Zehn Billionen Euro hat der Bundesverband Deutscher Banken auf Konten und Grundstücken der nach anderslautenden Berichten schon seit Jahren immer mehr verarmenden Deutschen gezählt. Das Handelsblatt, früher eine Fachzeitschrift für Wirtschaft, inzwischen aber das gedruckte Kinderradio Knirpsenstadt, macht einen MDR-Nachrichten-artigen Vergleich auf, um seinen Lesern zu verdeutlichen, was das bedeutet: Guthaben nebst Privatgrundstücke in Deutschland seien so viel wert „wie die Staatsschulden aller 27 EU-Mitglieder zusammen“. Dabei seien Sachvermögen wie iPods, Flachbildfernseher, Damenschuhe, Autos, Möbel, Bücher, Pfandflaschen, Bestecke, Schmuck, Streusandvorräte und Kunstsammlungen noch nicht einmal eingerechnet.
Warum also nicht einfach alle Staatsschulden der 27 EU-Länder ablösen? Oder wenigstens die deutschen Verbindlichkeiten von knapp 2,1 Billionen Euro? Dafür würde „allein das Geldvermögen der Deutschen von knapp 4,7 Billionen Euro“ ja locker reichen, wie das Blatt staunt, das anschließend ausführt, dass von knapp 4,7 Billionen Euro Geldvermögen „mehr als zwei Drittel auf Bargeld, Spar- und Festgeldkonten sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen“ entfallen.
Genau darum. Diese vermeintlichen „Geldvermögen“ sind also eigentlich nichts als Ansprüche auf Guthaben, die andere als Verbindlichkeiten führen: Spar- und Festgeldkonten enthalten so wenig „Geld“ oder „Vermögen“ wie Ansprüche gegenüber Versicherungen mehr sind als ein im Augenblick rechtsgültiges Versprechen auf spätere Zahlung.
Wieviel ein solches Versprechen wert ist, wussten Oma und Opa noch aus eigener Erfahrung: Auch den Volkswagen Käfer hatten sie ja nur angezahlt, um später zu erfahren, dass ihre Ansprüche auf Lieferung „erloschen“ seien. Heute muss der Blick nach Griechenland gehen, um die Haltbarkeit von staatlich garantierten Guthaben beurteilen zu können: Um 15 Prozent wird die Regierung in Athen die griechischen Renten kürzen müssen.
Aber die armen deutschen haben ja genug. Auch nach Abzug einer Billion laufender Immobilienkredite und 500 Milliarden anderer Verbindlichkeiten verfügt die Volksgemeinschaft mit dem vorhandenen Immobilienvermögen immer noch über ein besenreines Gesamtvermögen von mehr als sechs Billionen Euro plus Außenpools, Wintergärten, iPads, Flachbildfernseher, Damenschuhe, Autos, Möbel, Bücher, Pfandflaschen, Bestecke, Schmuck, Streusandvorräte und Kunstsammlungen.
Das Geldvermögen hat sich in den vergangenen 20 Jahren damit deutlich langsamer entwickelt als die Bierpreise in Gaststätten: Die stiegen um 384 Prozent, während die Vermögen nur um 266 Prozent zulegten.
Oder im Handelsblatt-Knirpsenstadt-Deutsch einfacher ausgedrückt: Für ihre 1.750 Milliarden Euro Geldvermögen im Jahr 1991 hätten sich die Deutschen 2.69 Milliarden Glas Bier kaufen können. Für die 4.662 Milliarden Euro, die sie heute haben, gibt es nur noch 1,864 Milliarden Gläser.
Wohlstand ist möglich Je schlechter, desto gerechter