Ausstellungsbeschreibung
Die zweite Ausgabe des Formats Architektur+Fotografie stellt wieder drei Positionen zeitgenössischer Fotografen gegenüber, deren Schwerpunkt Architektur und Stadt ist. Während die klassische Architekturfotografie vornehmlich Gebäude als autonome Objekte in Szene setzt, liegt der Fokus der Ausstellung auf der Verhandlung von weiterführenden Bildkonzeptionen. Denn die ausgewählten Fotografen richten den Fokus ihrer Arbeit auf den städtebaulichen oder landschaftlichen Kontext, die Benutzung sowie auf das Moment des Entstehens von Architektur. Obwohl diese dabei auch als ästhetisches Ereignis inszeniert wird berichten die gezeigten Fotografien darüber hinaus vornehmlich von deren Alltag. So werden sie zum Spiegelbild der Wahrnehmung durch die Fotografen selbst und spannen zugleich einen Bogen von der angewandten zur freien Arbeit.
Iwan Baan, Amsterdam, arbeitet mit einigen der weltweit einflussreichsten zeitgenössischen Architekten wie Herzog de Meuron, Rem Koolhaas und SANAA zusammen. Gleichzeitig fotografiert er reportageartig auch unspektakuläre Orte, vor allem in Afrika, und dokumentiert deren vielfältige urbane Lebensformen. Ein Beispiel dafür ist das in der Ausstellung gezeigte Projekt Brasilia – Chandigarh. Es zeigt, wie unprätentiös und pragmatisch sich die Benutzer diese städtebaulichen und architektonischen Ikonen aneignen und zu ihrem eigenen Handlungsraum machen. Wie bei seinen angewandten Arbeiten rückt die Architektur auch hier scheinbar in den Hintergrund. Deren Bedeutung wird dadurch jedoch nicht geschmälert, sondern einem anderen Blickwinkel unterzogen.
Der Berliner Fotograf Jan Bitter zählt zu den bekanntesten deutschen Architekturfotografen. Zu seinen Auftraggebern zählen u.a. Wiel Arets, Daniel Liebskind und Sauerbruch Hutton. In seinen Arbeiten versucht er Architekturen so abzubilden, dass dem Betrachter ein möglichst realistisches Bild vermittelt wird. Während seiner Projektbesichtigungen dokumentiert er aber auch ausführlich den Prozess der Entstehung und die Momente, in denen das Gebäude für den Betrieb hergerichtet wird. Das Spannungsfeld dieser Zwischenzustände verdeutlichen die Bildpaare, die er aus der Kombination von Motiven verschiedener Projekte für die Ausstellung arrangiert hat. Dabei entstehen Collagen, die neue Zusammenhänge herstellen und zum prüfenden Hinsehen auffordern.
Eine weitere Herangehensweise zeigt Hertha Hurnaus aus Wien, die für einige der wichtigsten Architekten in Österreich fotografiert (AllesWirdGut, Delugan Meissl, Querkraft). Sie ist u.a. dadurch geprägt, dass sie sowohl eigene Projekte verfolgt als auch für Auftraggeber aus anderen Genres arbeitet. In der Ausstellung ist eine Auswahl von Fotografien zu sehen, die für ein Buch zu einem Architekturpreis entstanden sind. Die Projekte wurden dafür vor allem in ihrem – überwiegend landschaftlichen – Kontext und als benutzte Gebäude porträtiert. Objekt und Kontext werden dabei als Einheit wahrgenommen. Die Konzentration auf diese strukturellen Informationen wird zusätzlich unterstützt durch die der Schwarzweißfotografie eigene Reduktion.
Quelle: Architektur-Galerie Berlin
- Website von Iwan Baan
- Website von Jan Bitter
- Website von Hertha Hurnaus
- Blog-Eintrag zur Ausstellung Architektur + Fotografie 2011
Wann und wo
Architektur-Galerie Berlin
Karl-Marx-Allee 96
10243 Berlin
Ausstellung: 13. Januar bis 3. März 2012
Eröffnung am 12. Januar 2012 um 19.00 Uhr
Begrüßung: Ulrich Müller, Einführung: Andres Lepik