Apotheon

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Wenn das Metroidvania-Genre auf griechische Mythologie trifft, kann man spannendes erwarten. Mischt man in Sachen Handlung noch eine Portion God of War rein, erhält man Apotheon.

Es kommt so, wie es wohl kommen muss: Die Menschheit wird von ihren Göttern verlassen, im Zuge dessen bricht (natürlich?) Chaos und Anarchie aus. Göttervater Zeus zieht sich mitsamt seiner Sippschaft auf den Olypm zurück, der Untergang allen Lebens scheint damit besiegelt zu sein. Alle Hoffnung liegt nun in den Händen des jungen Kriegers Nikandreos, der sich mithilfe von Hera an den Göttern für deren schicksalhafte Entscheidung rächen will.

Klingt entfernt nach der Rahmenhandlung der God of War-Reihe, wird in der Erzählung von Entwickler Alientrap auch tatsächlich in abgespeckter Weise wiedergegeben. Zwar etwas weniger grimmig und blutrünstig wie der Ghost of Sparta, Kratos, aber nicht minder entschlossen gilt es auch im 2D-Action-Adventure Apotheon, nach und nach den Olypm von seinen Gottheiten zu säubern. Von Apollo zu Poseidon hin zu Ares und Athene: Alle müssen fallen, um mit deren eigentümlichen Kräften schließlich den oberste olypmischen Gott zur Strecke zu bringen.

Und so zieht der Spieler mit Nikandreos in ein überraschend langes und gleichermaßen abwechslungsreiches Abenteuer, dass schon vom ersten Moment an mit seiner ungewöhnlichen Optik Blicke auf sich zieht. Wenn schon einen Titel in der griechischen Antike verankern, dann gleich richtig: Stilistisch haben sich die Entwickler an der Kunst der Schwarzfigurigen Vasenmalerei (Wiki-Link dazu) orientiert, was zu erstaunlichen Ergebnisse führt. Opulentes, geschmackvolles Level- und Figurendesign trifft dabei auf (passend) minimalistisch anmutende Animationen, die jede Aktion und jeden neu entdeckten Bereich wie ein kleines eigenständiges Kunstwerk erscheinen lassen.

Hat man sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase an die etwas umständliche Steuerung angenähert, eröffnet Apotheon mit zunehmender Spieldauer auch seinen unvermuteten Tiefgang in Sachen Gameplay: Eine Vielzahl an Waffengattungen bieten ein reichhaltiges Angebot an taktischen Optionen, die bei der umfangreichen Gegnerschaar auch bitter nötig ist. Vom Nahkampf mit brennendem Schwert oder werfbarer Axt, Fernkampf mit Speer oder Bogen bis hin zum Blocken von hohen, mittleren oder tiefen Gegenangriffen mit diversen Schilden, die wiederum unterschiedliche Eigenschaft beinhalten können (etwa Schadensreflektion oder Licht in dunklen Abschnitten spendend) ist alles dabei, was Metroidvania- und Action-Adventure-Fans Freude bereitet.

Zwei als HUBs ausgelegte, zentrale Areale stellen den Ausgangspunkt für die Levelauswahl des Spielers dar, geheime oder bis zur Freischaltung von neuen Fähigkeiten unzugängliche Abschnitte liefern Langzeitmotivation, um bereits besuchte Gegenden neu zu erkunden. Neben der für einen Indie-Titel überraschend langen Spieldauer – etwa 10-12 Stunden – sorgt auch die musikalische Untermalung sowie die Vertonung aller Dialoge für einen positiven Eindruck.

Durch die spielerische Abwechslung, die sich aus den immer neuen sowie niemals langweiligen Spielarealen und der taktischen Vielfalt der Gefechte selbst ergibt, positioniert sich Apotheon als wirklicher Geheimtipp für Fans von unterhaltsamen Action-Adventures mit RPG-Charakter. Die außergewöhnliche und überaus stimmige audiovisuelle Gestaltung unterstreicht dabei nur noch zusätzlich eine simpel aufgebaute, aber doch recht nette Handlung rund um Rache und Vergeltung. Eine Überraschung und gleichermaßen große Empfehlung.

Plattform: PS4 (Version getestet), PC, Spieler: 1-2 (lokal), Altersfreigabe (PEGI): 16,
Release: 03.02.2015, www.apotheongame.com