So spitzte sich die Lage unablässig zu, ausgehend von dem Punkt, da nichts mehr zu retten war, die Strahlenwerte "unablässig" (dpa) stiegen und die Ticker bei "Spiegel", n-tv und Handelsblatt heiß liefen. Keine Rede war mehr von Libyen, von Ägypten, von Guttenberg, von Tunesien, von der Euro-Krise, von der Innenpolitik. Alles wartete gespannt auf den Moment, der das Ende der Zivilisation auf der Erde bedeuten würde, auf den Augenblick, in dem die menschliche Geschichte enden und strahlenresistente Käfer das Regiment übernehmen würde.
Der Augenblick ist noch nicht abgesagt, doch die Atomnachrichten liegen zweifellos im Abklingbecken. Nicht nur Entscheidung des Uno-Sicherheitsrates, Libyen wegen es Vorgehens von Muammar Gaddafi gegen Aufständische im eigenen Land demnächst anzugreifen, deutet den nächsten Aufmerksamkeitssprung an. Während beunruhigende Nachrichten des "Live-Ticker zur Katastrophe in Japan" (n-tv) mittlerweile schon lauten müssen "Japans Katastrophe verhindert milliardenschweren Börsengang", damit überhaupt noch ein bisschen Zug in die Geschichte kommt, markiert eine von der ARD direkt unter "Wettlauf gegen den Super-GAU - Stromleitung zu den ersten Reaktoren liegt" gemeldete "News" (Focus) die Wende: "Katie Price hat einen neuen", heißt es da.
Genau eine Woche, nachdem die ARD als erste stolz meldete, dass sie "von Kernschmelze ausgehe",, kehrt das große, abgesagte Gestern mit komischem Grinsen zurück. Es ist der Tag, an dem vielleicht schon der letzte "Brennpunkt" zu Japan ausgestrahlt werden wird. An dem die Leute ihre Jodtabletten aus der Küchenschublade in die Speisekammer legen. Der Tag, an dem alles nichts mehr so ist, wie es war. Sondern wie davor.
Der lange Abschied vom Atom
Zettel: Eine Tagesschau, 14 sachliche Fehler
Als nichts mehr zu retten war: Tag 2 der Katastrophe