Dabei langweilen mich Gedichte meistens, ich lese fast keine mehr, hier und da erinnre ich mich an eine früh gehörte Zeile, an einen Ausdruck, und wenn mir etwas sehr gefällt, wenn ich meine, es müsse “gerettet” werden, dann verwende oder variiere ich einen Ausdruck, gebe ihm einen neuen Stellenwert. Das ist also, wenn Sie so wollen, ein Verhältnis zur Vergangenheit, ein Arbeitsverhältnis, das zum Beispiel in der Musik seit jeher vorkommt.
Ingeborg Bachmann im Gespräch mit Josef-Hermann Sauter, 15.9. 1965, in: Ingeborg Bachmann: Wir müssen wahre Sätze finden. Gespräche und Interviews. München und Zürich: Piper, Neuausgabe 1991, S. 60.