Architektenhaus vs. Fertighaus

Fertig- oder Architektenhaus© Eisenhans - Fotolia.com

Fertig- oder Architektenhaus © Eisenhans – Fotolia.com

Gerade in Zeiten von niedrigen Darlehenszinsen rückt der Traum von den eigenen vier Wänden in greifbare Nähe. Da gibt es Bauherren, die bereits feste Vorstellungen haben, wie das Traumhäuschen aussehen soll, andere entscheiden sich für „ein Haus aus dem Prospekt“. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Demnach besser das Haus gemeinsam mit dem Architekten planen oder doch lieber auf ein Fertighaus setzen?

Ist das Fertighaus die günstigere Variante?

Auf den ersten Blick könnte man diese Frage mit Ja beantworten. Bei Fertighäusern „von der Stange“ lassen sich durch fertigungstechnische Arbeitsabläufe und vormontierte Bauteile Kosten einsparen, die sich positiv auf den Kaufpreis auswirken. Von Vorteil bei Fertighäusern in Holzskelettbauweise ist die Tatsache, dass die Holzkonstruktion allein trägt und Fensterflächen oder Wände nach individuellen Wünschen eingebaut werden können – was auch zur Barrierefreiheit beiträgt. Fast drei Viertel aller Neubauten sind heute sogenannte Schlüsselfertighäuser, bei denen die Anbieter mit Festpreisen und festen Einzugsterminen locken. Wie der VPB (Verband Privater Bauherren e. V.) mitteilt, sieht die Realität oft anders aus. Im Durchschnitt wird das Projekt Fertighaus 25.000 Euro teurer als im Prospekt angeboten, zudem sind Verzögerungen beim Einzug keine Seltenheit.

Wer steckt hinter einem Fertighaus?

In der Regel lassen sich die Anbieter der Fertighäuser in drei Gruppen einteilen: Bauträger, Generalunternehmen und Generalübernehmer. Das Bauträgermodell wird gerne auch mit dem Slogan „Alles aus einer Hand“ beworben. Der Bauträger verkauft immer Grundstück und Haus bzw. Eigentumswohnung zusammen. Er kümmert sich um alle Baugenehmigungen, plant und koordiniert das gesamte Projekt. Bei der Ausführung setzt er Architekten und Subunternehmen ein. Direkter Ansprechpartner des Kunden ist stets nur der Bauträger. Dieser muss sich um die Termineinhaltung kümmern und etwaige Baumängel beseitigen lassen. Wer in der glücklichen Lage ist und schon ein eigenes Grundstück besitzt, kann einen Generalunternehmer oder Generalübernehmer mit dem Hausbau beauftragen. Während der Generalunternehmer meist selbst den Rohbau und weitere Gewerke übernimmt, versteht sich der Generalübernehmer nur als „Koordinator“ und vergibt sämtliche Bau- und Aushubarbeiten an andere Firmen.

Das Fertighaus und „Sonderwünsche“

Der Weg zum Eigenheim erweist sich beim Fertighaus als ziemlich komfortabel. Allerdings halten sich die Spielräume für die Umsetzung eigener Vorstellungen in Grenzen. Bei „Typenhäusern“ kann der Kunde im Rahmen der Grundkonstruktion unter verschiedenen Dachformen wählen oder sich für zusätzliche Gauben, Erker oder Balkone entscheiden. Das alles hat natürlich seinen (Auf-)Preis. Für die Kalkulation des Bauherrn immens wichtig ist eine detaillierte Bau- und Leistungsbeschreibung. Darin werden konkrete Angaben gemacht zur Bauweise, zum Wärme- und Schallschutz sowie zur kompletten Ausstattung des Hauses. Auch etwaige zusätzliche Kosten sollten genau aufgelistet sein. Gerade versierte Heimwerker dürften in diesem Zusammenhang den Punkt „Eigenleistung“ vermissen.

Beim Architektenhaus individuell planen und selbst Hand anlegen

Nicht wenige Häuslebauer wünschen sich ein individuelles Zuhause und wollen „aktiv“ beteiligt sein. Beim Bauen mit einem Architekten sind Mitdenken und Entscheidungswillen gefragt. Ein Architektenhaus muss nicht zwangsläufig teuer sein. Ein Architekt, der gemeinsam mit dem Bauherrn ein Budget festlegt, wird sich auch daran halten. Außerdem wird vereinbart, welche Eigenleistung der Bauherr einbringen kann. Auch von der Erfahrung des Architekten profitiert der Bauherr, wenn es beispielsweise darum geht, ungewöhnliche Fenster- oder Wintergartenlösungen zu integrieren. Neben den passenden Bauelementen wird der Architekt auch ins Detail gehen und Wert darauf legen, dass die Innenjalousien nach Maß gefertigt und für die Beschattung sowie den UV-Schutz geeignet sind. Architekten tragen eine hohe Verantwortung und sind dementsprechend versichert. Ein wichtiges Kriterium, falls es zu einem Bauschaden kommt.

Fazit:

Wem Eigenleistung ein Fremdwort ist und wer bequem und komfortabel bauen will, dürfte sich für ein Fertighaus entscheiden. Dabei sollte das Unternehmen mit Bedacht gewählt werden (nach Referenzen fragen und erkundigen). Je nach Konstruktion und im engen Rahmen der Möglichkeiten lassen sich individuelle Anpassungen vornehmen. Wer jedoch von Anfang an aktiv am Objekt mitgestalten und selbst mit anpacken will, wird dem Architektenhaus den Vorzug geben. Auf Basis des zur Verfügung stehenden Budgets versucht der Architekt, die Vorstellungen des Bauherrn zu realisieren. Etwaige Baumängel werden leichter lokalisiert und behoben, und nicht erst (falls überhaupt entdeckt) bei „Schlüsselübergabe“.

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