Uns wird von hoch offizieller Seite erzählt, in der Atomruine Fukushima Daiichi soll der „cold shutdown“ gelungen sein. Dies wäre eine kontrollierte Abschaltung.
Doch die Tatsachen sprechen eine andere Sprache: Die Situation ist nicht unter Kontrolle.
Eine Untersuchungskommission fordert, dem Betreiber TEPCO die Aufsicht über die Ruine zu entziehen! Es kann nicht sein, dass ein Unternehmen, welches insolvent ist, weiterhin die vollen Verfügungskraft für die Aufsicht des eigenen havarierten Kraftwerks inne hält. Das wäre so, als wenn ein Mörder über einen anderen Mörder richten soll…
Greenpeace berichtet dazu aktuell:
Seit dem 24. März 2011 arbeitet eine unabhängige Kommission daran, den Hergang der Katastrophe von Fukushima aufzuklären. Sie wird vom früheren japanischen Premierminister Yukio Hatoyama geleitet und soll auch den derzeitigen Zustand der Reaktoren untersuchen.
Zusammen mit seinem Kollegen Tomoyuki Taira hat Hatoyama jetzt einen Kommentar im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht. Darin fordert er, dem Betreiber TEPCO die Aufsicht über die Atomruinen zu entziehen. TEPCO kann viele Fragen nicht beantworten. Mehr noch: Es entsteht der Eindruck, Aufklärung sei gar nicht gewünscht.
So konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden, ob es zu erneuten Kettenreaktionen gekommen ist, ob sich also das atomare Feuer zeitweise unkontrolliert wieder gezündet hat. Die Kontrolle der Reaktivität ist aber das erste von drei wesentlichen Schutzzielen in der Reaktorsicherheit, das hier in Frage steht.
Es steht noch immer im Raum, was genau in Fukushima passiert ist. Eines dürfte klar, sein, dass es keine Wasserstoff-Explosion war. Alle Anzeichen deuten klar auf eine Kernschmelze hin. So auch die Funde an radioaktivem Material weit entfernt von dem AKW.
Greenpeace schreibt dazu weiter:
Wir erinnern uns an die Horrormeldungen aus Fukushima: In den ersten Tagen der Katastrophe wurde noch genau angegeben wie hoch der Wasserstand in den einzelnen Reaktordruckbehältern war, wie viel von den Brennstäben mit Wasser bedeckt war und wie viel aus dem Wasser ragte. Im Juni ging man dann in einem Bericht an die IAEO davon aus, dass zwar die Brennstäbe geschmolzen waren, sich aber der Kernbrennstoff im Wesentlichen noch im Reaktordruckbehälter befand.
Neuere Simulationen, die im November veröffentlicht wurden, legen eine viel weitergehende Kernschmelze nahe als bis dahin angenommen. So ist in Reaktor 1 nahezu der gesamte Kernbrennstoff geschmolzen, hat den Reaktordruckbehälter praktisch vollständig verlassen und ist tief in den Beton eingedrungen. Somit sagen auch Temperaturmessungen am leeren Reaktordruckbehälter wenig aus über den Zustand des Kernbrennstoffes.
Doch auch diese Annahme könnte noch zu optimistisch sein. Möglicherweise hat sich der heiße Kernbrennstoff noch tiefer in den Beton eingebrannt als in der Simulation angegeben und Radionuklide können direkt in das Grundwasser gelangen. Den tatsächlichen Zustand des Kernbrennstoffs kennt man nicht.
Eine Kernschmelze, die bis ins Grundwasser gelangt ist oder noch gelangen kann? Was bedeutet das?
Wir wissen, dass wir Menschen ständig Wasser zum Überleben brauchen. Wasser wird knapp. Gerade auf einer Insel wie Japan kann es ein PRoblem werden, wenn das Wasser für die Menschen ungenießbar würde.
Nun ist Grundwasser über viele Quadratkilometer verbunden. Eine Verseuchung in der Region Fukushima, kann weit ins Landesinnere reichen!
Aber es gibt nicht nur Probleme, die in der Zukunft unklar sind. Die laufende Kernschmelze muss noch viele viele Monate gekühlt werden. Es gibt keine Kühlkreisläufe. D.h. das Wasser zur Kühlung wird verseucht und ist verseucht. Man kann es kaum reinigen, vor allem nicht in den Mengen. Dies bedeutet also, dass dort jede Stunde viele Liter Trinkwasser verseucht werden und niemand weiß, wohin mit diesem Wasser!
Greenpeace geht auch auf diesen Punkt ein:
Auch die Kühlung der Kernschmelze, die immer noch enorme Hitze entwickelt, ist ein massives Problem. Gigantische Mengen von Wasser, die radioaktiv kontaminiert werden, sind erforderlich um diese Kühlung zu gewährleisten. Im Juli hatte eine Wasser-Dekontaminationsanlage den Betrieb aufgenommen, mit einer Kapazität von 40 bis 50 Tonnen Wasser pro Stunde. Zusätzlich dringt aber Grundwasser in die Atomruine, die Wassermenge steigt.
Der Plan, das kontaminierte Wasser einfach ins Meer zu kippen, wurde auch wegen massiver Proteste von Fischereiverbänden vorerst verworfen. Doch die Kapazität der Auffangbehälter von ca. 160.000 Tonnen wird bis März 2012 wohl erschöpft sein. Auch reicht die Fläche auf dem Gelände gar nicht aus, um genügend Behälter aufzustellen.
Fukushima wird kein Ende mit Schrecken! Es ist ein Schrecken ohne Ende. Fukushima wird Tschernobyl überragen, die Folgen werden noch dramatischer sein. In Tschernobyl ist der Vorzeige und Premium-Reaktor explodiert. In Japan sind gleichzeitig 3 (!) Reaktoren havariert. Zudem ist in Fukushima angereichertes Plutonium in einem der Reaktoren und Gebäuden gelagert. Auch davon wurde einiges freigesetzt und wird auch weiterhin außer Kontrolle sein.
Statt endlich aufzuklären, wird auch jetzt im Dezember noch immer verheimlicht, verharmlost und gelogen. Die Menschen werden für Dumm verkauft. Es gibt keine der versprochenen Entschädigungen. Klagen gegen die Behörden und TEPCO werden zurückgewiesen. Die Menschen sind diesem Unrecht ausgeliefert.
Noch immer leben in dem verseuchten Gebiet rund 300.000 Kinder. Es gibt keinerlei Pläne, diese zu evakuieren.
Viele werden sagen, gut, das ist weit weg, was interessiert es mich.
Die Medien sind müde und berichtet nicht mehr. Die Menschen, bräuchten JETZT unsere Hilfe. Doch keiner hat die Lust zu helfen…
Quelle: Greenpeace