Jawoll. Aus besonderem Anlass gibt’s mal wieder einen echten Equipment-Check oder auch – in diesem speziellen Fall – Laufschuh-Test. Es gibt gleich zwei Schuhe, die ich vorstellen möchte. Den Anfang macht mein neuer Wettkampf-Schlappen, der Asics DS Racer in der 10. Generation. Ganz zu Beginn meines Sport-Wiedereinstiegs lief ich ja schon einmal diesen Schuh – ich glaube in der 6. Generation. Der aktuelle Schuh ist jedoch in keiner Weise mit irgend einem seiner Vorgänger zu vergleichen. Er ist tatsächlich eine völlige Neuentwicklung. Und um es vorweg zu nehmen: Eine aus meiner Sicht sehr gelungene Neuentwicklung.
Starten wir gleich mal mit einem der auffälligsten Merkmale eines richtigen “Rennschlappens” (“racing flat” wie die Amerikaner sagen), dem Gewicht. Wie mein Beweisfoto zeigt, bringt er in meiner Größe US 8 sagenhaft leichte 163 Gramm auf die Waage (vom Hersteller angegeben sind 182 g bei US 9). Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn gekauft hätte, wenn ich das gewusst hätte. Das ist schon arg grenzwertig – selbst für mich (leicht, recht ordentlicher Laufstil).
Mich als Praktiker interessieren nicht die ganzen Materialien und das damit einhergehende Marketing-Blabla. Aber das Gewicht ist eine sauber messbare Größe und da sag’ ich: Sauber gemacht! Aber ohne diese Leistung abmildern zu wollen. Meine Lieblings-Rennsemmel in Jugendjahren war ein Karhu (wer kennt die noch?) mit dem exakt gleichen Gewicht (gab es also auch vor 30 Jahren schon).
Was fällt sonst noch auf? Der Schuh ist selbstverständlich auf einem gebogenen Wettkampf-Leisten gefertigt, verfügt über eine recht flache Zwischensohle, aber immer noch für mich wichtige 8 mm Sprengung. Ich bin ja auch dem anfänglichen Hype des Natural Running und der damit einhergehenden superflachen bzw. komplett fachen (0 mm Sprengung) Schuhe aufgelegen und damit – wie sicher viele andere Läufer da draußen – voll auf die Nase gefallen. Ich denke heute, dass ein zumindest großer Anteil meiner Achillessehnen-Beschwerden von den viel zu flachen Schuhen kommt. Seit ich da wieder von weggekommen bin, passt das auch mit den Sehnen wieder. Also kurz: 8 mm Sprengung bei einem so flachen, leichten schnellen Wettkampfschuh ist Spitzenklasse (18:10 mm)!
Wie zu erwarten vermisst man bei so einem Schuh irgendwelche Stützelemente. Das ist sinnvoll, denn wer solch einen Schlappen läuft, wird hoffentlich über den nötigen Laufstil verfügen. Das Obermaterial ist wie heutzutage üblich (state of the art) nahtfrei. Allerdings ist die Zunge traditionell eingenäht. Das habe ich schon mal besser gesehen (z.B. bei den Pearl Izumis). Ich bin gespannt, ob ich damit Probleme bekomme, wenn ich sie mit nackten Füßen laufe (wie bei meinem diekten Vorgänger-Rennschuh, dem Saucony Fastwitch). Farbtechnisch genau mein Geschmack: Auffällig, aber nicht peinlich auffallend wie die Noosa Tri-Schuhe oder der neue Noosa Fast 2 (alle Asics), wo einem fast die Augen tränen vom Hinschauen. Den DS Recer 10 gibt es nur in einer Farbe – mit dem atemberaubenden Namen Rot!
Bleibt noch die Sohle. Sie ist das, was man von einer Sohle eines soclhen Schuhs erwartet: Auf Speed ausgelegte flache Racing-Sohle ohne extreme Besonderheiten. Das mittlere, rote “Zorro-Z” ist ein stabiler, harter Kunststoff, der enorm Stabilität bringt. Aus dieser Kombination wird hoffentlich klar, dass er ein reinrassiger Straßenlaufschuh ist. Im hinteren Teil verfügt er über den bei Asics üblichen abriebfesteren AHAR-Gummi. Ich bin gespannt, wie lange der bei mir hält. Mein alter DS Racer hielt für einen Rennschlappen unglaublich lange durch. Die Sohle verfügt über die neue, S-förmige “Guidance Line”. Meine Meinung: Marketing-Bullshit. Gleich beim ersten Lauf merke ich, wie ich – gerade bei flachen und sehr schmalen Schuhen – rechts sehr über die Außenseite abrolle, statt über den Großzehen. Ich habe verstanden, dass dies genau durch jene “Guidance Line” verhindert werden soll. Schön wär’s ja. Last but not least: Auch bei Asics haben die “Abflusslöcher”, die wir seit längerem bei den ausgewiesenen Triathlon-Schuhen kennen, Einzug gehalten. Im vorderen Bereich (leider in meinem Foto nur ungenügend sichtbar) sind drei dieser “drainage holes” – mit allen Vor- wie Nachteilen. Bei nassen Bedingungen wird man nie trockene Füße behalten (minus). Aber an heißen Tagen läuft das ganze Wasser, was man sich über den Körper laufen lässt eben gut ab (plus). Zusammen mit den state-of-the-art Film-Obermaterial wird der Schuh extrem wenig Wasser aufnehmen und in allen Bedingungen leicht bleiben.
Fazit: Nach den ersten schnellen Trainingsläufen kann ich sagen, dass er genau meinen Erwartungen entspricht. Leicht. Schnell. Unglaublich direkt. Hart ohne knochenbrecher-hart zu sein. Umschließt den Fuß wie ein Socken. Super-flexibel. Eine für solch einen Schuh geradzu ultra-stabile Fernsenkappe (I like). Meine Meinung: Eine reinrassige Speed-Machine für Rennen von 5k bis Halbmarathon für leichte Läufer ohne Fuß-Fehlstellungen oder problematischen Laufstil.