F. wieder gesund und leistungsfähig. Und in der Folgezeit konnte sie gemeinsam mit ihrem Arzt „herausarbeiten“, in welchem Optimalbereich sich ihr Ferritinspiegel bewegen musste, damit sie sich gesund fühlen konnte, und ab welchem Wert sozusagen das rote Warnlämpchen eines Rückfalls aufleuchtete.
Vor diesem Hintergrund konnte ihr Eisentherapeut auch die Intervalle festlegen, in denen die Infusionen gegeben werden mussten. Sicherheitshalber wurde abgeklärt, ob sie noch auf andere Weise Blut verlor, etwa über Stuhl oder Urin. Zum Glück konnte das ausgeschlossen werden. Ursache des immer wiederkehrenden Eisenmangels war offensichtlich allein die Regelblutung.
* Name geändert
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Für FrauenBlog von Dr. med. Beat Schaub, Swiss Iron Health Organisation SIHO
Dr. med. Beat Schaub
Erstes Ärztliches Eisenzentrum, Binningen (www.eisenzentrum.org)
Swiss Iron Health Organisation SIHO, Basel (www.siho-global.org)
Praxisstudie der SIHO (www.eurofer.ch)