At Pavillon
„Believe Us“
(Las Vegas Records)
Der Österreicher pflegt ja, das hört man in regelmäßigen Abständen von den kritischen Geistern des Alpenlandes, gegenüber seinen deutschen Nachbarn einen gesamtgesellschaftlichen, bereichsübergreifenden Minderwertigkeitskomplex. Abgesehen vom Schifoan, Topfenstrudeln und Opernballern meint er sich stets in der Defensive und beklagt lautstark seine ungenügende Performance im Vergleich mit den ungeliebten, weil humorlosen und genußfeindlichen Technokraten, kurz: Piefkes. Soweit die grob überzeichnete Interpretation einer leidenschaftlichen, über Jahrhunderte gewachsenen Abneigung. In Sachen Popkultur lässt sich eine ausgewachsene Psychose wie diese nun aber wirklich nicht mehr glaubhaft darstellen, war in den letzten Jahren Cool Austria immer mit vorndran, wenn es um hippe Musikkultur ging: Hier der morbide Suffrock von Wanda, die schwarzhumorigen Liedermacher Nino aus Wien und Voodoo Jürgens, die gespreizte Lässigkeit von Bilderbuch, der wunderbare Schmäh von Granada und elektronische Finesse Marke Soap And Skin und Leyya.
Wer jetzt geglaubt hatte, das sei es mit dem Hype auch schon gewesen, der irrt. Das zumindest legt das Debütalbum der Wiener At Pavillon nahe. Wie sich das für eine junge, hoffnungsvolle Band aus der „city of diversity“ („Vienna“) gehört, handelt es sich bei dem Quartett im besten Sinne um eine Allerweltsband – Sänger Mwita Mataro hat seine Wurzeln in Tansania, Paul Majdzadeh-Ameli im Iran, Tobias Kobl und Bernhard Melchart teilen sich die deutsch-österreichische Komponente. Melchart und Mataro machen, so ist zu lesen, schon seit Jahren gemeinsam Musik (ihrem alten Treffpunkt, einem Pavillon im Wiener Türkenschanzpark verdankt das Quartett im Übrigen seinen Namen), sie alle eint die Liebe zum Britpop neuerer Prägung, Vorbilder wie Arctic Monkeys, Foals, Bloc Party geben die Blaupause für einen Sound, der in den 80er geboren wurde und uns Ältere auch an die starken Momente von INXS vom anderen Ende der Welt erinnert.
Ähnlich wie Michael Hutchence hat auch Mwita Mataro diese energiegeladene, flirrende Aura, die die Stücke des Albums vorantreibt und sie zugleich so wunderbar federn läßt. Gerade bei Songs wie „Lions“, „Face It“ oder auch „Stop This War“ gehen die funkigen Gitarren von der Leine und zwar so rasant, daß die komplette Band, wie in einem der Videos zu sehen, hinter Gittern besser aufgehoben ist. Dabei punkten At Pavillon nicht nur mit kraftvollen Tönen, sondern auch klugen Texten. Auch wenn politische Agitation nicht Mataros Sache ist, wie er in einem älteren Interview bekennt, gibt es doch ein paar deutliche Einlassungen zur Genderprobelmatik („Disco Demolition Night“), der zunehmenden Vernetzung, die nicht selten in der Vereinsamung endet („All Eyes On You“) und das Leben in der selbsteingerichteten Komfortblase im allgemeinen. Die Clips dazu sind teilweise ziemlich schräg – „Believers“ bekam von Patricia Narbón eine Art okkulte Messe verpaßt, in „Stop This War“ (Regie Luca Fuchs) konkurrieren devote Junkies um die Gnadengaben eines alternden Playboys. Lang hat’s gedauert mit diesem Album, das Ergebnis kann sich hören und sehen lassen. http://www.atpavillon.com/
19.01. Wien, FM4 Geburtstagsfest
26.01. Wien, Recordbag
13.03. München, zehner
14.03. Stuttgart, Merlin
15.03. Köln, Stereo Wonderland
16.03. Leipzig, Neues Schauspiel
19.03. Bremen, Tower Musikclub
20.03. Berlin, Badehaus Berlin
23.03. Linz, Stadtwerkstatt
05.04. Mödling, Bühne Mayer
23.05. Baden, Werkk
25.03. Wien, Aera
24.05. Will, Gare de Lion
25.05. Dorbirn, Spielboden
„Believe Us“
(Las Vegas Records)
Der Österreicher pflegt ja, das hört man in regelmäßigen Abständen von den kritischen Geistern des Alpenlandes, gegenüber seinen deutschen Nachbarn einen gesamtgesellschaftlichen, bereichsübergreifenden Minderwertigkeitskomplex. Abgesehen vom Schifoan, Topfenstrudeln und Opernballern meint er sich stets in der Defensive und beklagt lautstark seine ungenügende Performance im Vergleich mit den ungeliebten, weil humorlosen und genußfeindlichen Technokraten, kurz: Piefkes. Soweit die grob überzeichnete Interpretation einer leidenschaftlichen, über Jahrhunderte gewachsenen Abneigung. In Sachen Popkultur lässt sich eine ausgewachsene Psychose wie diese nun aber wirklich nicht mehr glaubhaft darstellen, war in den letzten Jahren Cool Austria immer mit vorndran, wenn es um hippe Musikkultur ging: Hier der morbide Suffrock von Wanda, die schwarzhumorigen Liedermacher Nino aus Wien und Voodoo Jürgens, die gespreizte Lässigkeit von Bilderbuch, der wunderbare Schmäh von Granada und elektronische Finesse Marke Soap And Skin und Leyya.
Wer jetzt geglaubt hatte, das sei es mit dem Hype auch schon gewesen, der irrt. Das zumindest legt das Debütalbum der Wiener At Pavillon nahe. Wie sich das für eine junge, hoffnungsvolle Band aus der „city of diversity“ („Vienna“) gehört, handelt es sich bei dem Quartett im besten Sinne um eine Allerweltsband – Sänger Mwita Mataro hat seine Wurzeln in Tansania, Paul Majdzadeh-Ameli im Iran, Tobias Kobl und Bernhard Melchart teilen sich die deutsch-österreichische Komponente. Melchart und Mataro machen, so ist zu lesen, schon seit Jahren gemeinsam Musik (ihrem alten Treffpunkt, einem Pavillon im Wiener Türkenschanzpark verdankt das Quartett im Übrigen seinen Namen), sie alle eint die Liebe zum Britpop neuerer Prägung, Vorbilder wie Arctic Monkeys, Foals, Bloc Party geben die Blaupause für einen Sound, der in den 80er geboren wurde und uns Ältere auch an die starken Momente von INXS vom anderen Ende der Welt erinnert.
Ähnlich wie Michael Hutchence hat auch Mwita Mataro diese energiegeladene, flirrende Aura, die die Stücke des Albums vorantreibt und sie zugleich so wunderbar federn läßt. Gerade bei Songs wie „Lions“, „Face It“ oder auch „Stop This War“ gehen die funkigen Gitarren von der Leine und zwar so rasant, daß die komplette Band, wie in einem der Videos zu sehen, hinter Gittern besser aufgehoben ist. Dabei punkten At Pavillon nicht nur mit kraftvollen Tönen, sondern auch klugen Texten. Auch wenn politische Agitation nicht Mataros Sache ist, wie er in einem älteren Interview bekennt, gibt es doch ein paar deutliche Einlassungen zur Genderprobelmatik („Disco Demolition Night“), der zunehmenden Vernetzung, die nicht selten in der Vereinsamung endet („All Eyes On You“) und das Leben in der selbsteingerichteten Komfortblase im allgemeinen. Die Clips dazu sind teilweise ziemlich schräg – „Believers“ bekam von Patricia Narbón eine Art okkulte Messe verpaßt, in „Stop This War“ (Regie Luca Fuchs) konkurrieren devote Junkies um die Gnadengaben eines alternden Playboys. Lang hat’s gedauert mit diesem Album, das Ergebnis kann sich hören und sehen lassen. http://www.atpavillon.com/
19.01. Wien, FM4 Geburtstagsfest
26.01. Wien, Recordbag
13.03. München, zehner
14.03. Stuttgart, Merlin
15.03. Köln, Stereo Wonderland
16.03. Leipzig, Neues Schauspiel
19.03. Bremen, Tower Musikclub
20.03. Berlin, Badehaus Berlin
23.03. Linz, Stadtwerkstatt
05.04. Mödling, Bühne Mayer
23.05. Baden, Werkk
25.03. Wien, Aera
24.05. Will, Gare de Lion
25.05. Dorbirn, Spielboden