Arbeitsmarkt ohne Grenzen: Der Run auf bayerische Arbeitsplätze blieb aus

Arbeitsmarkt ohne Grenzen: Der Run auf bayerische Arbeitsplätze blieb aus
Seit 100 Tagen gibt es einen grenzenlosen Arbeitsmarkt für deutsche und tschechische Arbeitnehmer. Die befürchtete Überflutung des bayerischen Arbeitsmarkts durch Billigarbeitskräfte ist ausgeblieben. Viele Unternehmen sind froh über die Fachkräfte aus Tschechien.
Pilsen/Weiden (ce-press - internet-zeitung) – Seit genau 100 Tagen dürfen tschechische Bürger ohne Einschränkungen in Deutschland arbeiten. Die Befürchtungen waren groß: Gibt es einen Ansturm osteuropäischer Arbeitssuchender, die zu Dumpinglöhnen beschäftigt werden? Die Praxis zeigt: Extreme Entwicklungen sind ausgeblieben, allerdings: „Die Zahl der Anfragen tschechischer Arbeitnehmer, die sich nach Bayern orientieren, ist gestiegen“, sagt Karin Hartung, Beraterin für die europäische Arbeitsmarktinitiative EURES in der Arbeitsagentur im Oberpfälzischen Weiden. Für die Unternehmen im Freistaat erweist sich dies in vielen Fällen aber sogar als Gewinn.
„Viele offene Stellen im Technik-, Handwerk-, Pflege- und Elektrobereich in Bayern konnten bisher nicht besetzt werden. Die Anfragen von tschechischen Arbeitnehmern beziehen sich häufig genau auf diese Berufsfelder und zwar sowohl was den Facharbeiter- wie auch den Hilfskräftebereich betrifft“, sagt Karin Hartung. Die EURES-Beraterin hilft deutschen und tschechischen Arbeitnehmern bei regelmäßigen Beratungstagen in Weiden, Pilsen und Tachov in Fragen des grenzüberschreitenden Arbeitsmarktes. In Zeiten florierender Konjunktur erweist sich die Öffnung der Grenzen für den Erfolg der bayerischen Wirtschaft als Gewinn, ohne dass dies für die einheimischen Arbeitnehmer Nachteile bringt.
Auch private Personalvermittlungs-Unternehmen registrieren in der bayerisch-böhmischen Grenzregion eine wachsende Zahl von Bewerbungen aus Tschechien. Die kommerziellen Vermittler bewerten diese Entwicklung ebenfalls positiv und reagieren darauf. „Wir haben bereits eine tschechische Mitarbeiterin eingestellt und bisher zwei Bewerber-Tage in Tschechien mit je etwa 30 gezielt eingeladenen Kandidaten durchgeführt“, sagt Dieter Dessel, Niederlassungsleiter der Ratisbona Zeitarbeit GmbH in Straubing. Viele Bewerber aus unterschiedlichen Bereichen könnten so an Unternehmen in Bayern vermittelt werden. „Die Hürden haben früher viele Betriebe und Arbeitnehmer abgeschreckt“, sagt Dessel. Auch Stefan Schießl, Personaldisponent bei der Firma Hofmann Personal in Cham, registriert inzwischen mehr Bewerber aus Tschechien.
Trotz freier Arbeitsplatzwahl diesseits und jenseits der Grenze bleiben oft zwei gravierende Hindernisse für den reibungslosen Wechsel auf einen Arbeitsplatz im Nachbarland. „Hauptprobleme sind für Deutsche und Tschechen die Sprachkenntnisse und die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen“, sagt Karin Hartung. Das bestätigen auch viele Personaldienstleistungs-Unternehmen.
Wer als Arbeitnehmer den Schritt ins Nachbarland wagen will, für den sind neben den Personalvermittlungs-Firmen die EURES-Berater der grenznahen Arbeitsagenturbezirke Hof, Weiden, Schwandorf, Deggendorf und Passau erste empfehlenswerte Anlaufstellen. Dort kümmern sich Fachleute wie Karin Hartung darum, Arbeitnehmern den Schritt ins europäische Nachbarland zu erleichtern. Auch für Unternehmen, die in der Grenzregion zwischen Bayern und Böhmen aktiv werden wollen, bietet EURES im Internet unter http://www.eures-by-cz.com zahlreiche Informationen und praktische Tipps.

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