Mark Otten für die Neue Osnabrücker Zeitung (online):
Apple muss neue Geschäftsfelder erschließen - nicht nur wegen des Drucks durch Google.
Angesichts eines Quartalsgewinns von 18 Milliarden US-Dollar frage ich mich, was das für ein Druck sein soll. Google hat mit seinem mobilen Betriebssystem Android einen weit höheren Marktanteil im Smartphone-Markt und vermag davon trotzdem nicht zu profitieren. Der Druck lastet folglich eher auf Google.
Ein Auto wäre ein komplett neuer Markt. iPhone und Apple Watch könnten als ergänzende Produkte zum Apple Car werden. So könnten Nutzer mit dem Fingerabdrucksensor Touch-ID in iPhone oder Apple Watch das Auto entsperren und ihre persönlichen Fahrereinstellungen, wie Sitz- und Spiegelposition, laden.
Wenn es nur um solche Funktionen geht, könnte Apple auch die Kooperation mit den vorhandenen Autoherstellern suchen.
Die Probleme in der Automobilindustrie liegen viel tiefer: Die schleppende Einführung von CarPlay, was technisch nicht mehr als ein externer Bildschirm fürs iPhone ist, zeigt beispielhaft, wie langsam die Mühlen der Autohersteller mahlen. Die meisten Autohersteller haben lange gebraucht, bis sie mal Kassetten- und CD-Radios ad acta legten und ihren Fahrzeugen ein Multimedia-System mit Bluetooth-Unterstützung spendierten, das dann auch als Serienausstattung eingebaut wurde.
Die Nutzer wollen aber längst mehr: Untereinander kommunizierende Autos, Verkehrsleitsysteme, in die die Fahrzeuge eingebunden sind, und eine stärkere Vernetzung der verschiedenen Komponenten eines Autos sind nur einige Ziele, die momentan schneller zu erreichen sind, als ein selbstfahrendes Auto.
Apples Fokus richtete sich stets auf den Anwender und nicht darauf, irgendwelche Rekorde im Erfinden von Dingen aufzustellen. Insofern ist es vollkommen unerheblich, ob Tesla oder Google mit ihren Laboren schon weiter sind.
Die Situation erinnert stark an den Mobilfunkmarkt, wo Apple seinerzeit auch erst die Kooperation mit Motorola suchte und bald feststellte, dass dies keine befriedigenden Ergebnisse zeigte. Die Folge war das iPhone.