Atlus verklagt Fan Projekt das Shin Megami Tensei MMO wiederbeleben wollte

Erstellt am 26. September 2022 von Mvgnus

Als Atlus 2016 die Server für sein langjähriges MMO Shin Megami Tensei Imagine Online abschaltete, hat das Unternehmen wahrscheinlich nicht mit einer Rückkehr des Spiels durch Server der Fans gerechnet. Doch genau das geschah im Jahr 2020, als eine Gruppe engagierter Spieler einen eigens eingerichteten Server namens REimagine startete.

Jetzt verklagt Atlus eben diese Fans wegen Urheberrechtsverletzung. Wie ein findiger Twitter-Nutzer berichtet, wurde die Klage erstmals im Dezember 2021 eingereicht, ist aber inzwischen so weit vorgerückt, dass die Angeklagten, die hinter dem von Fans entwickelten Projekt stehen, vor Gericht erscheinen müssen.

damn wait this wasnt a prank at all atlus really is suing the imagine fan server pic.twitter.com/UBeoobSlTF

- Marsh (@MarshSMT) September 26, 2022

Imagine Online war ein MMO für PC, in dem die Spieler in einem postapokalyptischen Tokyo verschiedene Orte erkunden, Quests erfüllen und nach Beute jagen konnten. Das Spiel wurde erstmals 2007 in Japan veröffentlicht, gefolgt von Nordamerika und Europa in den Jahren 2008 bzw. 2009. Neun Jahre nach der Erstveröffentlichung entschied sich Atlus jedoch dazu, die Server des Spiels aufgrund der sinkenden Population abzuschalten. Viele langjährige Fans waren darüber verständlicherweise sehr enttäuscht.

Als Reaktion darauf schloss sich eine Gruppe von Personen unter dem Namen Rekuiemu Games zusammen und plante, Imagine Online wiederzubeleben. Mit Hilfe der verfügbaren Technologie und etwas Fleiß gelang es ihnen schließlich, das Spiel wieder zum Laufen zu bringen - zur Freude der Fans. Diese Art von Fan-Servern für abgeschaltete MMOs sind nicht ungewöhnlich: Ähnliche Projekte gibt es für Star Wars Galaxies, City of Heroes und The Matrix Online.

Leider ist Reimagine für Atlus jedoch mehr als nur ein harmloser Spaß für Nostalgiker, sondern stellt angeblich eine erhebliche finanzielle Bedrohung dar. Das Unternehmen argumentiert nämlich, dass die Nutzung dieser Art von nicht lizenzierten Diensten dazu führen kann, dass sich Kunden von ihren offiziellen Angeboten wie Persona 5 Royal abwenden und stattdessen auf inoffizielle Angebote zurückgreifen, die ihnen keinerlei Einnahmen bescheren.

Infolgedessen fordert Atlus Schadensersatz in Höhe von 25.000 Dollar pro Verstoß, sowie die endgültige Abschaltung aller Websites und Server, die mit dem Fan-Projekt in Verbindung stehen. Während diese Affäre noch andauert, hat sie die Aufmerksamkeit einmal mehr auf eines der dringendsten Probleme gelenkt, mit denen die Videospiel Branche heute konfrontiert ist, nämlich die Bewahrung von Videospielen: bevor sie für immer verloren sind, weil sie nicht mehr spielbar sind oder nicht mehr offiziell unterstützt werden.

Was wird aus den unspielbaren Spielen, die dazu verdammt sind, nur ein Stückchen in der Geschichte des Internets zu werden? Sollten wir uns darauf vorbereiten, dass jeder Titel, den wir lieben, irgendwann in seinem jetzigen Zustand nicht mehr verfügbar sein könnte? So muss es nicht sein. Die Bewahrung von Spielen durch den Kauf von physischen Datenträgern der Titel, reicht heute oftmals nicht mehr aus. Fanprojekte wie dieses stellen eine seltene Möglichkeit dar, dass was einst mal war nochmal zu erleben, wenn die Entwickler die Projekte aufgeben.