Ob nun schön, liebreizend, hübsch, wunderbar, prächtig, anmutig oder erhaben, die Adjektive, die uns zur Beschreibung des Schönen zur Verfügung stehen sind vielfältig und weisen dennoch alle in die gleiche Richtung. Auf eine Sache unseres Begehrens, ganz gleich welcher Beschaffenheit diese bestimmte Sache auch sein mag.
Das Richtige ist das Schönste,
antwortet das Orakel von Delphi auf die Frage, an welchen Kriterien sich Schönheit messen ließe und bei Euripides heißt es: “Schön ist, was Freude bringt.” Die siegreiche Faust in den Nacken des Feindes drücken zu können ist ein Glücksgefühl, welches höher als die Weißheit zu bewerten ist – ein Geschenk der Götter – Das bringt Freude, das ist schön. Stärke, Erhabenheit, Harmonie in den Proportionen und Zahlen, in der Musik. Kaum ein Ort, ein Gebiet, wo wir nicht nach Schönheit streben, diese bewundern, zu erreichen suchen. Das Schöne begegnet uns überall und manchmal erscheint es in Gestalt einer schönen Frau.
Aphrodite, die Schaumgeborene. Leider kein Seifenschaum. Aber das war ja auch nicht zu erwarten. Doch ihre Verbindung zu Wasser und Schaum, ihrer fast durch die gesamte Kunst- und Kulturgeschichte hinweg dargestellten Nacktheit – Symbol für die erotische Anziehungskraft – und die ihr zugesprochenen Liebeskräfte, machten die Göttin zur idealen Werbeträgerin in Sachen Bad und baden. Ihr Badezimmer ist bis heute eine der Touristenattraktionen auf Zypern und jede Frau, die einmal um den Felsen schwimmt, steigt jung und hübsch aus dem Wasser (Na wenn das mal kein Werbeversprechen ist). Sollte es nicht gewirkt haben, könnte es nur daran liegen, daß vielleicht kein Ambrosia zur Hand war. Aphrodite nämlich war mit Ambrosia (der Götter unsterblich machenden Speise und Salbe zugleich/ griech. f. Unsterblichkeit/ Speise der Götter) gesalbt und wenn sie ging, duftete die ganze Insel. Und als sie bei OVID ihren Heldensohn Äneas mit Ambrosia und Nectar berührt, wird dieser unsterblich/ gottgleich und gründet, angekommen in Rom, das Geschlecht der Julier, aus dem Cäsar und Augustus hervorgingen.
Und wer nun auf Aphrodites Spuren wandelt möchte, für den kann es lohnend sein, weit in der Geschichte zurückzugehen. Zurück zu den Ursprüngen mythologischer Zeitrechnung, zu den ganz frühen Göttern Gaia (Erde) und Uranos (Himmel), aus deren Verbindung eine ganz erstaunliche Nachkommenschaft hervorging. Da kamen die Titanen (Okeanos, Tethys, Hyperion, Rhea und Kronos), drei Zyklopen ( riesige Einäugige, die auf die Namen Arges, Brontes und Steropes hörten), und die Hekatoncheiren (die Hundertarmigen, Kottos, Briareos, Gyes) zur Welt und weil dem Vater die eigene Brut nicht ganz geheuer war – schließlich handelte es sich um Ungeheuer – sperrte er Teile seiner Nachkommenschaft (Zyklopen und Hekatoncheiren) gleich wieder im Schoß der Mutter ein (die Vorstellung, zurück in Mutters Schoß ist nicht neu), was diese natürlich nicht freute. Schließlich hat man die Kinderchen doch zur Welt gebracht, damit diese sich auf der Welt tummeln. Die eingesperrten Kinder waren ein Zustand, der unbedingt geändert werden mußte, weshalb Mutter Gaia und Sohn Kronos (der jüngste und klügste der Titanen) einen Plan ersannen, den Vater zu entmannen. Zuerst jedoch wurde der eingesperrte Nachwuchs von der Leine gelassen, (aus welchem Grund bleibt leider unklar), dann fertigte Gaia, handwerklich durchaus geschickt, eine Steinsichel an und genau in dem Moment, als sich Uranos wieder zu seiner Frau legte, schnitt ihm sein Jüngster von hinten mit der Steinsichel … na sie wissen schon. Ob der Vater die Sache überlebte verliert sich im Blutrausch der Geschichte und Kronos, seinerseits nun unheimlich mächtig/ oder machthungrig, sperrte als erstes die monströsen Geschwister wieder weg – diesmal aber in den Tartarus (götterähnliches Wesen/ später eine Art Hölle, wohin einige Generationen danach die Titanen selber folgen sollten, nachdem sie von den olympischen Göttern besiegt worden waren). Anschließend tat er, was Helden so tun. Er nahm sich eine Frau (Rhea) und zeugte fleißig Kinder. Allerdings hatte er große Angst vor diesen – weil er befürchtete, sie könnten mit ihm ganz ähnlich verfahren, wie er es mit seinem Vater getan hatte – und da ging er lieber auf nummer sicher und verschlang seinen Nachwuchs immer gleich nach dessen Geburt. Eine dumme Angewohnheit, die wohl kaum einer Mutter gefallen dürfte. Was macht es denn für einen Eindruck, wenn Papa die Kinder verputzt (Die Zeit frißt ihre Kinder. Kronos/ Chronos)? Eines schönen Tage platzte Rhea der Kragen und weil sie ihren neusten Sohn nicht auch schon wieder an ihren kinderfressenden Gatten verlieren wollte, schlug sie einen großen Stein in Windeln ein, übergab das Paket ihrer Schwiegermutter (Gaia), welche es umgehend an den gefräßigen Sohn weiterreichte. In diesem Punkte halten Frauen zum Glück zusammen. Die eine war endlich Mutter, die andere Oma und Kronos hatte einen Stein verschluckt, der ihm noch schwer im Magen liegen sollte. Schließlich handelte es sich bei dem Knaben um Zeus, der schon bald den Aufstand probte.
Der andere Teil der Geschichte führt nun aber geradewegs zu Aphrodite. Uranos` Genitalien, selbst im abgetrennten Zustand noch voll zeugungsfähig, befruchteten das Meer mit Samen und Blut, als sie im Wasser eintauchten – Kronos hatte sie einfach nur weggeworfen. Wie lange es dauerte, bis Aphrodite sich entwickelt hatte und im Wasser gleich noch laufen gelernt hatte wird nicht überliefert. Doch die junge Dame entstieg bei Zypern der Wellen Schaumkronen – die Schaumgeborene – und ging an Land. Da war sie, die Schutzgöttin der Liebe (die Römer nennen sie Venus), das Symbold für die Schönheit schlechthin und sie machte Zypern zu ihrer heiligen Insel.
Aber sobald er das Glied vom Himmel getrennt mit dem Eisen und es vom Lande geworfen hinab in die tosende Salzflut, trieb eine lange Zeit es dahin durch die See; rings erhob sich weißer Schaum aus unsterblichem Fleisch; es wuchs eine Jungfrau in ihm empor, sie nahte der heiligen Insel Kythera erst, doch gelangte sie dann zum ringsumflossenen Zypern, stieg dort schamhaft-schön als Göttin an Land, und die Wiese grünte unter den zierlichen Füßen ihr auf. Aphrodite (Hesiod, Theogonia 156-210)
Homer dagegen spricht von einer schamhaft und gold bekränzten Aphrodite, der ganz Zypern zu eigen war – der verschleierten Braut. Die Insel, wo der Westwinde feuchte Gewalt sie (Aphrodite) durch die wogende, rauschende See trug – eingehüllt in durftigen Schaum und ambrosische Kleider.
In ihrer ursprünglichen Form – und Aphrodite zählt zu den ältesten Göttern – galt sie als Fruchtbarkeitsgöttin, weil sie Götter und Menschen mit dem Zauber der Liebe zu verführen mochte und natürlich war sie die schönste unter allen anderen Göttinnen. Das hatte ein Sterblicher Held – Paris – so festgelegt. Wie und warum? Ganz einfach. Zur Hochzeit des Peleus und der Nymphe Thetis waren alle Götter eingeladen. Alle, bis auf eine. Eris, die Göttin des Streits hatte man lieber nicht bei der Hochzeit dabeihaben wollen. Klingt logisch. Aber Eris wäre nicht die Göttin des Streits, wenn sie es dabei belassen hätte. Sie nahm einen goldenen Apfel, schrieb darauf DER SCHÖNSTEN und warf diesen goldenen Apel zwischen die Hochzeitsgäste (den Zankapfel). Wie sie sich denken können, war die Feier im Eimer, weil sich unsere drei Grazien sofort heftig stritten und Gottvater Zeus klug genug war, die Sache zu deligieren (von wegen, Männer könnten nicht delegieren. Sie tun eigentlich nichts anderes). Sollte sich doch ein anderer die Zunge verbrennen, er würde nicht den Schiedsrichter spielen. Der Schönste unter den Sterblichen (der trojanische Königssohn Paris) war schnell dazu auserkoren, das Urteil zu fällen. Aber was will man schon tun als Mann, wenn man Vaters Rinderherde hütet und plötzlich drei schöne Damen (Hera, Athene und Aphrodite), drei Göttinnen aufkreuzen, um einen Schönheitswettbewerb abzuhalten? Und die dabei den Mund mit allerlei Versprechungen ziemlich voll nehmen.
Hera versprach im die Herrschaft über ein großes Reich, Athene meinte, er würde fortan jeden Kampf als Sieger beenden, (natürlich nur) wenn er sie auserwählen würde, doch Aphrodite versprach ihm – fast schon als Ersatz für sie selbst – die Schönste unter den Sterblichen. Helena, die junge, wunderschöne Frau des König Menelaos von Sparta. Dumm nur, daß die schon verheiratet war – das sollte noch Ärger geben. Jedenfalls zeigt die Abbildung von Girolamo di Benvenuto (1470 – 1524/ hängt im Louvre), wie die Reizvvermittlung der drei Damen bei dem jungen Mann gewirkt haben muß. Was können schon Reichtum und Macht gegen Brüste und Schenkel ausrichten. Die Schönheit der Erotik, vorzugsweise die weiblicher Körper, wurde seit der Spätrenaissance zum beliebten Stilmittel der Malerei. Der Wechsel vom Reichtum der schön macht, zur erotischen Anziehungskraft hin – Aphrodite erscheint nackt und sinnlich und sie verspricht körperlichen Genuß – ist ein interessantes Detail in diesem Zusammenhang und charkteristisch für die helenistische Epoche.
Sie ist das erste Schöne, was sich aus Streit und Empörung der ersten Wesen gegeneinander entwickelt und gebildet hat. In ihr bildet sich die himmlische Zeugungskraft zu dem vollkommenen Schönen, das alle Wesen beherrscht und welchem von Göttern wie Menschen gehuldigt wird. (Gustav Schwab)
Aphrodite. Ihre Männer, ihre Liebe, ihre Kinder. Verheiratet mit Hephaistos, dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst, den sie lange und erfolgreich mit Ares (Kriegsgott) betrog. Aus dieser Liebschaft stammen die Kinder Eros, Harmonia, Phobos, Deimos und Anteros. Mit Anchises zeugte sie Äneas, mit Dionysos den Priapos (das ist der mit dem gewaltigen Glied) und mit Hermes den Hermaphroditos. Und sie liebte Adonis, der jedoch vom eifersüchtigen Ares (in Gestalt eines Ebers) getötet wurde.
Eigentlich eine schöne Geschichte und weil wir heute Schönheit auch mit den Ritualen der Körperpflege gleichsetzen und Aphrodite noch immer als Vorbild gilt, nahmen wir ein gemeinsames, mythologisches, schönes Bad – hier im Blog für schöne Seife.
Literatur: Da ich für solche Einfälle lediglich die Erinnerung an meine Studienzeit und die Vorlesungen bei Frau Prof. R. Reschke (HU-Berlin/ Ästhetik) nutze, kann ich nur wenige direkte Quellen für diesen Text nennen. Außer die zitierten Homer, Hesiod und Ovid. Aber empfehlenswert sind, Gerold Dommermuth-Gudrich, “Mythen – Die bekanntesten Mythen der griechischen Antike“, beim Gerstenberg Verlag (das Buch macht Spaß!), auf jeden Fall natürlich Gustav Schwab “Die schönsten Sagen des klassischen Altertums” und Umberto Eco`s “Die Geschichte der Schönheit” ist ein unglaublich kluges Buch.