At The Drive-In
„in.ter a.li.a“
(Rise Records)
Natürlich gelten hier ganz andere Maßstäbe. Wer die Kapelle aus Texas jemals live gesehen hat, der wird wissen, daß kunstvolle Gitarrenriffs, Diversität oder komplexe Soundstrukturen auf der Prioritätenliste von At The Drive-In keinen der vorderen Plätze einnehmen. Es geht vielmehr um den brutalen Furor, welchen die Mannen um Cedric Bixler und Omar Rodríguez mit ihrer Mischung aus Hardcore, Emo und Art-Rock zu entfachen verstehen, das Kraftfeld also, das sich bis in die letzten Reihen eines solchen Konzertes erspüren läßt. Und es geht natürlich in diesen Zeiten zunehmender Polarisierung, Vereinfachung und Radikalisierung, die jeden prägen, der in den Malstrom der politischen Meinungsbildung gerät, darum, die Stimme im richtigen Lager zu erheben. Denn jede Stimme, die laute wie die leise, zählt. Es ist also erst einmal gut, daß sich das Quintett, dem ja durchaus Kultstatus zuzusprechen ist, nach langem Ringen für ein neuerliches Engagement entschieden hat, nach langem Anlauf, mit neuem Album.
Daß die Stücke auf „in.ter a.li.a“ am Ende mit denen der berühmten Vorgänger „In/Casino/Out“ und „Relationship Of Command“ nicht ganz mithalten können, fällt dabei weit weniger ins Gewicht. Denn die Wut ist immer noch ungebrochen, das Kraftfeld zwischen den Musikern auch jetzt ein gewaltiges. Und der Anspruch nach wie vor ein großer. Bezugnehmend auf den Titel dieses nunmehr vierten Albums, der in der Sprache der Latinos eigentlich nur ein umgangssprachliches „unter anderem“ bedeutet, spricht Bixler davon, daß die Texte einen kleinen Ausschnitt aus dem Streifzug durch die Problemviertel heutiger Städte wiedergeben. Und daß mit ihnen der Hauptaugenmerk auf die jungen Menschen gerichtet werden soll, diejenigen also, deren Zukunft gerade verhandelt, im schlimmsten Falle sogar zerstört wird.
„Maybe we should stop focusing on the funeral march and start focusing on the younger generation, the problem is buried within layers of red tape and small print, but we don’t have to repeat it“, sagt er im Vorwort zur Platte und fährt fort: „Keep your ear to the ground and listen to the heartbeat of young people“. Der Herzschlag, dem es zu folgen gilt, gerät bei ihnen zu ohrenbetäubender Katharsis, vom Start und dem Opener „No Wolf Like The Present“ brettern die Gitarren, böllern die Drums und wird kein Stimmband geschont. Herausragend in jedem Fall die bissige Schärfe, die funkigen Crossover-Raps der Single „Governed by Contagions“, später nehmen die fünf für „Ghost Tape No. 9“ mal kurz den Fuß vom Gas und bauen so die Spannung wieder auf, die das unablässige Trommelfeuer auf Dauer vielleicht mindert. Es ist und bleibt ein furchteinflößendes, ein bedrohliches Szenario, das die Band dem Zuhörer hier vor Augen führt, als Weckruf sollte „in.ter a.li.a“ am besten funktionieren. http://www.atthedriveinmusic.com/
23.08. München, Zenith
„in.ter a.li.a“
(Rise Records)
Natürlich gelten hier ganz andere Maßstäbe. Wer die Kapelle aus Texas jemals live gesehen hat, der wird wissen, daß kunstvolle Gitarrenriffs, Diversität oder komplexe Soundstrukturen auf der Prioritätenliste von At The Drive-In keinen der vorderen Plätze einnehmen. Es geht vielmehr um den brutalen Furor, welchen die Mannen um Cedric Bixler und Omar Rodríguez mit ihrer Mischung aus Hardcore, Emo und Art-Rock zu entfachen verstehen, das Kraftfeld also, das sich bis in die letzten Reihen eines solchen Konzertes erspüren läßt. Und es geht natürlich in diesen Zeiten zunehmender Polarisierung, Vereinfachung und Radikalisierung, die jeden prägen, der in den Malstrom der politischen Meinungsbildung gerät, darum, die Stimme im richtigen Lager zu erheben. Denn jede Stimme, die laute wie die leise, zählt. Es ist also erst einmal gut, daß sich das Quintett, dem ja durchaus Kultstatus zuzusprechen ist, nach langem Ringen für ein neuerliches Engagement entschieden hat, nach langem Anlauf, mit neuem Album.
Daß die Stücke auf „in.ter a.li.a“ am Ende mit denen der berühmten Vorgänger „In/Casino/Out“ und „Relationship Of Command“ nicht ganz mithalten können, fällt dabei weit weniger ins Gewicht. Denn die Wut ist immer noch ungebrochen, das Kraftfeld zwischen den Musikern auch jetzt ein gewaltiges. Und der Anspruch nach wie vor ein großer. Bezugnehmend auf den Titel dieses nunmehr vierten Albums, der in der Sprache der Latinos eigentlich nur ein umgangssprachliches „unter anderem“ bedeutet, spricht Bixler davon, daß die Texte einen kleinen Ausschnitt aus dem Streifzug durch die Problemviertel heutiger Städte wiedergeben. Und daß mit ihnen der Hauptaugenmerk auf die jungen Menschen gerichtet werden soll, diejenigen also, deren Zukunft gerade verhandelt, im schlimmsten Falle sogar zerstört wird.
„Maybe we should stop focusing on the funeral march and start focusing on the younger generation, the problem is buried within layers of red tape and small print, but we don’t have to repeat it“, sagt er im Vorwort zur Platte und fährt fort: „Keep your ear to the ground and listen to the heartbeat of young people“. Der Herzschlag, dem es zu folgen gilt, gerät bei ihnen zu ohrenbetäubender Katharsis, vom Start und dem Opener „No Wolf Like The Present“ brettern die Gitarren, böllern die Drums und wird kein Stimmband geschont. Herausragend in jedem Fall die bissige Schärfe, die funkigen Crossover-Raps der Single „Governed by Contagions“, später nehmen die fünf für „Ghost Tape No. 9“ mal kurz den Fuß vom Gas und bauen so die Spannung wieder auf, die das unablässige Trommelfeuer auf Dauer vielleicht mindert. Es ist und bleibt ein furchteinflößendes, ein bedrohliches Szenario, das die Band dem Zuhörer hier vor Augen führt, als Weckruf sollte „in.ter a.li.a“ am besten funktionieren. http://www.atthedriveinmusic.com/
23.08. München, Zenith