Archäologie der Logik

Die Geschichte von Vineta stand seinerzeit im Lesebuch, in der Frösi oder in einem Buch für Kinder im Erstlesealter. Doch erst heute – knapp 50 Jahre später – kann ich sie mir erklären.

Wir erinnern uns?

Vineta ging aufgrund eines Sturmhochwassers unter. Grund soll der moralische Verfall der Stadt, insbesondere die Hochmut und die Verschwendungssucht der Bewohner, gewesen sein.

Vinetas Menschen waren gewarnt: Drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor dem Untergang erschien über dem Meer die Stadt noch einmal, als farbiges Lichtgebilde sozusagen. Die Ältesten rieten, die Stadt zu verlassen, denn sehe man Städte, Schiffe oder Menschen doppelt, so bedeute dies immer Untergang [sic!].

Doch die Bewohner Vinetas kümmerten sich nicht darum. Sie hörten nicht auf die Ältesten [sic!] und niemand beachtete die aller-aller-allerletzte Warnung. denn einige Wochen nach dem ersten Zeichen tauchte eine Wasserfrau dicht vor der Stadt aus dem Meer und rief dreimal mit hoher, schauerlicher Stimme:

“Vineta, Vineta, du rieke Stadt, Vineta sall untergahn, wieldeß se het väl Böses dahn!”

Es geschah wie angezeigt und noch heute sollen Glocken aus den Tiefen des Meeres zu hören sein.

Die andere Geschichte ist die eines armen Fischers, der eines Tages Glocken gehört haben soll. Vor ihm – крэкс-пэкс-фэкс! – öffneten sich die Tore einer Stadt, und zwar genau an der Stelle, an welcher bis dato nur das Meer zu leben schien. Der arme Fischer betrat diese Stadt und traf drinnen, hinter den Toren, reich gekleidete Menschen, die ihm zu Spottpreisen Waren feilboten. der arme Fischer hätte allen Reichtum haben können, hätte er in seiner löchrigen Tasche nur einen kleinen Gegenwert in Gestalt einer Münze gefunden, ein Pfennig etwa, ein Forum-Scheck, eine Kopeke oder  wenigstens eine Mark der DDR. Doch da der arme Fischer nichts hatte, blieb die Stadt verwunschen. Tauchte wieder ab, zurück ins Meer.

Vielleicht gibt es noch weitere Geschichten um Vineta und deren ehemaligen Bewohner, die vom Reichtum und Genusssucht blind wurden und hierfür abgestraft wurden. Das ist fast belanglos. Mich beschäftigte stets die Überlegung, dass es – da es sich um eine Sage handelt – eine reiche Stadt gegeben haben muss.

Aber wie kann es sein – fragte ich mich – dass eine Stadt “reich” ist, während die Nachbargemeinden arm bleiben?

Terra-X-Atlantis-der-NordseeEs wird – weiß ich nun – wie bei Rungholdt gewesen sein. Neulich sah ich eine entsprechende Terra X – Reportage unter dem Titel “Atlantis der Nordsee” (© ZDF / Hans Jakobi).

“Wie gewohnt wird ein ganzer Stab an Wissenschaftlern mit der Lösung eines großen Rätsels der Geschichte beauftragt: Gab es die sagenumwobene Stadt Rungholt wirklich? Und warum (wohin) ist sie verschwunden?”

Einiges Bla-bla, etwas Show – dann kommt:

(1) Rungholdt gab es wirklich. Und

(2) Rungholdt war relativ reich.

Wie Vineta, Jumme oder andere untergegangene Städte der Ost- oder Nordsee.

Eher beiläufig liefert das ZDF den Grund:

“…steht nun auch fest, woher das Geld kam: Dem salzhaltigen Torf hatten die Rungholter ihren Wohlstand zu verdanken.”

Logisch: Salz war die Zweitwährung des Mittelalters. Man brauchte es, um Nahrungsmittel haltbar zu machen.

Bereits die Sumerer und Babylonier nutzten Salze zur Konservierung von Lebensmitteln. Und durch Speisesalz wurden nicht nur Rungholdt oder Vineta zu reichen Metropolen. So war – beispielsweise – Lüneburg primärer Salzlieferant der Hanse, von daher wohlhabend und einflussreich. “Weißes Gold” galt, bevor es Porzellan bezeichnete, für Salz. Und in der Stadt meiner Geburt – Halle an der Saale – waren die Halloren eine reiche Bruderschaft.

Woher – bitteschön – kommt das Wort “Salär”? Doch sicher aus der Zahlung von Lohn oder Sold in Form von Salz!?

Im Mittelalter und in noch späterer Zeit mussten für Salz meistens hohe Summen bezahlt werden, so dass diejenigen, die über Salz verfügten, die Preise bestimmten.

Glühbirne Man wird alt wie eine Kuh,
Und lernt immer noch hinzu!

Eigentlich ist es einfach – man muss nur drauf kommen.


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