Antidepressiva ja oder nein

Von Psoggy @PSOGde

Antidepressiva ja oder nein?

Antidepressiva ja oder nein? Soll ich Antidepressiva nehmen, wenn ich eine Angststörung habe oder soll ich es besser ohne versuchen?

Fast jeder mit einer Angststörung stellt sich diese Frage früher oder später, denn Antidepressiva werden nicht nur bei Depressionen, sondern oftmals auch bei einer Angststörung verordnet.

Antidepressiva ja oder nein? Der Beantwortung dieser Frage widmet sich dieser Beitrag.

Ich wollte keine Antidepressiva nehmen

Auch mir wurde die Einnahme von Antidepressiva mehr als einmal angeboten. Während meiner ambulanten Psychotherapie und auch während meines Kuraufenthalts. Ich habe jedes Mal dankend abgelehnt.

Nicht, weil ich strikt gegen Medikamente bin – nicht, weil ich es unbedingt ohne Antidepressiva schaffen wollte – nicht aus falschem Stolz – nicht, weil ich mich Menschen, die ANtidepressiva nehmen, überlegen fühlen wollte – ich habe mich einfach unwohl bei dem Gedanken gefühlt, dass ein Medikament in meine Gefühlslage eingreifen sollte. Es erschien mir für mich persönlich schlicht nicht richtig.

Zudem hatte ich Sorge, dass die Angststörung durch die Medikamente nur unterdrückt würde. Ich befürchtete, dass ich weniger bereit sein würde, etwas zu verändern, wenn es mir aufgrund der Antidepressiva besser gehen würde und hatte Angst davor, dass nach dem Absetzen des Antidepressivum meine Angststörung wieder aufflammen würde.

Daher entscheid ich mich gegen die Einnahme, ohne Antidepressiva verteufeln zu wollen.

Antidepressiva können hilfreich sein

Ich bin zwar kein Arzt und doch weiß ich, dass es manchmal sehr sinnvoll sein kann, diese Medikamente einzunehmen. Das hängt von verschiedenen Faktoren ab wie der Art der psychischen Erkrankung, deren Ausprägung sowie der Persönlichkeit des Betroffenen.

Ich verteufele Antidepressiva keineswegs. Und ich möchte niemanden verurteilen, der welche nimmt. Genauso wenig möchte ich diejenigen auf ein Podest heben, die keine nehmen. Das muss jeder (nach Absprache mit einem Arzt/Therapeut) für sich allein entscheiden.

Aber…

Ich halte wenig von Tavor und Co.

Der angstlösende Wirkstoff Lorazepam ist Hauptbestandteil des Arzneimittels „Tavor“. Wenn die Angst besonders schlimm ist, dann kann eine Tablette innerhalb kurzer Zeit die Angst lindern oder gar wegmachen.

Diese Medikamente werden seit vielen Jahren fleißig verschrieben, obwohl hinlänglich bekannt ist, dass Benzodiazepine wie Lorazepam psychisch und physisch abhängig machen und das sogar relativ schnell. Ich kann mir auch gut vorstellen, warum das so ist.

Angstzustände und Panikattacken sind oft mit Todesangst verbunden. Das ist mehr als unangenehm – das ist furchtbar. Jeder, der mit Panikattacken zu tun hat, weiß wie schlimm das ist und zwar jedes Mal aufs neue.

Und eine Pille, die diese Angst beseitigen kann, ist natürlich reizvoll. Ich kann mir vorstellen, wie erlösend das Gefühl sein muss. Und bei der nächsten Panikattacke hat man die Tablette schon schneller griffbereit. Und später nimmt man sie bereits beim ersten Anflug von Panik. Warum nicht schon, wenn ich morgens bemerke, irgendwie bin ich ängstlich oder fühle mich nicht so gut?

So ist das im Grunde mit Drogen. Man fühlt sich besser und irgendwann geht es kaum noch ohne. Eine Droge auf Rezept sozusagen. Das zumindest ist meine Meinung, auch wenn mir Betroffene immer wieder versichern, dass sie das im Griff haben. Das haben die meisten Raucher (und hier weiß ich, wovon ich rede), Alkoholiker oder Heroinabhängige auch zunächst gedacht.

Ich habe selbst keine persönlichen Erfahrungen damit und bin kein Arzt, doch Antidepressiva sind ohne jeden Zweifel ein großes Thema bei Menschen, die unter einer Angststörung leiden. Jeder, der länger mit übermäßiger Angst und Panikattacken zu tun hat, stellt sich früher oder später die Frage „Antidepressiva ja oder nein“.

Unglück auf Rezept

Im Zuge meiner Recherchen bin ich auf ein interessantes Buch gestoßen, in welchem sich die Autoren Dr. Peter Ansari und Sabine Ansari wohl auch kritisch zum Thema „Antidepressiva“ äußern. Es trägt den Titel „Unglück auf Rezept: Die Antidepressiva-Lüge und ihre Folgen“.

Das Buch mit 300 Seiten wurde am 24. September 2016 im Klett-Cotta Verlag veröffentlicht. Die bisherigen Rezensionen machen jedenfalls Hoffnung auf ein hilfreiches Werk.

Ich hoffe nur, dass die Autoren sich in „Unglück auf Rezept“ differenziert mit diesem Thema auseinandersetzen, denn auch wenn ich keine Medikamente gegen meine Angststörung genommen habe: Antidepressiva grundsätzlich als „schlecht“ darzustellen, halte ich für falsch.

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Antidepressiva absetzen

Wer sich dazu entschließt Antidepressiva einzunehmen, steht (hoffentlich) irgendwann vor dem Schritt, Antidepressiva absetzen zu wollen.

Auch wenn ich zu diesem Thema aus persönlicher Erfahrung nichts beitragen kann, scheint es oft nicht leicht zu sein, Antidepressiva abzusetzen. Das entnehme ich den zahlreichen Kommentaren zu diesem Thema in unserer Facebook-Gruppe und den vielen E-Mails, die ich zu diesem Thema erhalte.

Ich versuche die Gründe dafür aus Laiensicht kurz und knapp vereinfacht darzustellen.

Antidepressiva haben unter anderem eine Auswirkung auf den Serotoninspiegel. Ohne das Antidepressivum sinkt der Serotoninspiegel, was verschiedene Symptome wie Schlaflosigkeit oder Durchfall hervorrufen kann. Um das zu verhindern, reduziert man die Einnahme des Antidepressivums nach und nach. Man spricht vom „Ausschleichen“.

Zudem kann ich mir vorstellen, dass Angstsymptome tatsächlich wieder verstärkt auftreten, wenn das Medikament die Angststörung lediglich unterdrückt hat und sich ansonsten nichts verändert hat. Daher sollte man meiner Meinung nach eine medikamentöse Therapie auch mit einer Psychotherapie verknüpfen.

Eine Angststörung entsteht meine Erfahrung nach nicht ohne Grund. Und daher ist es erforderlich, sich mit sich und seinem Leben auseinanderzusetzen und schlussendlich auch etwas zu verändern. Und das vermag kein Medikament der Welt (allein) zu leisten.

Und oftmals ist es einfach die Angst, wie es den Betroffenen ohne Antidepressiva geht. Wird es dann wieder so schlimm wie zuvor? Hat mich die Angststörung dann wieder im Griff? Habe ich dann wieder häufiger Panikattacken?

Und diese Befürchtungen wiederum kann ich gut verstehen. Schließlich war das einer der Gründe, weshalb ich mich damals gegen die Einnahme von Antidepressiva entschieden habe.

Ratgeber von Müller und Miltenberger

Aber du merkst schon, dass ich kein Experte bin, wenn es um das Thema „Antidepressiva absetzen“ geht. Mein geschätzter Bloggerkollege Mischa Miltenberger kennt sich da wesentlich besser aus. Mischa hat nun gemeinsam mit Melanie Müller (nein, nicht die Dschungelkönigin) ein Buch zu dieser Thematik geschrieben.

Das Buch trägt den prägnanten Titel: „Antidepressiva absetzen: Dein Wegbegleiter mit unseren Erfahrungen & wertvollen Tipps“.

Auch wenn ich noch nichts zum Inhalt sagen kann, bin ich mir relativ sicher, dass dieser Ratgeber, dessen Titel nicht viel Platz für Spekulationen offen lässt, nicht von schlechten Eltern ist.

Mischa durfte ich bereits persönlich kennenlernen, er ist ein sympathischer und authentischer Typ und er hat einen wundervollen Schreibstil. Auf antidepressiva-absetzen.com erfährst du mehr über die Autoren und das Buch.

Zusätzlich solltest Du gemeinsam mit Deinem Arzt oder Therapeuten besprechen, ob der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um das Antidepressivum abzusetzen.

Deine Meinung ist gefragt

Stehst Du selbst vor der Entscheidung „Antidepressiva ja oder nein“? Nimmst Du Antidepressiva oder hast Du Dich dagegen entschieden? Was sind Deine Gründe? Wie sind Deine Erfahrungen?

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