Antisemit! – Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument

Via contradictio stieß ich auf ein sehr lesenswertes Interview mit dem israelischen Historiker Moshe Zuckermann anlässlich seiner neuesten Veröffentlichung Antisemit! – Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument. In seinem Buch entlarvt er den ideologischen Missbrauch der nach wie vor notwendigen, aber häufig längst in ihr Gegenteil abkippenden, Antisemitismuskritik als Instrument der Durchsetzung machtpolitischer Interessen.

Zuckermann analysiert anhand einer Reihe von Beispielen, etwa Reden israelischer Politiker oder Skandale um vermeintlich antisemitische Übergriffe, wie sich bellizistische, xenophobe oder auch neokonservative Ideologeme in diese vorgebliche Antisemitismuskritik eingeschlichen haben. Eine von Zuckermanns Diagnosen lautet: „Es gab nicht nur die reale Banalität des Bösen, sondern es gibt heute auch das Böse der Banalisierung dessen, was – statt sich ans Unsägliche heranzutasten – längst zur Allerweltsparole degeneriert ist.“ 

Zuckermann kritisiert nachdrücklich auch allerlei Verrenkungen selbst ernannter „Linker“, mit denen die islamische Welt als ideologischer Nachfolger von Nationalsozialismus gesehen werde, und dass diese „Linken“ sich dabei nicht mal entblöden würden, im Nationalsozialismus einen Sozialismus sehen zu wollen. Das an sich sei schon Indiz genug, dass da ganz idiotische Ideologen am Werk sein müssten.

Zuckermann befürchtet, dass sich eine Ideologie des Pseudogedenkens etabliert, anstelle des Gedenkens der Opfer im Stande ihres Opferseins. Anhand der Bedenkenlosigkeit, mit der mit dem Antisemitismus-Vorwurf gegangen werde, sei zu erkennen, dass es „den ideologischen Verballhornern der Erinnerung“ nicht wirklich bange um den reellen Antisemitismus sei. Es ginge ihnen dabei um alles mögliche, aber kaum um den Antisemitismus selbst. Darin sieht der Historiker „eine große Gefahr, wie ich denn in jeder Verblendung, in jeder Ideologie eine politische und zivilgesellschaftliche Gefahr sehe.“



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