Armer Hund

IMG_0343Ich sollte heute besser etwas schreiben, was nicht unbedingt stimmen muss. Eine kleine Schwindelei: dass der Hund krank ist, dass er Bauchschmerzen hat, Durchfall oder anderes Leiden.

Dazu ein hübsches Bildchen ins Netz – fertig!

Notfalls könnte ich auch aus den Weiten des Internets irgendein Häschen kopieren. Dazu einen Text, wie:

“ … armes Häschen bist du krank?
Dass du nicht mehr hüpfen kannst?
Häschen hüpf! – Häschen hüpf!”

Perfekt funktioniert im Übrigen jede Verdrängung, indem man Enkelkinderfotos…

Jetzt fängt der schon wieder damit an!

…präsentiert.

Solche Bilder sind der dokumentarische Beweis des Gedankens an eine Fortsetzung – “es gibt immer was danach”.

Ewigkeit ist wahr!

Wir wissen vom allgegenwärtigen Tod und wollen ihn nicht benennen. So als ob etwas dadurch endlos werden könnte, dass man es verdrängt.

~

Sommer 1967 – Urlaub, Ferien. Der Junge ist 9 Jahre alt und bevor es wieder zurück ins Ausland geht, besucht er mit seinen Eltern den Rest der Verwandtschaft.

Erst Kaffee und Kuchen, später – so war es damals übrig – Zigaretten, Bier, Schnaps und Geschwätz. Bis zum späten Abschied sitzen sie so, umzingelt von Belanglosigkeit: Vater, Mutter, Kind auf der einen, der Älteste der Alten auf der anderen Seite.

Irgendwann gibt man sich das Signal zum Aufbruch. Verabschiedet sich.

“Tschühüss, machs jut, ‘s war schön, auf Wiedersehen!”

Nur Uropa bleibt ernst. Ruhig und bestimmt sagt er:

“Das war bestimmt das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben.”

Auf solchen Satz ist die Sippe nicht vorbereitet. Auf Wirklichwichtiges ist niemand vorbereitet.

“So ein Quatsch! – Worüber der redet? – Nee!?  – Hat wohl widder-ma seinen Moralischen?!”

Die Familie bricht also auf  -“Tschühüss, machs jut, ‘s war schön, auf Wiedersehen!” – und der, der so gern darüber geredet hätte, stirbt wenig später.

~

Juli 2012 – Familie spaziert durchs Krongut.

Noch rasch ein Bild fürs Album klick-klick – …

IMG_0307Bis der Sohn schließlich das Ungeheuerliche ausspricht.

“Wahrscheinlich war dies unser letzter gemeinsamer Ausflug.”

Der weitere Ablauf ist programmiert. Alles Quatsch, befindet die Sippschaft. Unser Opa hat noch ein laaaanges-schönes Leben vor sich. Allen Windeln zum Trotz. Es kann schließlich alles wieder besser werden. Weg mit Pflegestufe II mit Tendenz zur III …. –

Der Ablauf der Texte ist vorgegeben wie im Theater. Uns Schauspielern werden so lange Worte in den Mund gelegt, bis der Vorhang fällt. Und die Beerdigung – prognostiziere ich heute – wird eine Hätte-Wäre-Veranstaltung.

“Ach hätte ich DAS gewusst, wäre ich doch mit nach Bornstedt gekommen!”

Aber so etwas kann man ja nicht ahnen! Auch nicht dass – Überraschung! – viele Parkplätze frei sind.

Schade dass man bei einer Beerdigung nicht – ähnlich einer Fernbedienung – alle Münder stumm schalten kann. So werde ich es wohl noch zu ertragen haben.


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