Astral Chain im Test – Ein Nerd holt die Fesseln raus

PlatinumGames sorgt eigentlich immer für große Euphorie und Freude wenn sie mal wieder ein neues Spiel ankündigen. Zuletzt geschah dieses Phänomen nach der Vorstellung zu unserem heutigen Testmuster Astral Chain, welches exklusiv für Nintendo Switch entwickelt wurde. Mit Nier: Automata setzte Takahisa Taura ein ordentliches Ausrufezeichen und machte sich als Lead Game Designer in der Branche einen Namen. Unter der Aufsicht von Hideki Kamiya (Resident Evil, Devil May Cry oder Bayonetta) übernahm er nun also mit Astral Chain sein neustes Projekt. PlatinumGames ist bekannt für außergewöhnliche Spielkonzepte und durchgeknallte Ideen. Schon die Trailer zu Astral Chain zeigten schnell, dass ihnen dieses Unterfangen wohl erneut gelingen wird. Denn auch Astral Chain entpuppt sich beim Spielen als ein sehr individuelles Konzept und liefert mehr als nur dröge Kloppereien. Ob außergewöhnlich und nicht von der Stange aber auch dieses Mal wieder für hohe Qualität stehen, verrate ich im Test.

Die Menschheit steht am Abgrund - Mal wieder

Astral Chain im Test – Ein Nerd holt die Fesseln raus

Der Titel katapultiert euch gute 50 Jahre in Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2078 und die Menschheit ist, wie ja fast irgendwie in jedem Spiel, kurz vor ihrer finalen Auslöschung. Schuld daran sind fiese Wesen namens Chimären, welche aus einer anderen Dimension stammen und beinahe sämtliche menschlichen Siedlungen und Städte vernichtet haben. Die letzte Bastion stellt die Megastadt „die Arche" dar, in welcher wir die Rolle eines von zwei Zwillingsgeschwister übernehmen. Gleich zu Beginn des Spiels werden wir vom einfachen Polizeibeamten in die Spezialeinheit Neuron befördert und lernen sämtliche Geheimnisse über die „Astral Ebene", aus der die Chimären stammen, kennen. Unsere Feinde, die Chimären, sind wirklich fiese Viecher. Für normale Leute unsichtbar und einem Menschen zu allem Überfluss auch noch körperlich ziemlich überlegen, stellt die Bekämpfung der Biester ein ernstes Problem dar.

Legt die Monster einfach an die Kette

Astral Chain im Test – Ein Nerd holt die Fesseln rausDa die Menschen aber brauchbare Weisheiten wie „Feuer mit Feuer bekämpfen" erfunden haben, machen wir uns in Astral Chain die Stärke unserer Gegner einfach zum eigenen Vorteil. In Jahrelanger Forschung wurde ein Konzept entwickelt, womit man die Chimären in einem Gerät binden und für sich selber nutzen kann. Durch die namens gebende Astralkette kontrolliert ihr als Spieler also die mächtigen Wesen und zwingt sie für euch den Großteil der Drecksarbeit zu erledigen. Natürlich sind aber nicht alle Menschen in der Lage einen „Legion" zu führen, womit die Spezialeinheit Neuron aus lediglich sechs Mitgliedern besteht, aber ständig erweitert und verringert wird. Wer PlatinumGames kennt, ahnt jetzt wahrscheinlich schon, dass aus der doppelten Charakter-Bedienung sicherlich ein sehr interessantes Spiel -und Kampfsystem entstanden ist. Und ihr vermutet richtig.

Ihr übernehmt gleich zwei Figuren

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Was anfangs noch etwas verwirrend bzw. ungewohnt erscheint, geht zum Glück recht schnell in Fleisch und Controller über. In den Kämpfen steuert ihr mit dem linken Stick eure Spielfigur, die eigenständig angreifen, Items benutzen und eben ihre Legion rufen kann. Per linker Schultertaste beschwört ihr euren Freund aus der Astral-Ebene und dirigiert diesen mit dem rechten Stick über das Schlachtfeld. Bevor ihr jetzt gedanklich schon einen Knoten im Hirn bekommt - Euer Legion agiert erfreulich selbstständig. Das bedeutet, er greift Feinde in der Nähe unentwegt an und ihr müsst ihn am Anfang des Spiels lediglich in eine gute Position bewegen. Angriffe von hinten verursachen ganz „Schurkenlike" nämlich mehr Schaden etc.. Mit der Spielzeit nimmt aber auch die Anzahl, Möglichkeiten und Moves von beiden Charakteren zu. Bewegt ihr euren astralen Kumpel an der Kette um einen Feind, fesselt ihr diesen und verursacht im Anschluss einiges mehr an Schaden. Manche Gegner versuchen euch anzustürmen (neu-nerdisch „chargen), positioniert ihre beiden Helden so, dass die Kette den heranstürmenden Feind „auffängt", fliegt dieser im hohen Bogen zurück und wird betäubt.

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Später ganz schön frickelig

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Das Kampfsystem basiert also nicht auf schnellen Reaktionen oder auswendig gelernten Kombos oder Spezialmoves, sondern wirkt etwas taktischer, da ihr viel auf Positionierung achten und „Mitdenken" und reagieren müsst. Zwischendrin habt ihr auch immer die Möglichkeit ein paar Items mit ins Spiel zu bringen. Bei Astral Chain kommt klassische Kost auf den Tisch: Diverse Gerichte buffen euch, Heil-Items oder Granaten gehören zwar eigentlich zum JRPG-Alltag, finden sich aber eben auch hier wieder. Selbstverständlich gibt es auch Manöver, die Geschick und Reflexe erfordern. Klassische Konter -und Ausweichmoves lassen sich später mit Gegenschlägen von euch alleine oder gemeinsam mit der Legion ausführen. Durch den Kettensprung kann man den Kämpfen auch wesentlich mehr Geschwindigkeit verpassen. Hier schleudert ihr euch an der Kette zur Position eures Mitstreiters und trefft dabei bei richtigem Abstand auch praktischer weise euren Gegner. Aber auch um einem Angriff zu entgehen oder einen Hotspot im Kampf schnell zu erreichen, ist der Kettensprung die ideale Lösung. Solche speziellen Fähigkeiten werden aber auch im normalen Spiel abseits der Kämpfe benutzt. Dazu später noch mehr. Das Kampfsystem in Astral Chain ist also Entwicklertypisch ungewöhnlich, aber fühlt sich nach erster Skepsis Klasse an, weil es wirklich viele Herangehensweisen bietet. Im späteren Spielverlauf kombiniert ihr also munter eure gelernten Tag-Team-Fertigkeiten miteinander und entfacht so ein gehöriges Effektgewitter auf dem Bildschirm.

Es gibt nicht immer nur Stress

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Im Laufe des Spiels erweitert sich zudem euer Arsenal an verfügbaren Legions. Diese werden ähnlich wie Pokemon separat ausgerüstet und entsprechend gelevelt und spielen sich mitunter auch unterschiedlich. Jeder der dann insgesamt fünf Legions verfügt über zwei Spezialangriffe und eigene Perks. Astral Chain hat jedoch auch ruhige Momente. So startet jede eurer Missionen im Neuron Hauptquartier, welches ihr frei erkunden könnt. Hier plaudert ihr mit Kollegen und NPC's, individualisiert optisch euren Charakter oder Legion und absolviert diverse Trainingsmodule. Während der Einsätze wird auch nicht nur das Tanzbein geschwungen, sondern vor allem auch Polizeiarbeit geleistet. Mit eurem sogenannten „IRIS-Modul" aktiviert ihr einen Scan-Modus der euch allerhand wichtige Details an Tatorten zeigt. Hier erkundet ihr jeweils ein kleines Gebiet, belauscht mit eurem Legion Zeugen und Verdächtige und analysiert am Ende alles um den Fall zu lösen. Diese Entschleunigung stellt eine nette Abwechslung zu den vielen Kämpfen dar und verleiht dem Titel so seinen ganz eigenen Flair.

Die Zukunft sieht rosig aus

Astral Chain im Test – Ein Nerd holt die Fesseln raus

Was in der echten Welt als Leitsatz in Zeiten des Klimawandels nicht so ganz hinhaut, bezieht sich bei Astral Chain auch nur auf die Optik. Denn auch hier ist die Menschheit gezwungen sich in eine einzelne Mega-Stadt zu verkriechen, da der restliche Planet unbewohnbar geworden ist. Astral Chain macht das Beste daraus und liefert euch für die verbaute Hardware in der Switch eine sehr ansehnliche Optik. Die Aussage betrifft hierbei vor allem den Artstyle und die Technik. Die Stadt strahlt in knalligen Neonfarben und die Umgebungen sind vorbildlich textuiert. PlatinumGames setzt bei Astral Chain zudem auf eine dynamische Auflösung. Das bedeutet, dass die Eye-Candy-Momente merklich höher aufgelöst sind als die bombastischen Kämpfe. Während man jedoch seine beiden Spielfiguren unter tosendem Effektgewitter über das Schlachtfeld navigiert, fällt einem dieser Umstand natürlich nicht unbedingt auf. Die Framerate ist weitestgehend stabil und geht nur bei wirklich viel Action auf dem Bildschirm etwas in die Knie. Alles in allem zählt das Spiel aber definitiv zu den grafischen Aushängeschildern der Switch. Vertont ist der Titel sehr professionell auf englisch, während die Untertitel natürlich auch auf deutsch einstellbar sind.

Fazit:

PlatinumGames bleibt seiner Linie wieder einmal treu und begeistert damit Fans individueller Spiele-Erlebnisse. Astral Chain überzeugt mit seinem Mut zur Kreativität und wirft nebenbei erneut ein neues Sub-Genre auf den Markt. Die Idee und die Umsetzung mit der Doppelsteuerung von euren beiden Figuren fühlt sich erfrischend anders an und ist nach kurzer Eingewöhnungsphase das normalste der PlatinumGames-Welt. Dazu gesellt sich eine famose technische Programmierleistung, die die optische Messlatte der Switch schon merklich ankratzt. Für Neulinge dieser alternativen Gameplay-Akrobatik gibt es zudem den Schwierigkeitsgrad „Story", womit sich japanofremde Zocker keine Sorgen machen müssten, dass hier irgendwas zu komplex vonstatten gehen könnte. Astral Chain dreht natürlich aber bei fordernden Kämpfen wesentlich mehr auf, da ihr taktischer und routinierter mit eurem gelernten zu Werke gehen müsst. Wenn ihr darüber hinaus nicht unbedingt wert auf allzu ausgeklügelte Geschichten legt, ist das nicht schlimm - die hat Astral Chain nämlich nicht. Wer also neues Futter für seine Switch sucht, sollte bei Astral Chain vielleicht mehr als nur ein Auge drauf werfen.


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