Assassino
Gerd Ruebenstrunk
Bloomoon, 2013
978-3760786810
16,99 €
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Kati und Chris machen sich wieder einmal auf die Suche nach einem Schatz. Katis Vater sucht eine Fibelscheibe, die sehr, sehr wertvoll sein soll. Doch wo kommen plötzlich die Männer her, die Kati angreifen? Und wer ist dieser sonderbare Ilyas? Eine spannende Reise beginnt, die sehr gefährlich für Kati wird …
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Ich habe selten so einen ambivalenten Charakter erlebt, wie in diesem Buch. Kati hat mich wahnsinnig gemacht mit ihren Gefühlsschwankungen und ihrem kindischen Verhalten. Sie hat einen hohen IQ benimmt sich aber manchmal, wie ein Kleinkind. Als klar wird, dass ihr Vater nicht immer die Wahrheit gesagt hat und auch andere Dinge passieren, die sie nicht mag, weint sie nur noch. Anstatt mit anzupacken, igelt sie sich ein.
Auch eine Gefühlsentwicklung kann ich nicht nachvollziehen. Klar Hormone machen alles schwieriger, aber ich brauche eine wirklich nachvollziehbare Entwicklung, wenn es um das Zusammenspiel von Charakteren geht.
Chris ist das Gegenteil zu Kati. Während sie nicht nachvollziehbar mit dem Herzen denkt, ist es Chris, der mit dem Kopf handelt und vorher nachdenkt. Zwar ist er auch als Mensch kaum nachvollziehbar, weil er sich leicht beeinflussen lässt und schnell eifersüchtig ist, aber ein bisschen normales Verhalten hat er schon an sich.
Spoilerabsatz, bitte markieren, wenn Ihr ihn lesen wollt:
Und dann wäre da noch Ilyas, über den ich noch einige Worte verlieren muss. Das erste Kapitel, in dem er auftaucht, ist einfach der Wahnsinn. Geheimnisvoll, prickelnd geschrieben hatte ich richtig Lust mehr über ihn zu erfahren. Leider bleibt es bei diesem einen tollen Kapitel, denn Ilyas ist nur mürrisch und benimmt sich passend zu Kati, sehr unpassend.
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Ich liebe die Kulissen von Gerd Ruebenstrunk und genau diese ist es auch, die die Geschichte vor dem totalen Absturz bewahrt. Es sind immer außergewöhnlich Kulissen sowie hier zum Beispiel: Dubrovnik. Der Charme, der Stadt hat mich auch gleich gefangen genommen, dass der Autor sehr gute und detaillierte Beschreibungen liefert. Auch in den späteren Städten sind es die Kleinigkeiten, die diese lebendig machen. Manchmal erscheint die Kulisse sogar lebendiger als die Figuren selbst.
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“Komm wir suchen einen Schatz!” – und dann verlieren wir uns in zwischenmenschlichen, komischen Beziehungen und wissen nicht weiter. So ähnlich kann dieses Buch beschrieben werden, denn die anfängliche Schatzsuche verkommt zu einem, am Rand der Geschichte, dümpelnde Kleinigkeit. Schade, denn die Idee, wenn sie später im Buch wieder aufgegriffen wird, ist keine schlechte, noch dazu ist der Cliffhanger mörderisch. Aber was es so wirklich mit der Fibelscheibe auf sich hat, vermag der Leser in weniger als drei Sätzen zu erfahren. Der Rest der Geschichte besteht aus Liebeskummer, Heulattacken und böse Gedanken gegen Menschen, die nicht immer die Wahrheit gesagt habe.
Unter einem Archäologie-Roman habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Außerdem hatte ich am Anfang der Geschichte das Gefühl mir fehlt eine Vorgeschichte. Der Einstieg gab mir das Gefühl, dass ich ein Buch “davor” verpasst hätte, denn sie Figuren wirkten eingespielt und schon sehr Abenteuer erfahren. Erst nach etlichen Seiten konnte ich dieses Gefühl beiseite räumen und mich auf die Geschichte einlassen.
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Die Buchgestaltung ist wirklich ein Hingucker. Die Person auf dem Cover schaut den Leser sehr lebendig an und die Schrift ist einfach toll gewählt.
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Ich vergebe schweren Herzens etwas zwischen 2-3 Bücherpunkten. Die Kulisse ist wirklich genial, aber die unausgereiften Charaktere und die kurze Suche nach der Fibelscheibe haben mir gar nicht gefallen. Wer eine spannende Suche mit Gerd Ruebenstrunk erleben möchte, wendet sich an die Arthur-Bände, dich ich nur empfehlen kann.
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