Art Brut: Laßt ihn machen!

Art Brut: Laßt ihn machen!Art Brut
„Wham! Bang! Pow! Let’s Rock Out!“
(Alcopop Records)
Eddie Argos würde das sicher gefallen, wenn man ihm biblisch käme, der Junge kann schließlich einen guten Spaß vertragen: „Ein jegliches hat seine Zeit“, so steht’s im Buch der Prediger und wie das so ist mit solchen Zitaten, man kann sie in vielerlei Richtungen deuten. Bezogen auf die neue Platte von Art Brut (und ähnliche Anläufe anderer vormals bekannter Bands) werden sich sicher einige finden, die meinen, die Zeit der Londoner Kapelle sei einfach abgelaufen. Nach „It’s A Bit Complicated“ ist es eben nicht nur komplizierter, sondern auch weniger erfolgreich geworden, aus Bang! Bang! wurde nur mehr ein ungehörtes Klopfen. Und jetzt (Vater geworden) sieben Jahre und ein paar Umbesetzungen später, greift Eddie wieder an und deutet den Bibelspruch auf seine Weise: „I don’t wanna go home yet, there’s still some people I haven’t met, there’s a fire in my soul I can’t put it out!“ Er hat also verdammt noch mal keine Lust, die Schuhe jetzt schon an den Nagel zu hängen – die Geschichte ist für ihn noch nicht zu Ende erzählt. Denn schließlich hat ja auch der Prophet nicht nur vom heilen, bauen, weinen und lachen gesprochen, sondern auch von tanzen. Und das macht er jetzt also.

Klar ist dass keine 180-Grad-Wende geworden (wer hätte die auch haben wollen), sondern eine gediegene, standesgemäß dahingerotzte Indierockplatte alter Schule. Argos ist ja ein durchaus liebenswerter, laut polternder Romantiker, der seine Gedanken gern in großen, bunten Lettern in die Gehörgänge anderer plakatiert – Wham! Und so finden sich auf der Neuen eine Reihe wirklich sehr unterhaltsamer Songs: Das hoffentlich letzte Trennungslied seiner Karriere (haha!), das ihn wieder als gewohnt bissigen Ironiker zeigt („I hope you’re very happy together and if you’re not, that’s even better“), eine humorvolle Hommage an seine Heimatstadt Berlin, manchmal klingen seine Mitstreiter wie die Housemartins (was nicht das Schlechteste ist), für „Too Clever“ dagegen packen sie ein ordentliches AC/DC-Riff aus, es geht eben beides – Bang! Und dass der Mann mit dem Schelmengesicht auch ganz wunderbar über sich selbst lachen konnte und kann (hier: „Hospital“, „Kultfigur“, etc.), haben wir ohnehin gewußt. Kein Grund zu erkennen, warum „Wham! Bang! Pow! Let’s Rock Out!“ nicht hätte erscheinen sollen – irgendwie war es an der Zeit.

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