Wenn das Geld nicht reicht, liegt es natürlich nicht daran, dass die Leute einfach zu wenig davon haben. Sondern daran, dass sie nicht in der Lage sind, es richtig auszugeben. Oder besser: es richtig einzuteilen. Ausgeben muss man es ja ohnehin. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten – neben den Mieten steigen Energiepreise, aber auch Nahrungsmittel werden spürbar teurer – ist es für vielen Menschen tatsächlich nicht einfach, mit dem Einkommen auszukommen. Insbesondere, weil die Einkommen derer, die am wenigsten verdienen, auch die geringsten Steigerungen erfahren. Während sich Topverdiener regelmäßig über Gehaltserhöhungen freuen können, müssen Geringverdiener oft auch noch Einbußen hinnehmen. Das war übrigens auch vor Jahren schon im Handelsblatt zu lesen, einer Zeitung die kaum im Verdacht steht, auf die soziale Tränendrüsen zu drücken.
Interessant sind die Konsequenzen, die Politiker angesichts dieses Dilemmas ziehen. Die Löhne gerade in den unteren Einkommensgruppen zu erhöhen, geht natürlich nicht. Genauso, wie man den Hartz-IV-Satz nicht einfach so weit anheben kann, dass alle nötigen Ausgaben davon bestritten werden können. Die nun ergriffene Maßnahme ist viel billiger, wenn auch nicht unbedingt originell: Das Brandenburger Sozialministerium unterstützt die Verbraucherzentrale Brandenburg bei ihrem neuen Beratungsangebot „Auskommen mit dem Einkommen.“
Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD) sagte heute in Potsdam, dass sich Familien kostenlos (!!!) informieren könnten, wie sie möglichst effektiv mit ihrem Haushaltsgeld wirtschaften. Das Sozialministerium unterstützt die Veranstaltungsreihe der Verbraucherzentrale mit 42.000 Euro. Wie der Minister erklärte, seien inzwischen zahlreiche Familien verschuldet. Durch eine bewusste Haushaltsführung und einen gut gesteuerten Konsum könnten Familien ihre Kosten reduzieren, ohne sich stark einschränken zu müssen.
Wie schön. Dass ausgerechnet Familien verschuldet sind, könnte natürlich auch daran liegen, dass ein Gehalt einfach nicht mehr ausreicht, um eine Familie zu ernähren – bei Stundenlöhnen von 5 Euro, wie sie ja sogar in einigen Tarifverträgen festgeschrieben sind, reichen auch zwei Gehälter nicht mehr aus. Da hilft alle Beratung nicht. Wenn ein Gehalt schon für die Miete drauf geht, bleibt nicht mehr allzuviel, wo man überhaupt noch sparen kann, selbst wenn man immer das billigste Brot, den billigsten Käse und den billigsten Strom nimmt. Aber die Sozialpolitiker können sich auf die Schulter klopfen, dass sie was für die Leute getan haben. Weitgehend kostenlos.