Athen, 21. November 2008

Von Kathrinaha

Athen ist die teuerste Stadt, in der ich auf der gesamten Reise war, und eine der teuersten Staedte, die ich überhaupt kenne. Für einen Kaffee zahlt man locker mal vier Euro, für ein Mittagessen knappe zwanzig.

Hier treffe ich Dimitri wieder, einen Freund aus Istanbul. Ich erzaehle ihm, dass ich gerade aus Mazedonien komme, und er meint, ich solle das nicht so laut sagen, in Griechenland hörten die Leute das nicht so gerne. Hier spreche man von FYROM, Former Yugoslav Republic of Macedonia. Der Grund sind die immer noch ungelösten Grenzstreitigkeiten zwischen Griechenland und FYROM. Die nördliche Provinz Griechenlands, in der auch Thessaloniki liegt, heisst auch Mazedonien, die Grenzstreitigkeiten zwischen beiden Laendern sind noch nicht beigelegt und die Griechen empfinden es als eine Unverfrorenheit, dass FYROM Anspruch auf ihr Gebiet erhebt.
In Mazedonien-FYROM sehen die Leute das anders, im Art Hostel haben sie mir erzaehlt, dass das Gebiet bis Thessaloniki lange Zeit mazedonisch war und dann von den Griechen unrechtmaessig einverleibt wurde. Ich habe keine Ahnung, was ich davon halten soll. Ich erinnere mich nur an einen Aufsatz über die nationale Identitaet der Mazedonier, den ich mal für einen Kurs über Südost-Europa schreiben musste. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass diese nur ein Konstrukt sei, so wie jede andere nationale Identitaet auch. Aber das hilft natürlich keinem weiter.
Dimitri faehrt mich an der Küste entlang spazieren. In Athen gehört das Meer bei Weitem nicht so praegend zum Stadtbild wie in Thessaloniki, wo sich alles um die Strandpromenade zentriert, oder wie zum Beispiel auch in Istanbul. Ungenutztes Potential, finde ich. Wir steigen aus und blicken auf's Wasser. Der Wind blaest ziemlich stark. Dimitri ist besorgt, dass meine Faehre am naechsten Tag vielleicht nicht fahren kann. "Wenn die Stürme in der Aegaeis zu stark sind, koennen die Schiffe manchmal drei Tage lang den Hafen nicht verlassen. Dann haengt man die ganze Zeit auf dem Schiff herum, das ist ganz schön frustrierend."

Am naechsten Tag absolviere ich pflichtschuldig das Kulturprogramm und stapfe einigermassen lustlos auf der Akropolis herum. Das Gute an einer Rucksack-Tour, dass man viele Orte zu sehen bekommt und die unterschiedlichsten Leute trifft, wird zumindest in meinem Fall dadurch unterwandert, dass ich mit der Zeit eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber den Staedten entwickelt habe, die ich besuche. Dabei ist Athen ziemlich interessant, die Antike ist sehr praesent: man geht um eine Ecke und auf einmal sind da wieder - sehr pittoresk- irgendwelche Tempelreste, zerfallene Saeulen oder byzantinische Kirchen. Aber ich lese mir die Informationstafeln nicht durch, mache nur ein paar Fotos und verdrücke mich dann ins naechstbeste Cafe.