Apotheker = Verkäufer im weißen Kittel?

Apotheker = Verkäufer im weißen Kittel?

Gut, wenn die Überschrift schon so provokant ist, kann man schon annehmen, dass der Artikel heute das zum Teil widerlegt. Zum einen schon dadurch, dass wir in der Flößerapotheke keine weißen Kittel tragen.

Aber ernsthafter: Ein Apotheker verkauft zwar Medikamente – aber bis er das darf, ist es ein weiter Weg: Zur Erlangung der Approbation als Apotheker/Apothekerin muss ein fünfjähriges naturwissenschaftliches Studium absolviert werden, dass es in sich hat – vor Chemie, Physik, Biologie und Mathematik darf man sich da nicht scheuen!

Im Grundstudium (4 Semester) werden die Grundlagen gelernt: organische und anorganische Chemie, pharmazeutische Analytik, Pharmakologie, klinische Pharmazie,  pharmazeutsche Technologie, Mathematik (u.a. Statistik, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Integralrechnung, Differentialrechnung), Biologie (Botanik), Mikrobiologie, Biochemie, physikalische Chemie, Physik. Dazu kommen Anatomie, Physiologie, Nomenklatur und letztendlich auch  ein Fach, dass man auch als Laie sofort als für Apotheker wichtig erkennt: Galenik (= Arzneiformenlehre).

Insgesamt ist der Stundenplan in den ersten Semestern ziemlich randvoll – gerade in den ersten beiden Semestern “erschlägt” es die Studenten geradezu (ich kann mich noch an mein erstes Semester erinnern – das waren 46 Wochenstunden…). Während des Grundstudiums muss auch noch ein achtwöchiges Praktikum (Famulatur) absolviert werden – entweder komplett in einer öffentlichen Apotheke oder 4 Wochen öffentliche Apotheke und 4 Wochen in einer Krankenhausapotheke, an einem Institut der Universität, in der Industrie oder in einer anderen pharmazeutischen Einrichtung.

Nach dem Grundstudium kommt die erste staatliche Prüfung: das Erste Staatsexamen. Das sind 4 Multiple-Choice-Tests an 4 Tagen, und zwar in

  1. Allgemeine, anorganische und organische Chemie (100 Aufgaben, 2,5 Fragen Zeit)
  2. Grundlagen der pharmazeutischen Biologie und der Humanbiologie (100 Fragen, 2,5 Stunden Zeit)
  3. Grundlagen der Physik, der physikalischen Chemie und der Arzneiformenlehre (80 Fragen, 2 Stunden Zeit)
  4. Grundlagen der pharmazeutischen Analytik (80 Fragen, 2 Stunden Zeit)

Schafft man diese Prüfung nicht, hat man noch zwei weitere Versuche – wenn man beim dritten Versuch auch durchfällt, muss man sich nach einer Alternative zur Pharmazie umschauen – denn Pharmazie kann man dann nicht mehr weiterstudieren.

Hat man es aber geschafft (und das tun die meisten), geht es munter weiter im Hauptstudium: Hier lernt man, die erlernten naturwissenschaftlichen Grundlagen in der pharmazeutischen Praxis zumzusetzen: Wirkungsweisen von Arzneistoffenn, Wechselwirkungen, Verstoffwechslung unter anderem. Aber auch Analytik und Qualitätskontrolle von Arznei- und Hilfsstoffen oder ganzen Arzneiformen (Kapseln, Tabletten, Emulsionen,…) stehen auf dem Lehrplan sowie theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrung in Herstellungsverfahren Arzneimitteln. Dazu kommt im 8. Semester ein mehrwöchiges Wahlpflichtpraktikum, in dem z.B. an Forschungsprojekten mitgearbeitet und eine eigene Forschungsarbeit angefertigt wird, um einen Einblick in die aktuellen Forschungsaktivitäten zu erhalten. Wie dieses Wahlpflichtfach ausgestaltet wird, ist je nach Universität und deren Kapazitäten aber sehr unterschiedlich.

Es folgt, wenn man bis hierhin durchgehalten hat, das Zweite Staatsexamen. Das sind mündliche Prüfungen bei den Professoren der jeweiligen Universität, und zwar in den Fächern

  1. Pharmazeutische/Medizinische Chemie
  2. Pharmazeutische Biologie
  3. Pharmazeutische Technologie/Biopharmazie
  4. Pharmakologie und Toxikologie
  5. Klinische Pharmazie

Mit Bestehen des zweiten Staatsexamens besitzt man seinen Hochschulabschluss.

Es folgt nun die einjährige praktische Ausbildung – man nennt sich dann “Pharmazeut im Praktikum”. Sechs Monate des praktischen Jahres (PJ)  müssen in einer öffentlichen Apotheke, die restlichen sechs können entweder ebenfalls in einer öffentlichem Apotheke oder aber in einer Krankenhausapotheke, in der Industrie oder in einer anderen pharmazeutischen Einrichtung  (auch im Ausland) verbracht werden. Während dieses einen Jahres müssen zusätzlich die insgesamt vier Wochen (2 x 2) dauernden Begleitenden Unterrichtsveranstaltungen besucht werden – Vorlesungen über Apotheken- und Arzneimittelrecht, Betriebswirtschaft, Arbeitsrecht gehören unter anderem dazu.

Mit dem theoretischen und praktischen Wissen aus diesen nun im Idealfall insgesamt fünf Jahren geht es dann in das Dritte Staatsexamen. Das besteht wieder aus mündlichen Prüfungen, diesmal im jeweils zuständigen Landesprüfungsamt. Die Prüfungen werden in den zwei Fächern

  1. Pharmazeutische Praxis
  2. Spezielle Rechtsgebiete für Apotheker

Nach der bestandenen Prüfung kann dann die Approbation als Apotheker – also die Zulassung durch den Staat zur Ausübung des Heilberufes – beantragt werden.

Ein Apotheker ist also weitaus mehr als ein Verkäufer – auch wenn er in der Praxis den Spagat zwischen Heilberufler und Kaufmann schaffen und natürlich auch schauen muss, dass die Apotheke gut läuft, die laufenden Kosten (Angestellte, Miete, Lager,…) gestemmt werden können. Er/sie ist durch seine Universitätsausbildung Fachmann/Fachfrau für alle Fragen rund um Arzneimittel – und ist durch die Berufsordnung der Apothekerkammern auch zur Beratung verpflichtet (nebenbei: in der neuen Apothekenbetriebsordnung, die gerade in der Bundesregierung dsikutiert und im Oktober verabschiedet werden soll, wird diese Verpflichtung wohl auch noch einmal gesetzlich vorgeschrieben). In der Praxis ist das leider nicht in jeder Apotheke der Fall – aber glücklicherweise besteht in  Deutschland die freie Wahl der Apotheke, und so kann sich jeder die Apotheke vor Ort heraussuchen, bei der er sich gut beraten und aufgehoben fühlt! Klar, dass unsere Apotheke da auch viel Wert darauf legt – so haben zum Beispiel alle Angestellten bei uns eine zusätzliche zweijährige Fortbildung im Bereich Gesundheitsprävention und Naturheilkunde absolviert und sind “Natürlich“-Apotheke, um auch in diesen wichtigen Bereichen gut und fundiert beraten zu können.

Und wie ist das bei unseren Lesern? Sind Sie zufrieden mit der Beratung in der Apotheke?


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