Atlantia
Ally Condie
FJB, 2015
16,99 €
978-3841421692
Zwillinge.
Sie waren für ein gemeinsames Leben bestimmt.
Doch das Schicksal trennte sie.
In einer Welt, die in Wasser- und Landbevölkerung aufgeteilt ist, werden die Zwillingsschwestern Rio und Bay durch einen Schicksalsschlag getrennt. Bay tritt ihre Reise zur Oberfläche an. Rio bleibt in Atlantia zurück. Um ihre Schwester wiederzusehen, muss sie herausfinden, warum Wasser und Land getrennt wurden und welche wunderbare und zugleich zerstörerische Gabe die Frauen der Familie verbindet.
Rio und Bay sind zwar Zwillinge, aber der Fokus liegt ganz klar auf Rio. Bay entscheidet sich sehr schnell nach “Oben” zu gehen. Es ist deswegen etwas schwer, eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Rio wird erst später damit beginnen, von ihr zu reden. Der Leser kann sich dann in der Rückschau ein Bild von Bay machen.
Rio ist recht hartnäckig, was ihre Wünsche und deren Erfüllung angeht. Das acht sich sympathisch, obwohl manche Dinge im wahren Leben nicht durchführbar wären. Sie setzt meist ihren Kopf durch, Gefahr ist dabei kein Begriff für sie. Andere Menschen machen sich mehr Sorgen um sie, als sie selbst.
Atlantia ist stark bevölkert und es gibt zwei weitere, wichtige Personen, die sehr häufig auftauchen. Darüber möchte ich aber lieber nichts erzählen. Auf den Hohenpriester von Atlantia möchte ich noch hinweisen, denn der ist wirklich fies, auch wenn er entspannend fies ist. Da dem Buch echte Spannung fehlt, kann er natürlich kein “Joker” sein.
Die Kulisse ist aufgeteilt in Atlantia und die Welt oben. Mehr Zeit verbringt der Leser mit Rio in Atlantia. Durch sie erfahren wir auch, wie die Menschen dort ihre Freizeit verbringen, ihr Geld verdienen und auch welche Arbeit Rio macht.
Oben, das ist weit entfernt. Ihr werdet es besuchen, wie, wann und warum – bleibt erst einmal ein Geheimnis.
Natürlich war ich begeistern von “Cassia& Ky”. Wa erwartet die Leserin also von einer Autorin, die sie schon einmal richtig gut fand?
Die falsche Einstellung kann schnell ein ganzes Buch vermiesen. Ich versuchte mich also erst einmal frei zu machen von dem Gedanken, dass auch dieses Buch ein Kracher sein muss. Immerhin ist es eine ganz andere Geschichte, nur der Erzählstil würde wohl ähnlich sein.
Atlantia ist den meisten ein Begriff – ich zumindest habe es mit Atlantis verbunden, die versunken Stadt im Meer. In Atlantia leben unter Kugeln und Röhren Menschen. Sie sind abhängig von anderen Menschen, die auf der Erdoberfläche geblieben sind. Es geht nicht ohne Katastrophe, denn wer entscheidet sich freiwillig unter dem Meer zu leben? Über die Katastrophe selbst erfährt der Leser sehr wenig und da sind wir bei Kritikpunkt Nummer 1: ich brannte darauf mehr darüber zu erfahren. Der Einblick in die frühere Welt bleibt sehr kurz und wird nur knapp beschrieben.
Ausführlicher allerdings werden Bay und Rio beschrieben. Ihre Beziehung zueinander ist etwas besonders, immerhin haben sie nur noch sich. Meist muss von einer Familie jemand “unten” und jemand “oben” leben. Rio träumt vom “Oben” seitdem sie klein war. Wird sie irgendwann einmal die Chance bekommen das “Oben” zu sehen?
Rios Faszination ist gut nachvollziehbar. Würde es mir nicht ähnlich gehen? Ihre Welt wirkt etwas rückständig. Die Menschen glauben an Wunder und schieben die Schuld immer zum Nächsten, wenn etwas passiert.
Der Fokus der ganzen Geschichte liegt auf Rio, die krampfhaft versucht ihre Schwester wiederzusehen. Was sie dabei alles erlebt ist oft sehr wunderlich, zaghaft und nur unterschwellig spannend. Der zweite Kritikpunkt an “Atlantia” ist die fehlende Spannung. Sie schwelt, bricht aber niemals ganz aus. Außerdem gibt es keine wirkliche Liebesgeschichte. Ein bisschen Geplänkel vielleicht, auch hier eher etwas Zaghaftes, angedeutetes, aber nichts greifbares.
Eine Offenbarung nenne ich das Cover nicht. Wasser, Farbe “Blau”, Titel “Atlantia”. Passt alles zusammen. Die Kapitel sind gut ausbalanciert, sodass der Leser deswegen keine Lust am Lesen verliert.
Die Geschichte ist gut konstruiert und ergibt von Anfang bis Ende Sinn. Rio verhält sich völlig normal und nachvollziehbar. Es gibt Geheimnisse, aber die sind nicht nervenaufreibend oder besonders traurig. Es ist eine sehr stille Fantasy-Dystopie, die ich dem ruhigen Leser gerne empfehle.