Arrival REVIEW: Amy Adams nutzt Worte statt Bomben gegen Alien-Besucher

Wann hatten wir eigentlich das letzte Mal Besuch von freundlichen Aliens? Gerade erst wurde im Kino mit Independence Day: Wiederkehr gezeigt, dass der Menschheit dort draußen wohl kein Wesen sonderlich freundlich gesinnt ist. Offenbar haben Außerirdische nur eins im Sinn: unfassbar viele Explosionen auf dem Planeten Erde verursachen, alles katastrophal durcheinander bringen, so dass regelmäßig Sehenswürdigkeiten umher geschleudert werden. Schön waren noch die fernen Träumereien vom kleinen E. T. oder der musikalischen Kontaktaufnahme in Unheimliche Begegnung der 3. Art. Was genau es mit den Aliens in Arrival auf sich hat, dafür muss man sich schon auf den neuen Sci-Fi von Regisseur Denis Villeneuve einlassen.

Denis Villeneuve ist ein Filmemacher, auf den man schon längst ein Auge geworfen haben sollte. Möchte man sich Talente heraussuchen, die das Erbe von Steven Spielberg antreten sollen, dann darf Herr Villeneuves Name gerne genannt werden. Von seinem Oscar-nominierten Die Frau die singt – Incendies über das Jake Gyllenhaal Double Feature Enemy und Prisoners bis hin zu Sicario. Bisher alles recht real-weltlich. Mit Arrival probiert er sich am Sci-Fi, in den er mit Blade Runner 2049 im nächsten Jahr richtig eintauchen wird.

In Arrival erzählt er aber erst einmal von der Linguistin Louise Banks (Amy Adams), die von der Regierung angewiesen wird, dabei zu helfen, die Kommunikation mit Aliens aufzunehmen, die gerade auf der Erde gelandet sind. Bei Colonel Weber (Forest Whitaker) steht dabei die Frage im Vordergrund, was die Außerirdischen auf der Erde wollen: Frieden oder Krieg. Während die Welt das Schlimmste befürchtet, glauben Louise und ihr Kollege Ian (Jeremy Renner), dass die weit Gereisten ihnen ein Geschenk überreichen wollen.

Arrival

Im Inneren des Alien Raumschiffs in Denis Villeneuves Arrival

Es ist einfach so erholsam entspannend, einem Alien Sci-Fi Film dabei zuzusehen, wie er sich mehr um seine Story dreht als um große Krachbumm-Effekte. Die gibt es in Arrival überhaupt nicht oder kaum. Ja, da ist eine Explosion im Inneren des Stanley Kubrick-gleichen Monolith-Raumschiffs der Außerirdischen (hier Muschel genannt), aber selbst die ist Teil eines Erzählstrangs und wird dem Film nicht einfach zur visuellen Verschönerung eingepflanzt.

Die Bilder allein reichen aus um eine beeindruckende Imposanz auf uns einwirken zu lassen. Kameramann Bradford Young legt eine Ruhe in seine Bilder, die allenfalls von der medialen Berichterstattung der Alien-Ankunft durchbrochen wird, denn hier wird natürlich Panik gemacht. Aber der Moment, in dem wir zum ersten Mal eines der insgesamt zwölf Raumschiffe sehen, ist schlicht atemberaubend. Es liegt dort leicht schwebend über einem Feld in Montana, während von allen Seiten Nebelschwaden die klein wirkende Militärbasis umgeben. Da breitet sich schon ein Gefühl der Gänsehaut aus, unterstützt von den Klängen des Komponisten Jóhann Jóhannsson, dem Isländer, der schon für Prisoners und Sicario mit Villeneuve gemeinsame Sache machte.

Arrival

Die Muschel liegt in aller Ruhe schwebend über dem Land

Amy Adams, die im filmischen DC Universum als Lois Lane mit einem ganz anderen Alien zu tun hat, spielt hier die Linguistin mit tragischen Erinnerungen an ihre Ehe und an ihre Tochter. Sie entschlüsselt nach und nach die Sprache der Besucher, die offenbar vieles auf einmal sagen, nicht Stück für Stück denken und ein Bild vom Gesamten haben. Man solle sich also vorstellen, man würde nicht Wort für Wort zu einem Satz zusammen bauen, sondern direkt in vollständigen Bedeutungen denken.

Das wird uns wunderbar von Adams erklärt, die den Großteil des Films auf ihren Schultern trägt, während Jeremy Renner ein wenig wie belangloser Ballast daherkommt. Aber Adams trifft die tragischen Noten, sie spiegelt die Faszination und Überwältigung perfekt wieder, die wir alle im Angesicht eines solchen Besuchs wohl verspüren würden.

Die Spannung wird derweil gehalten, weil bei jedem neuen Besuch der Wissenschaftler in dem Raumschiff der Aliens, die Geschichte ein Stück weiter erzählt wird. Hier gibt es keinen Leerlauf, sondern eine recht zügig erzählte Story für einen eher langsam wirkenden Film, wenn man ihn denn mit den bekannten Blockbuster-Versionen der Alien-Auseinandersetzungen vergleicht. Wo diese Blockbuster Alien-Filme wie Fast Food erscheinen, bekommen wir hier einen Gourmet-Gang serviert. Schon allein die Moral der Geschichte, in der es um die Kommunikation mit Aliens geht, während das Miteinander auf der Erde ganz und gar versagt, ist ein zuckersüßer, sarkastischer Nachtisch. 

In Arrival muss also niemand die Atombombe auspacken um die Alien-Bedrohung abzuwehren. Hier reichen Worte aus um dem vermeintlichen Problem entgegen zu treten. Reden statt die Fäuste ballen, davon könnte sich so mancher Hollywood Blockbuster noch was abgucken.


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