Im Grunde wären Dante und Aristoteles die perfekten Jugendbuchprotagonisten für mich gewesen: belesen, nachdenklich, melancholisch und sich ihrer Sexualität nicht ganz so sicher, wie die meisten anderen Jungen ihres Alters. Und trotz dieser Übereinstimmungen mit anderen "Helden", die ich in der Vergangenheit so sehr gemocht hatte, sprang der Funken zwischen mir und den beiden einfach nicht über. Ganz genau sagen, wieso es so kam, kann ich leider nicht, aber während ich die Geschichte verfolgte, schweiften meine Gedanken oftmals ab und ließen mich wissen, dass mich, besonders Aristoteles, nicht ganz so interessierte, wie er eigentlich sollte.
Fast glaube ich, dass mir das Buch aus Dantes Sicht besser gefallen hätte, schließlich ist er es, der sich seiner Homosexualität langsam bewusst wird und somit die wesentlich lesenwertere Entwicklung durchmacht. Aristoteles blieb dagegen sehr starr, gefangen in seiner Traurigkeit - dessen Quelle dem Leser viel früher klar wird als ihm - und ließ erst am Ende der Handlung Gefühle und Taten sprechen. Der Mittelteil des Romans las sich für mich somit wie eine ewige Warterei auf Dantes Wiederauftreten, nur um sich dann mit Auflösungen, Gesprächen und "Wendungen" zu überschlagen, die teilweise weder gut ausgearbeitet, noch logisch waren. Ich mag es nicht, wenn sich Probleme bis zum Ende hin ansammeln, weil sie den Rest des Buches totgeschwiegen wurden, um dann schließlich als geballte Ladung auf den Leser einzuprasseln. Dabei kommen grundsätzlich alle wichtigen Themen zu kurz, was eben auch hier der Fall war.
Versteht mich nicht falsch, ich habe den Roman dennoch gern gelesen und fand es besonders schön, dass sich Aristoteles Gefühle eben nur langsam herauskristallisierten, aber besonders die letzten Seiten empfand ich als doch etwas zu schnell abgehakt. In keiner Situtation lässt er seine Gefühle zu, und nur, weil am Ende seine Eltern mit ihm reden, vergisst er all seine vorherigen Zweifel und stürzt sich auf das Objekt seiner Begierde? Ja, man könnte es jugendlichem Eifer oder eben Erleichterung zuschreiben, aber das wirkte nach dem vorsichtigen Herantasten der vielen Kapitel davor doch eher unglaubwürdig und war nicht das, was ich mir von Buch und Thematik erhofft hatte. Trotzdem, im Durchschnitt doch ein gutes Buch für Herwanwachsende, was mit seinen beiden halbmexikanischen Protagonisten sogar etwas Diversität mit sich bringt (an dieser Stelle ein Hoch auf diesen Begriff, der sich nun auch endlich auf meinem Blog wiederfindet).