Arctic Monkeys: Neben der Spur

Arctic Monkeys: Neben der SpurArctic Monkeys
„Tranqulity Base Hotel And Casino“
(Domino Records)
Sie werden sich mit dem neuen Material, da braucht es keine allzu große Kristallkugel, schwertun. Bei den Anhängern und vor allem auf den Festivals, die sie für den Sommer reichlich bebucht haben. Grundsätzlich gebührt den Arctic Monkeys ja aller Respekt für den Mut, sich vom Rockismus verabschiedet zu haben. Noch auf ihrem letzten Album „AM“ haben sie ihm noch mit Hingabe gehuldigt, die Platte war voll von dem, was die Mannen um Alex Turner seit Gründung 2002 auszeichnete – Singles, satte Riffs, eingängige Akkorde, auf die vier aus Sheffield konnte man sich problemlos einigen. Und auch wenn nichts schlimmer und öder sein kann als eine Band, die sich in der ewigen Zeitschleife ihrer eigenen Vergangenheit wieder und wieder selbst kopiert – der Ausbruch will wohl überlegt sein. Und ist hier – naja, zumindest ein wenig verunglückt.
Denn trotz aller stilistischen Querverweise auf Verehrungswürdiges wie Bowie (es sind noch nie so viele Bowieplatten erschienen, seit der Thin White Duke verschwunden ist), Style Council, Cohen oder die Strokes und bei allem Respekt für die unterhaltsamen und anspruchsvollen Lyrics voller Filmzitate (Kubrick, Fassbinder, Scott), Medienkritik und Selbstbespiegelung – sie haben eines vergessen: Songs zu schreiben. Im Grunde haben sie den ehrenwerten Umschwung auf jazzigen Crooner-Pop mit nur einem Stück geschafft, nur spielen sie das über gut vierzig Minuten ganze elf Mal. Schon klar, daß das vielleicht eine etwas pointierte Vereinfachung ist, aber so richtig möchte keines der Lieder im Ohr hängen bleiben, es ist eben keines vom Stile „You’re the Best Thing“ oder „Shout To The Top“ dabei, von einer „Space Oddity“ ganz zu schweigen.
Sie geben sich schon Mühe, die Monkeys, keine Frage. Da wird das Mare Tranquillitatis schnell mal zum Hotel mit angrenzender Spielhölle umgedacht, es gibt entsprechend weirde Gedankenspielereien über „Science Fiction“ und  „The Worlds First Ever Monster Truck Front Flip“. Das erste Riff verirrt sich allerdings verschämt nach sieben Minuten Spielzeit in die versponnene Szenerie, macht sich aber bei all den Pianoakkorden schnell wieder aus dem Staub und kehrt erst später noch mal als spotziges Minimonster („Golden Trunks“) kurz zurück. Sonst gibt es handwerklich ambitionierte, ziemlich dicht gepackte Kompositionen, die allerdings seltsam holprig daherkommen und kaum zünden können. „Take it easy for a little while (Take it easy for a little while), come and stay with us, it's such an easy flight, cute new places keep on popping up“ heißt es bei „Four Out Of Five“, es klingt fast ein wenig flehend, so als trauten sie ihrem Ausflug selbst nicht recht über den Weg. Schade eigentlich… http://www.arcticmonkeys.com/
22.05.  Berlin, Columbiahalle
23.05.  Berlin, Columbiahalle
26.06.  Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle

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