Natürlich ist in der Vermögensstudie keine Rede von wachsender Armut durch wachsenden Reichtum. Natürlich klärt Piper auch nicht auf, ob die Vermögen der mittelmäßig Wohlhabenden stärker oder weniger stark als die der Superreichen gestiegen sind. Es fand sich auch kein Platz, zu erläutern, ob die deutschen Millionärsvermögen schneller oder langsamer wuchsen als die in China (Anstieg um 29 Prozent) oder Indien (Anstieg um 21,6 Prozent).
Die Schere ist größer geworden, das ist auch so klar, das ist Arbeitsgrundlage und Auftrag der Botschaft. Nach dem Ende der Wirtschaftskrise wüchsen die Vermögen der Reichen und Superreichen wieder ungebremst, schreibt Piper. Die privaten Geldvermögen seien 2010 auf 122 Billionen Dollar gestiegen, das seien 20 Billionen mehr als Ende 2008, dem Tiefpunkt der Finanzkrise.
Was für ein Offenbarungseid für jeden Vermögensverwalter. Während die für ihre superreiche Klientel eine Rendite von acht Prozent erwirtschafteten, verdoppelte sich der Dax, Nadaq und Hang Seng-Index stiegen um das zweieinhalbfache, selbst der Dow Jones schaffte beinah eine Rendite von 50 Prozent.
Kann Piper nicht wissen. Man kommt ja kaum ran an solche geheimen Zahlen. Man verlässt sich als Medienprofi auf das, was einem gesagt wird. Die Welt der Millionäre. Völlig losgelöst. Die Schere. Groß und größer. Leider auch in Deutschland. Die meisten Superreichen mit mehr als 100 Millionen Dollar leben zwar in den USA. Doch in dieser Kategorie liegt Deutschland mit 839 Haushalten vor Saudi-Arabien und Großbritannien an zweiter Stelle. Zögen die alle weg aus unserem millionärsgeplagten Land, sänke der Einkommensmeridian schlagartig. Die Durchschnitsseinkommen lägen niedriger. Alle die wenig haben, hätten schlagartig mehr, nicht mehr als vorher zwar, aber zumindest mehr gemessen an dem, was andere zur Verfügung haben. Die Armut ginge damit zurück. Die Schere würde kleiner oder schlösse sich sogar. Ja, so schön könnte es sein.
Verarmung macht immer reicher
Reichtum macht arm
Reichtumsbekämpfung