«Lasst mich rein», ruft Walter und trommelt mit den Frotteefäusten gegen die Mattscheibe. Walter will nicht etwa Kanzler werden, sondern ist ein glühender Fan der Muppets. Keine Show hat er verpasst und auf der Uhr an seinem Handgelenk lacht Kermit.
Im Kinofilm Die Muppets wird Walter die fröhliche Truppe, die er so bewundert, nicht nur treffen, sondern ein Teil von ihnen werden. Auf dem Weg dorthin muss ein depressiver Kermit seine legendäre Begeisterungsfähigkeit wieder entdecken, ein schmieriger Ölmagnat ausgetrickst und eine Show gestemmt werden. Und selbstverständlich ziert sich Miss Piggy.
Erst einmal hockt Walter aber in seiner Heimatstadt Smalltown und stößt einen Jubelschrei aus, als sein Bruder Gary (Jason Segel) ihn einlädt, mit ihm und dessen Freundin Mary (Amy Adams) zu den Muppet Studios nach Los Angeles zu reisen. Dort angekommen, packt Walter allerdings das blanke Entsetzen: Das legendäre Theater der Muppets ist nicht nur marode und von Spinnweben umhüllt, sondern der schmierige Ölmagnat Tex Richman (Chris Cooper) will die Studios planieren und auf dem Gelände nach Öl bohren.
Vom Klosschüssel-Tycoon zurück auf die Showbühne
Nachwuchs-Muppet Walter entdeckt seinen Kampfgeist. Auch wenn er zunächst kollabiert, als er seinem Idol Kermit gegenüber steht, gelingt es ihm, den Frosch im Frack davon zu überzeugen, die fröhliche Truppe wieder zusammenzutrommeln: Eine Comeback-Show soll die Studios aus ihrem Dornrößchenschlaf erwecken. «Bitte, Kermit. Du bist mein Held, du bist auf meiner Uhr», fleht der Knabe mit dem fluseligen Haar und nicht nur der Frosch schmilzt dahin. Es ist dieses felsenfeste Vertrauen in das Gute, mit dem Gonzo, Fuzzy, Tier und Kollegen den Zuschauer in Windeseile für sich gewinnen.
Es braucht einen glühenden Fan, um die Fröhlichkeit in den Muppets wieder zu entfachen. Gonzo sprengt bereitwillig sein Kloschüssel-Imperium und Drummer Tier bricht sein Anti-Aggressions-Training ab. Für Miss Piggy ist eine neue Show eigentlich indiskutabel – sie ist jetzt bei der Vogue für Mode in Übergrößen zuständig -, dann lässt sie sich aber doch von nostalgischen Gefühlen übermannen.
Das Charmante ist, dass die Muppets ihren Überlebenskampf mit einer herzerwärmenden Fröhlichkeit und Unprofessionalität in Angriff nehmen. Dieser Film stemmt sich mit aller Kraft gegen optimierte Arbeitsabläufe, perfekte Fassaden und Mainstream-Erfolgsrezepte. Die Aufräumarbeiten, die erst so schleppend anlaufen, erledigen sich als Performance zu einem geschmetterten Song beinahe wie von selbst. Anarchie ist die treibende kreative Kraft. Was die quietschbunten Gesellen auf der Bühne aufführen, ist im Grunde egal, denn statt einer durchgetakteten Performance bieten sie dem Zuschauer etwas Zauberhaftes: unerschütterliche Lebensfreude.
Mann oder Muppet?
Der Film zelebriert eine heile Welt, ohne dabei in oberflächlichen Kitsch abzudriften, weil alles mit einer feinen Ironie unterlegt ist. Da schmettert Jason Segel im weißen Frack am weißen Flügel: «Bin ich ein Mann oder ein Muppet?» Wer das bierernst nimmt, ist selbst schuld. Nach mehr als zehn Jahren sind die Muppets jetzt wieder auf der Leinwand zu sehen, es ist die siebte Kinoproduktion und sie ist sehr gelungen.
Jason Segel und Amy Adams spielen ihre Rollen mit einem wunderbaren Gespür für die Märchenwelt der Muppets. Segal (How I Met Your Mother) hat auch das Drehbuch zum Film geschrieben. Er hat es mit einer herrlichen lockerleichten Ironie unterlegt und macht so aus betont überzuckerten Szenen exzellente Unterhaltung. Nicht nur Kinder werden sich für den enthusiastischen Frosch und den schüchternen Walter begeistert, auch für Erwachsene ist Die Muppets ein urkomisches wie rührendes Erlebnis.
Da sind dann getanzte Musicaleinlagen plötzlich auch nicht mehr peinlich, sondern stimmig. Den Machern ist mit Die Muppets das Kunststück gelungen, einen unterhaltsamen wie intelligenten Film zu machen – auch wenn sich am Ende das Pathos hemmungslos über die Leinwand ergießt.
Höhepunkt ist die charmant-chaotische Show, bei der Jack Black eine wunderbare, wenn auch nicht ganz freiwillige Stargastrolle spielt. Der große Verdienst des Regisseurs James Bobin ist, dass er Anarchie und Unschuld der zappeligen Puppen mit solch einer Hingabe feiert, dass es einfach wohl tut. Wer missgelaunt in diesen Film geht, muss damit rechnen, beschwingt und mit einem «Mana, mana» auf den Lippen wieder heraus zu kommen.
Titel: Die Muppets
Regie: James Bobin
Darsteller: Jason Segel, Amy Adams, Walter, Kermit, Miss Piggy, Tier, Fozzy u.a.
Filmlänge: 109 Minuten
FSK: keine Altersbeschränkung
Verleih: Walt Disney
Kinostart: 19. Januar 2012
Quelle:
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«Die Muppets» – Applaus, Applaus, Applauuus
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