Artgerechte Ernährung ist wichtig!

Von Update

Die Diskussionen um artgerechte und gesunde Ernährung gehen weiter. Man streitet sich, was für Hunde wirklich wichtig und gesund ist. Sogar die Definition artgerecht scheint nicht eindeutig auf einen Nenner zu passen. Ist Getreide für Hunde artgerecht? Bietet der Wolf ein gutes Vorbild für artgerechte Ernährung? Wie wäre es mal mit ein paar Antworten?

Das ist er, der Wolf. Der Wolf, von dem unsere Haushunde erwiesenermaßen abstammen. Der Wolf, den es nun schon seit Millionen Jahren gibt, nach wie vor. Der Wolf, der überlebt, obwohl niemand seine Nahrung überprüft, ob sie denn auch seinen Nährstoffbedarf deckt. Der Wolf, der keine Waage, keinen Herd, keine Nahrungsergänzungen hat.

Wolf und Hund haben sich vor über 15.000 Jahren getrennt. Trotzdem – ihr Verdauungssystem ist nahezu identisch. Beider Gebiss ist das eines Fleischfressers, wobei sie sich leicht voneinander unterscheiden. Das mag sicher daran liegen, dass der Wolf ganze Beutetiere zu sich nimmt, während der Hund mit einem Futternapf vorlieb nehmen muss. Genetisch sind sie sich immerhin noch so nahe, dass sie miteinander verpaart werden könnten und dabei tatsächlich zeugungsfähiger Nachwuchs heraus käme.

Aber Wölfe in freier Wildbahn werden nicht alt, Hunde werden älter!

Oft wird als Grund dafür, weshalb die Ernährung der Wölfe für Hunde kein gutes Vorbild sei, ja argumentiert, Wölfe in freier Wildbahn würden statistisch nur so um die 4 Jahre alt. Naja, das mag ja durchaus sein. So steht ihnen z. B. im Falle einer Infektion kein Antibiotikum zur Verfügung, Verletzungen werden nicht gereinigt und versorgt, gar verbunden, Blutungen dabei werden nicht gestillt. Also mag da draußen in der Wildnis durchaus der ein oder andere Wolf Verletzungen erliegen, wegen derer kein Hund sein Leben lassen würde.

Todesursache Nr. 1

Nun die Überraschung! Todesursache Nr. 1 bei freilebenden Wölfen ist natürlich nicht ein Mangel in ihrer Nährstoffversorgung – sondern der “unnatürliche” Tod. Die unnatürlichsten Todesursachen überhaupt für sie – sie werden überfahren, erschossen, vergiftet.  Von Wölfen, die an Diabetes, Allergien, Krebs erkrankt sind, hört man dagegen eher weniger. Haupttodesursache bei Hunden stellt die Erkrankung an Krebs dar.

Wölfe, die in Gehegen leben, werden dagegen weitaus älter, ein Alter zwischen 13 und 17 Jahren entspricht dort durchaus der Normalität. Ihre Ernährung entspricht aber der ihrer freilebenden Artgenossen (ja, komisch, nicht? Es ist tatsächlich noch niemand auf die Idee gekommen, für in Gefangenschaft lebende Wölfe ein bedarfsdeckendes Fertigfutter zu entwickeln). Womit eindeutig dargelegt wäre, dass die Lebenserwartung der Wölfe nicht als Gegenargument bei einer wolfsähnlichen Ernährung von Hunden dienen kann.

Künstliche Anpassung funktioniert nicht!

Auch in der Natur kommt es vor, dass sich z. B. Tiere an ihre Umwelt anpassen und sich mit dem ernähren, was eben zur Verfügung steht. Trotzdem lässt die Natur sich nicht überlisten, bzw. nur bedingt anpassen. So eine Anpassung kann durchaus eine Weile funktionieren. Irgendwann kommt aber trotzdem der berühmte Schuss, der nach hinten los geht. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Pandabär.

Pandabären haben nach wie vor das Verdauungssystem eines Fleischfressers. Pandabären sind vom Aussterben bedroht. Pandabären müssen Unmengen ihrer Hauptnahrungsquelle Bambus zu sich nehmen, um ihren Nährstoffbedarf zu decken. Der Fleischfresser-Verdauungstrakt kann nämlich nur schwer die Nährstoffe aus dem Bambus gewinnen (auch heute noch, obwohl die Nahrungsanpassung schon vor sehr langer Zeit stattfand). Die Haupttodesursache beim Pandabären ist Parasitenbefall. Extremer Parasitenbefall lässt auf ein schlechtes Immunsystem, ein schlechtes Hautmillieu und eine ungünstige Darmflora schließen. All dies wird hauptsächlich durch die Ernährung bedingt …

Studien

Es mag durchaus eine nachweisbare Größe sein, wenn Hundefutter anhand von Nährstofftabellen zusammengesetzt wird. Dass es darauf aber nicht hauptsächlich ankommt, zeigen Studien*, die sich mit der Lebenserwartung von Hunden befasst haben.

Dabei wurden verschiedene Faktoren wie Rasse, Größe, Hormonstatus, Ernährung auf ihren Einfluss bzgl. der Lebenserwartung überprüft. Das Ergebnis war, der wichtigste Faktor dabei ist die Ernährung – und – wichtigste Message – am ältesten werden Hunde, die mit selber zusammengestellten Rationen ernährt werden.

Dabei war wohl nicht ausschlaggebend, ob Tabellen mit den entsprechenden Nährwerten zurate gezogen wurden, sondern dass frische  Futterkomponenten gewählt wurden. Diese sind besser verdaulich, qualitativ hochwertiger, nicht von (schädigenden) Zusatzstoffen begleitet.

Eine weitere Studie** ergab, dass Hunde, die mit rohem Futter – vor allem rohem Fleisch im Futter – aufgezogen wurden, als erwachsene Tiere weniger häufig an Allergien leiden. Es wurde untersucht, welchen Einfluss die Nahrungskomponenten auf die Entwicklung allergischer Erkrankungen oder Hauterkrankungen haben.

Dabei reichte zwar schon ein Anteil von 20% Rohfutter in der Gesamtration, trotzdem ist die Botschaft ja wohl klar: Je artgerechter das Futter ist, umso mehr beugt es der Gesunderhaltung vor.

Am ältesten werden Hunde, die mit selber zusammengestellten Rationen ernährt werden. Hunde, die mit rohem Futter aufgezogen werden, leiden weniger häufig an Allergien!

Der Trend

Es mag durchaus noch nicht jedem aufgefallen sein. Trotzdem ist es so, dass der Gesundheitszustand unserer Hunde sich in den letzten Jahrzehnten drastisch verschlechtert hat. Und das trotz weiter entwickelter, besserer medizinischer Versorgung. Da mag es durchaus gerechtfertigt sein, sich zu fragen, ob das nicht vielleicht doch im Zusammenhang zu den weiteren Entwicklungen zu sehen ist, die da sind: starke Fixierung auf Fertigfutter mit zum (großen) Teil fragwürdigen Inhalten, ebenso Überimpfung und Übermedikation. Ich sage nicht böse Futtermittelindustrie, böse Pharmaindustrie, böse Tierärzte. Ich sage schlicht: Bitte selber überlegen und dann entscheiden, was für einen Hund denn nun gesund und artgerecht bedeutet.

*Studie G. Lippert u. B. Sapy, 2003, **Studie Finnland, Paasikangas et al., 2013