Nicht einmal ein Jahrhundert ist es her, dass die Armbanduhr zum Erfolgsschlager wurde und alsbald die bis dahin verwendete Taschenuhr ersetzte. Doch seit dem rasanten Aufstieg von Smartphones und Wearables sind die klassischen Zeitmesser bedroht. Wollen sie auf kurz oder lang nicht ganz von der Bildfläche verschwinden, müssen sie sich der Entwicklung anpassen und den Spagat zwischen digitaler Technik und traditioneller Fertigung schaffen. Erste Ansätze existieren bereits heute.
Erfolgsprodukt aus den Kriegsgräben
Kaum zu glauben, aber wahr: Tatsächlich haben Armbanduhren erst vor knapp hundert Jahren als modische Zeitanzeiger ihren Platz an den Handgelenken gefunden. Sie existierten zwar schon vor dem Ersten Weltkrieg, galten damals allerdings eher als Schmuckstück, das von Frauen getragen wurde. Im Krieg erwiesen sie sich im Vergleich zu Taschenuhren als weitaus praktischer und wurden speziell für den Einsatz in den Kriegsgräben optimiert. Die Chronographen wurden mit bruchsicherem Glas und beleuchteten Zifferblättern ausgestattet, damit Soldaten die Uhrzeit auch im Dunkeln ablesen konnten.
Seitdem gehören Armbanduhren auch für die Zivilbevölkerung zum Must-have für Männer und Frauen. Kaum ein anderes Gebrauchsstück erfüllt noch heute so viele Funktionen wie eine klassische Armbanduhr, denn sie ist weitaus mehr als nur ein Zeitanzeiger. Armbanduhren sind Schmuckstücke, Erbstücke, Fashion-Statements, Statussymbole und Nostalgieträger. Viele tragen heutzutage noch, wie ihre Großeltern und Eltern vor ihnen, eine Armbanduhr – aber nicht, weil sie sie zwingend benötigen, sondern aus Tradition.
Uhren waren schon immer sehr wandelbar. Durch alle Jahrzehnte sind sie mit der Mode mitgegangen und haben sich stets dem jeweiligen Zeitgeist angepasst. Erst durch den Boom von smarten Gadgets hat die Armbanduhr ernsthafte Konkurrenz bekommen. Heute müssen sie sich den Markt mit Smartphones und Smartwatches teilen – zum Ablesen der Uhrzeit braucht fast niemand mehr einen klassischen Chronographen am Handgelenk.
Luxusuhren nach wie vor beliebt
Smartwatches sorgen hierzulande bereits für 13 Prozent des Umsatzes in der Branche, Tendenz steigend. Mit klassischen Armbanduhren allein lässt sich nicht mehr an den Erfolg der vergangenen Jahrzehnte anknüpfen. Dies ist zumindest für Uhren im unteren und mittleren Preissegment der Fall. Anders sieht es im Bereich der Luxusuhren aus. Ob James Bond, der passend zum Designer-Anzug eine Omega-Uhr am Handgelenk trägt, oder internationale Sportstars, die als Markenbotschafter für teure Armbanduhren werben: Der Markt mit Luxusuhren hat weiterhin Konjunktur. In Ausnahmefällen werden für besondere Sammlerstücke Preise gezahlt, für die auch ein luxuriöses Anwesen erworben werden kann.
Neben Autos, Kleidung und anderen Accessoires gelten hochwertige Armbanduhren heute als Statussymbole. Besonders gefragt sind dabei Schweizer Fabrikate. Wer beispielsweise eine edle Uhr von Girard Perregaux – einer der ältesten Schweizer Uhrenmanufakturen – erstehen möchte, findet bereits online eine Vielzahl an verschiedenen Modellen in unterschiedlichen Preisklassen.
Zukunftsperspektiven für die Branche
Trotz der Beliebtheit edler Fabrikate kann die Uhrenbranche nicht allein von den Verkäufen im Luxussegment überleben. Ist das Ende der Armbanduhr also bereits eingeläutet? Vieles spricht dagegen, denn zumindest der deutsche Uhrenmarkt konnte in den letzten Jahren wieder ein Umsatzplus verzeichnen. Grund hierfür ist mitunter, dass die Branche den unumkehrbaren Trend hin zu smarten Gadgets erkannt hat und sich für die neue Generation von Zeitmessern öffnet. Kunden erhalten im Fachhandel mittlerweile nicht nur klassische Armbanduhren, sondern ebenso Smartwatches.
Besonders beliebt sind jedoch sogenannte Hybrid-Watches. Sie vereinen den unverwechselbaren Charme einer klassischen Armbanduhr mit den digitalen und hochfunktionellen Smart-Uhren – ein guter Kompromiss für Nostalgiker, die trotzdem nicht auf die Vorzüge digitaler Neuerungen verzichten möchten.
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