6. November 2013 | Verfasst von Chris
Als ich die DVD vom Verleih Splendid Film erhalten hatte, musste ich erst mal mächtig schmunzeln. Auf der Rückseite des Covers wurde der Film nämlich beworben mit den Worten “vom Kultregisseur Uwe Boll”. Das ist deshalb so witzig, weil unter Filmfreunden immer ein Name recht schnell genannt wird, wenn es um den schlechtesten Regisseur der Welt geht und zwar genau: Uwe Boll. Mit Filmen wie Alone in the Dark, Schwerter des Königs- Dungeon Siege und Farcry hat er auf diesen Titel auch durchaus einen berechtigten Anspruch geltend gemacht, wobei ich die Diskussion schon immer dumm und übertrieben fand, gibt es doch immerhin so viele schlechte Filme auf dieser Welt. Übrigens hat Boll mit Darfur bewiesen, dass er auch durchaus wichtige Filme drehen kann. Möglichst unvoreingenommen versuchte ich also Assault on Wall Street anzusehen.
Inhalt:
Über den Sicherheitsmann Jim (Dominic Pursell) prallen die Schicksalsschläge geballt und mit aller Wucht herein. Seine Frau (Erin Karpluk) ist schwerkrank, die Therapie kostet ein Vermögen, sein Investmentbänker hatte nur den eigenen Profit im Kopft und zudem trifft ihn noch die Immobilienkrise mit voller Wucht. Kurz gesagt, die Dinge laufen ganz beschissen und Jim weiß ganz genau, wer und wo die Schuldigen sind.
Fazit:
Uwe Boll dreht einen Rachefilm über einen Mann, der von skrupellosen Bankern um sein Geld gebracht wurde. Mein erster Gedanke war, die armen Banker. Mein zweiter Gedanke, das wird ein Spaß, wenn auch ein völlig unkorrekter!
Ein Sache noch vorweg, mir ist es dann leider nicht gelungen, so unvoreingenommen wie gewünscht an den Film zu gehen. Aus Neugier habe ich nämlich etwas gemacht, was ich sonst vermeide und zwar auf Filmstarts (grottenschlechte Bewertung mit 1 von 5 Sterne) vorab die Kritik gelesen. Und diese hat mich dann vor allem im Nachhinein verärgert, da der Kritiker vermutlich Uwe Boll gelesen hatte und somit seine Bewertung schon fest stand.
Fakt ist nämlich, Assault on Wall Street ist bei weitem kein Meisterwerk, genauso weit ist er aber davon entfernt, ein 1 Sterne-Film zu sein. Ich muss sagen, vor allem zu Beginn hat der Film mich doch sehr überrascht. Oder was heißt zu Beginn, eigentlich fast die komplette erste Stunde. Zuvor hätte ich nämlich die Hand ins Feuer legen können, dass der Film durch ein paar sehr brutale und Uwe Boll-typische Racheszenen punkten kann, in den ruhigeren Parts dagegen komplett untergeht. Das Gegenteil war dann der Fall. Die Schauspieler werden wirklich gut eingeführt und machen ihre Sache ordentlich. So konnte ich die Wut und die Verzweiflung von Jim sehr gut nachvollziehen und es macht sich automatisch Wut über die rücksichtslosen Investmentbanker und dergleichen breit. Klar übertreibt Uwe Boll bei der Darstellung und dem Verhalten der Banker jedoch maßlos und macht es dem Zuschauer so leicht, den Hass und die Rachephantasien des Hauptdarstellers ein Stück weit zu teilen.
Dem Film kann man aufgrund der Aufstachelung und des dann folgenden Racheaktes berechtigt vorwerfen, das Töten und die Selbstjustiz zu verherrlichen. Der Regisseur rechtfertigt das aber als eine kritische und provozierende Abrechnung mit der Finanzmarktkrise. Fakt ist jedoch, dass man eine solche Kritik passender und subtiler verpacken könnte
Jetzt ist das aber eben ein Uwe Boll-Film und hier erwartet man gar nichts subtiles, sondern im Gegenteil ein paar heftige Gewalterruptionen. Und gerade bei dieser eigentlichen Paradedisziplin versagt Boll dann kläglich. Anstatt die Racheakte als Kurzschlussreaktion zu zeigen, wird alles geplant und mit z.B. wirklich dämlichen Schussübungen garniert. Das Ende und damit meine ich vor allem den letzten Satz, ist dann sogar so schlecht, dass der Regisseur die Sache mit der Gewaltverherrlichung eigentlich nicht mehr wegreden kann.
So bleibt ein gemischtes Gefühl zurück. Ein gerade bei den gefühlvollen Momenten nicht so gut erwarteter Start und Mittelteil, wird von einem enttäuschenden Finale abgelöst. Damit ist Assault on Wall Street also kein guter, aber auch kein ganz schlechter Film gewordem.