Bei Tilla läuft seit einiger Zeit eine hoch interessante Diskussion, die mit ihrer Entrüstung bezüglich mancherlei unwürdigen Umtrieben in der Fotografie begann. Dem Aufschrei folgten Kommentare. Einige Kommentatoren führten das Thema weiter, einige fragten nach, einige hinterfragten, einige verstanden es falsch, einige nahmen den Faden auf ihrem eigen Blog auf. Und dann geschah es … der Kommentar #116, von Aebby, stellte klar und konkretisierte in unnachahmlicher Weise, wo die verschiedenen Motivationen zu finden sind, die Menschen zur Kamera greifen lassen. Letztendlich zwingt er jeden zur Antwort, der sich selbstkritisch betrachtet und sein fotografisches Wirken beurteilt. Fotografie ohne Motivation extrem sinnlos … also möchte ich das Ganze aus meiner Sicht betrachten.
Zwei Dinge beschäftigen mich in letzter Zeit sehr: Die Fotografie mit Sofortbildfilmen und das Großformat. Die möglichen Gestaltungsräume treiben mich an und geben mir neue Bildideen. Mein Abschied von der Auftragsfotografie und der Umzug ins Amazonasdelta hat mir gut getan. Endlich ist meine Experimentierfreude zurückgekehrt. Endlich kann ich mich auf Dinge konzentrieren, die unüblich, außergewöhnlich, und besonders sind. Und ich finde wieder Menschen, die sich in meinen Bildern wohl fühlen. Aber ich erkenne mich dabei auch selbst. Alle fünf von Aebby angeführten Motivationen (1. Jäger und Sammler; 2. Macht; 3. Sexuelle Dimension; 4. Schöpferische Lust der Darstellung; 5. Darstellung von Schönheit) kann ich auf meine Fotografie direkt anwenden. Mein neu gefundener Gestaltungsfreiheit erweiterte deutlich meine Darstellungsräume. Aus dieser Sicht betrachtet, kann ich die oben angeführten Motivationen jedoch nicht zu einer Gesamtheit verbinden. Wahrscheinlich ist die eine oder andere Triebfeder darin zu finden, jedoch ist noch ein anderer Aspekt vorhanden: Der Wunsch nach Einmaligkeit und Authentizität.