Antihelden: „Kein Happy End“

Von Yoana

Im HipHop 2010 wimmelt es vor Antihelden. Zwei selbsternannte Antihelden haben jetzt mit Kein Happy End ihr erstes gemeinsames Album veröffentlicht. Also auf ein Neues: In Erwartung wieder belanglose Stories von zwei kleinkriminellen Ganoven über weichgespülte Synthiesounds zu hören, verschwindet die merkwürdig designte CD im Player. Dann die erste positive Überraschung. Mit einem charmanten Filmzitat und einer heftigen Fanfare findet im Intro schon eine monumentale Inszenierung statt, wie sie sonst nur Altmeister Fader Gladiator in den 90er Jahren beherrschte. Kurz darauf setzen druckvolle Samplebeats ein, die den Kopf zum taktvollen auf und ab animieren. Neben den Snowgoons zeigen sich für den brachialen Soundteppich unter anderem MecsTreem und Sicknature verantwortlich. Obwohl den zugehörigen Reimen von Dra-Q und Abroo etwas das Feuer fehlt, liefern sie eine ordentliche Performance ab. Gesellschaftskritik, politisches und ordentlicher Wir-bringen-den-Sound-von-Früher-zurück-Rap mit viel 1 zu der 2 Shit. Punchlines wie „Es gibt noch andere wie Zumwinkel/ doch wir werden hängen gelassen wie Angelas Mundwinkel/“ werden angereichert mit freshen Cuts aus der Classics-Kiste. „Jede Line ist ein Mittelfinger passend zum Beat“, spiegelt in etwa die Attitüde der Antihelden wieder. So darf natürlich auch ein Kiffertrack nicht fehlen, der in Form von Kräuterslang aufgetischt wird und passender Weise die Flower Pot Men samplet. Bei aller Kritik am Unterschichtenfernsehen verwundert es etwas, dass die beiden besonders ausgedehnt mit Soundschnipseln aus dem TV arbeiten. Kein Happy End ist nach langer Zeit aber mal wieder ein Album, das ein älteres Publikum anspricht und vom Sound her an der klassischen Schule der Sampleproduktion orientiert ist.

Andreas Margara (27. Juli 2010)