Zwei längst chronische Fragen: Wie lange dauert es noch bis mein Geduldsfaden mit Aperture reißt? Und: Was wäre die Alternative? Es nervt echt, dass Apple stoisch dazu schweigt, was mit Aperture los ist – ich nehme das echt verdammt krumm. Ich kann die Geheimniskrämerei um neue Produkte nachvollziehen. Aber bei Aperture? Kommt schon, das ist kindisch und dumm!
Gäbe es eine Antwort auf Frage 2 – die Alternative – ich würde Aperture endlich hinter mir lassen. Doch obwohl ich die Augen immer offen halte, sehe ich nichts, was meine Bedürfnisse besser abdeckt.
Frage und recherchiere ich zu Alternativen, lese ich, dass Aperture eh nicht so toll sei, minderwertige Qualität liefere und Lightroom definitiv das bessere Tool ist. Das wissen meist die am besten, die nie mit Aperture arbeiteten. Seltsam: Da muss ich wohl ein anderes Aperture auf meinem Rechner haben, denn ich sehe zwar bei allen Programmen Stärken und Schwächen, Vor- und Nachteile – sprich: unterschiedliche Ergebnisse –, aber dass da wirklich ein Programm besser wäre als die anderen, kann ich nicht nachvollziehen.
Tatsache ist: Auch die Programmierer von Software kochen alle nur mit Wasser. Obwohl alle Anbieter behaupten, sie hätten die weltweit modernste RAW-Entwicklung erfunden, sind die tatsächlichen Unterschiede, abseits von reinem Featureismus, eher marginal. Unterschiede sind in 100-%-Ansichten ebenso erkennbar wie für die Praxis irrelevant, sieht man von subjektiven Vorlieben ab.
Das wage ich zu behaupten! Ich habe viele Programme nicht nur getestet, sondern Monate oder Jahre lang mit ihnen gearbeitet. Monate praktisch ausschließlich mit Lightroom, ein Jahr mit Capture One (bis mich die Performance und mangelnde Stabilität davon trieben), davor, dazwischen und danach immer wieder mit Aperture, und parallel permanent mit Adobe Camera Raw. Was die Programme auswerfen ist nicht besser oder schlechter, sondern lediglich verschieden (was natürlich dem einen besser und dem anderen weniger gut gefällt). Die Unterschiede finden sich weniger im »was man damit machen kann« sondern vielmehr im »wie man es machen kann«.
Für meine Bedürfnisse kann diesbezüglich noch immer kein Programm Aperture das Wasser reichen (leider). Was ich bei allen Programmen vermisse (außer bei Aperture und dem Programm mit der mangelnden Stabilität und Performance), ist die Individualisierbarkeit von Shortcuts. Ich frage mich wie man ohne ausreichend und gut gewählte Shortcuts überhaupt effizient arbeiten kann. Es mag schon sein, dass viele Lightroom für den besten Schuh am Markt halten. Aber das nützt mir nichts, wenn mich dieser Schuh nur zwickt und drückt. Nicht jeder hat denselben Fuß!
Für mich ist Aperture noch immer der perfekt sitzende Schuh und es ist mir täglich eine Freude damit zu arbeiten. Zwar vermisse ich vor allem die Möglichkeit zu perspektivischen Korrekturen, doch am Ende ist das ein Detail das ich verschmerzen kann. Was viel mehr schmerzt ist die Ungewissheit über die Zukunft des Programms. Ich glaube zwar, dass früher oder später ein ordentliches Upgrade kommen wird – aber glauben heißt nicht wissen. Und mit dem Glauben einher geht der Zweifel! Ich verliefe den Glauben, dass Aperture auch in Zukunft noch professionelle Ansprüchen genügen wird.
Wie gesagt: Noch arbeite ich hervorragend mit Aperture und eigentlich gibt es keinen rationalen Grund für mich dem Programm den Rücken zu kehren. Aber die Ungewissheit nagt und Gedanken über einen Ausstieg sind meine permanenten Begleiter. Lightroom kann es nicht sein. Wegen mangelnder Shortcuts, mangelnder Möglichkeit das zu ändern, und dem strikten Interface, das keinerlei Individualisierung zu lässt. Auch die potenzielle Aussicht in Bälde zu einer Cloud-Lösung und zum Mietmodell genötigt zu werden lockt mich nicht unbedingt.
ACDSee wäre eine potenzielle Alternative, aber auch dort scheinen die Zeichen auf Cloud zu stehen. Im Moment hat DxO Optics die besten Karten ein Umstiegskandidat für mich zu werden, auch wenn ich auch dort die Individualisierbarkeit von Shortcuts vermisse und die Performance bei der Ausführung der Entwicklung zu wünschen übrig lässt. Auch, ob die Verwaltung einer umfangreichen Bibliothek mit Aperture mithalten kann, steht in den Sternen. Das Ganze erinnert ein bisschen an die Frage nach Pest oder Kolera.
Wie gesagt: Ich glaube, dass es ein Upgrade für Aperture geben wird. Doch selbst wenn es umwerfend ausfällt habe ich meine Zweifel ob ich dem Programm treu bleiben möchte. Denn was folgt dann: Wieder vier oder fünf Jahre Ungewissheit, ob der Patient weiterleben oder doch das Zeitliche segnen wird? Keine Lust, Apple! Sorry.