El Arco in Antigua.
Da aber wie immer galt "erst die Arbeit, dann das Vergnügen", wollte ich mich zuerst um mein Velo kümmern. Im Mercado fand ich eine kleine Bicicletería, die aber kein Felgenband hatte. Sie schneiden anscheinend alte Schläuche zu und kleben die zusammen. Der Mech von Old Town Outfitters, ein Tour Operator für Mountain Bike-Trips, Vulkanwanderungen, Kayak und Klettern, zu dem Martina ihr Velo zwecks Zurechtbiegen der Gepäckträger u.a. gebracht hatte, konnte mir etwas besseres anbieten, die Idee vom Schlauchstücke ankleben, blieb aber hängen. Ich bin ja immer noch auf der Suche nach dem besten Schutz meines Rahmens vor scheuernden Taschen. Da die Gummischütze, die ich in Tumbaco mit Kabelbinder befestigt hattee, schon mehr als zur Hälfte durchgerieben sind und die von ToutTerrain empfohlene Lackschutzfolie hier vermutlich nicht erhältlich ist, habe ich nun neue Schlauchteile zugeschnitten und kurzerhand angeklebt. Natürlich nicht direkt auf den Rahmen, erst Tape drum, dann Schlauch drauf. Das hat auch den Vorteil, dass keine klobigen Kabelbinder-Teile überall im Wege stehen. Da meine Gangschaltung schon seit einer Weile nicht mehr perfekt funktioniert und die neuen Kool Stop-Bremsklötze ziemlich anders sind als die von Shimano, ist mein Velo nun auch noch in der Werkstatt gelandet.
Inzwischen sind meine Finger wieder frei von Sekundenkleber und auch ein paar kleine Löchlis in den Packtaschen sind geflickt. Auch Martinas Taschen, die ihren Sturz netterweise recht gut aufgefangen hatten, sind nun mit bunten Flicken verziert, ihr Lenker und die Gepäckträger sind auch wieder gerade. So konnten wir das überraschend gute Wetter nutzen und so richtig tourimässig durch die Stadt wandern, Fötelis machen, Souvenirs kaufen und feine Desserts essen.
Da von innen schwer zugänglich eben vor aussen geflickt.
Wir sind am Wochenende also dem Recorrido Turistico gefolgt um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu sehen. D.h. die paar Ruinen von Klöster und Kirchen, wo der Eintritt GTQ 40 kostet, haben wir uns geschenkt, bezahlen werden wir für Maya-Ruinen, was bei weitem interessanter werden dürfte. So haben wir eben die noch stehenden, hübschen Kirchen besucht, was bei heissem Wetter meist ein gute Beschäftigung ist. Da sich vor allen touristischen Orten auch immer viele Verkäuferinnen von wunderschönen Artesanía versammeln, haben wir da oft zwei Fliegen mit einem Schlag erwischt. Ich meine, wir haben da zwar nichts gekauft, sind aber quasi auf Foto-Safari gegangen. Man könnte schon argumentieren, dass dieses Heckenschützen-Fotografieren nicht ganz fair ist, aber erstens passiert uns das auch, dass wir, wenn wir Velo fahren, von Einheimischen ungefragt, meist aus Autos heraus, geknipst werden, und zweitens muss, wer von den Touristen lebt, damit auch leben können.
Iglesia La Merced.
Verkauf von handgewebten Stoffen.
Diese Märkte ja seit Bolivien immer knallbunt, von Region zu Region ändern nur die Muster und die Zusammenstellung der Farben. Hier gab es ausser farbigen Stoffen und dem üblichen, mehr oder weniger ortstypischen Schmuck noch diverse andere Verzierungen, ebenfalls mit mehr oder weniger ortstypischen Motiven.
Magnete für den Kühlschrank.
Aus Chräleli gibt es alles.
Nun ist Antigua aber natürlich nicht nur für Gringos da, die beschwärmen die Stadt nämlich erst seit ein paar Jahren. Was es jedoch mit den vielen alten Velos auf sich hat, die wir da in einer ordentlichen Reihe parkiert gefunden haben, wissen wir nicht. Klarer war der Zweck zweier Reihen Steintrögen mit grossem Wasserbecken daneben, das ist nämlich die städtische Waschanlage, wo früher, als die Privathaushalte noch kein eigenes Wasser hatten, die Señoras ihre Kleider waschen kamen. So etwas hatten wir auch auf dem Land gesehen, wo sich die Situation noch nicht geändert hat und die Waschbecken noch rege gebraucht werden. Wie wir aber vom Hostalbalkon aus sehen, haben die Leute in Antigua nun ihre eigenen Waschbecken im Hof, die dann von einigen Familien geteilt werden und das fliessende Wasser dieser Gemeinschaft darstellen.
Viele Velos.
Viele Waschbecken.
Nur noch ein Gemeinschaftswaschbecken für etwa
acht Familien (Blick vom Balkon des Hostals).
Ebenfalls Blick vom Balkon. Der Vulkan heisst Fuego
und schickt immer mal wieder Rauch in den Himmel.
Auch eher nicht für Touris: Huskywelpen in Tierhandlung.
Wir haben auch dem Textilmuseum einen Besuch abgestattet, wo traditionelle Trachten aus den verschiedenen Regionen Guatemalas ausgestellt sind. Wenn man sich da also auskennt, erkennt man an den Kleidern, woher eine Frau stammt und ob sie verheiratet/verlobt oder ledig ist. Die Männer tragen seit dem Bürgerkrieg keine traditionelle Kleidung mehr da damals gezielt Indígenas verfolgt wurden, die man nun einmal an ihren Kleidern erkennt und die Männer eben nicht als Zielscheibe rumspazieren wollten. Anscheinend dauert die Herstellung einer Damen"bluse", Huipiles genannt, rund ein halbes Jahr. Dass sogar schon kleine Mädchen so angezogen werden, hat uns überrascht, nicht mal in Bolivien oder Peru war das der Fall gewesen. Und gemäss Information vom Museum sind alle diese Stoffe handgewebt, vermutlich von den Trägerinnen selber. Respekt!
Indígena-Frauen in traditionellen
Trachten.
Letze Woche haben wir noch einen kurzen Ausflug nach San Andrés Itzapa gemacht. Dort ist die Organisation Maya Pedal angesiedelt, von der wir unterwegs von anderen Ciclistas wiederholt gehört hatten. Dort werden von Einheimischen und ausländischen Volunteers Bicimáquinas hergestellt. Das sind Maschienen, die auf Velo-Technologie basieren und natürlich keinen Strom brauchen. Da gibt es Macademianuss-Schäler, Kornmühlen, Mixer, Waschmaschinen und was weiss ich was alles. Auch scheint das ein Ort zu sein, wo diverse Rad-Toureros oft wochen- oder gar monatelang hängenbleiben. Für uns kam sowas erstens nicht in Frage, da wir nun definitv weiterfahren müssen, wenn wir es bis nächsten Sommer nach Alaska schaffen wollen, zweitens sind da Leute mit handwerklichen Talenten klar mehr gefragt, bevorzugt Velomechs, Schweisser u.ä. Wir hätten aber bestimmt auch etwas gefunden, was wir hätten beitragen können. Das wäre wirklich genial gewesen, ein super Projekt, nachahmenswürdig.
Werkstatt von Maya Pedal.
Nuss-Schäler und Mixer-Antrieb.
Nun ist bald Schluss mit Shoppen und das easy Leben geniessen. Demnächst soll es weitergehen und die geplante Route führt durch hügeliges Gelände, teilweise sind da wohl auch noch nicht-asphaltierte Abschnitte vorhanden. Wie das in Guatemala dann aussehen kann, haben wir gesehen und von anderen Ciclistas gehört.